Kapitel 50

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Es vergingen ein paar Tage. Mittlerweile war es Donnerstag. Heute nahm Hinata sich vor, das alles mit Kageyama zu klären. Die letzten Tage haben sie nicht geredet, was für den Orangehaarigen echt schlimm war. Kageyama hat ihn einfach ignoriert und so getan als ob nie etwas zwischen ihnen war. Als ob sie sich nicht kennen würden. Obwohl sie ja noch zusammen waren! Oder hat er da was verpasst? Waren sie... nicht mehr zusammen? Shoyo lief eine kalte Dusche über den Rücken und er versank in Gedanken. Mit dem Fahrrad fuhr er die gewöhnliche Strecke zur Schule. In seiner Familie hat sich alles etwas beruhigt. Sein Vater redet zwar immer noch nicht mit ihm, aber damit konnte Shoyo mittlerweile ganz gut leben. Zu seiner Mutter baute er immer mehr Vertrauen auf, in dem er viel von Yachi erzählte und vorgab mit Kageyama Schluss gemacht zu haben. Zwar lügte Hinata nun jedes zweite Mal, wenn er den Mund zuhause auf machte, doch wie sollte es anders gehen? Er wollte wirklich, dass die Beziehung mit dem Zuspieler klappt, auch wenn er dafür lügen musste. Hinata stellte sein Fahrrad an der Schule ab und ging direkt zum Unterricht, da er etwas spät war. Heute versuchte er sich etwas mehr zu konzentrieren, was ihm auch gelang. Wie Kageyama, glänzte er in der Englischstunde und überzeugte mit seinem ziemlich flüssigem Englisch. Als es klingelte sprang der Mittelblocker sofort auf und lehnte die Nachfragen, ob er mit anderen Freunden zu Mittag essen wollte, ab. Er musste jetzt sofort zu Kageyamas Klassenraum und ihn dort abfangen. Shoyo ging los, verzichtete sogar darauf, ein Bento zu kaufen und stand schon nach wenigen Minuten vor dem Klassenraum des Zuspielers. Alle verließen gerade noch den Raum und Shoyo schaute sich nach seinem Freund um. Kageyama stand dort mit Rin, den Hinata jedoch nicht kannte. Der Orangehaarige erblickte seinen Freund, aber nahm auch direkt den Jungen neben ihm wahr. Kageyama und der Junge schien sich recht nah zu stehen. Beide hielten ihr Bento in der Hand und unterhielten sich noch. Tobio stand mit dem Rücken zu Hinata und diskutierte scheinbar mit Rin, bis dieser ihn antippte und auf Hinata zeigte. Kageyama drehte sich mit einem genervten Blick um und zuckte kurz zusammen, als er den Mittelblocker erkannte. "Ist das nicht einer deiner Mitspieler?" , fragte Rin und verschränkte die Arme. Rin war circa so groß wie Kageyama, was Hinata zum Zähne knirschen brachte. Kageyama drehte sich nochmal zu Rin und Shoyo blieb ahnungslos und etwas skeptisch dort stehen. "Ich muss eben mit ihm reden, geh schon mal vor." , murmelte Kageyama und wendete sich wieder in Richtung Shoyo. Rin ging lässig mit seinem Bento an dem Orangehaarigen vorbei und musterte ihn. Seine Körperhaltung erinnerte an Kageyama, nur die Haare, der Körperbau und der Blick war anders. Rin war blond, dünner und eher lässig. Tobio wartete bis jeder den Raum verlassen hatte und schaute zu seinem Freund runter. "Bist du hier um mit mir Schluss zu machen?" , fragte der Zuspieler, steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute zur Seite weg. "Was? Nein!" , murmelte Hinata und zog leicht an der Uniform des Größeren. "I-Ich hab eine Methode gefunden. So... Also so könnte es funktionieren!" , flüsterte Shoyo. "Yachi und Yamaguchi haben mir geholfen! Ich habe meiner Mutter vorgegeben, dass ich mit dir Schluss gemacht habe und an Yachi Interesse habe. So fängt sie an mich zu unterstützen und mir mehr Freiraum zu geben. Außerdem tun Yachi und ich so, als ob ich jeden Tag zu ihr gehen würde und mit ihr lernen würde. Das bedeutet, dass ich in dieser Zeit zu dir gehen kann! Somit ist das Lernen auch abgedeckt!" , Hinata schien etwas fröhlicher und Kageyama schaute überrascht. "Und was ist mit deinem Standort?" , fragte der Zuspieler und seine ganze Hoffnung sank wieder. "Yamaguchi wollte mit Tsukki reden, vielleicht kann er das manipulieren. Oder Yachi nimmt mein Handy mit zu sich. Ich hab noch mein altes Handy, damit kann ich dann in dem Fall leben." , Shoyo verschränkte die Arme und grinste. "Das hört sich echt super an, nur-" , murmelte Kageyama und sein Freund zog eine Augenbraue hoch. "Nur wir können uns wahrscheinlich nicht bei mir treffen. Ich möchte dir nicht meinen Vater zumuten." , brummte Kageyama, wurde rot und kratzte sich am Kopf. "Hm? Wieso nicht?" , Hinata sah das Problem nicht wirklich, denn er hatte ja alles so gut durchgeplant! Kageyama schnappte ihn am Ärmel und zog ihn aus dem Klassenraum raus. Er ging nach oben aufs Dach und Shoyo stolperte ihm hinter her. Oben auf dem Dach war keiner. Tobio nutzte die Chance und stellte sich ans Gitter. Er wartete bis sein Freund neben ihm stand. Der Zuspieler holte tief Luft, seufzte kurz und fing an von seiner Vergangenheit zu erzählen. "Du weißt schon. Meine Mutter ist gestorben, als ich 8 war. Vorher waren wir eine glückliche und sorgenfreie Familie. Wir haben viel unternommen und sind viel verreist. Was halt eine gutverdienene Familie macht. Doch im Januar kam ein schicksalhafter Tag. Ich hatte ein wichtiges Volleyballspiel und hab meine Mutter gedrängelt, da wir eh schon sehr spät waren. Man sollte vielleicht dazu sagen, dass es kalt war und stark geschneit hat, doch das Spiel war so wichtig, dass meine Mutter mich trotzdem fuhr. Ich bin nicht mit den anderen im Bus gefahren, da wir nah an dieser Turnhalle wohnten und es nur ein Umweg gewesen wär, erst zur Schule gefahren zu werden. Jedenfalls war die Turnhalle auf einem Berg, den man umkreisend hochfahren musste. Die Kurven waren gefährlich und die Straße bröckelte teils schon. Dadurch, dass es glatt war und meine Mutter im Schnee nichts gesehen hat, ist sie in einer scharfen Kurve von der Straße abgekommen und unser Auto ist den Berg runtergerutscht." , Kageyamas Atem stockte und er senkte den Kopf. Der Zuspieler hielt eine Hand ins Gesicht und versteckte es. "Wir haben uns mehrfach überschlagen und weil meine Mutter mit all ihrer Kraft mich auf den Sitz gedrückt hat, um mich zu sichern, ist sie hochgerutscht und das Glas der Scheiben auf der Fahrerseite ist zersprungen. Sie lag über der Mittelkonsole und ihr kompletter Unterkörper wurde eingequetscht. Es dauerte nicht lange, bis das Auto komplett zugeschneit wurde. Sie hat meine Hand gehalten und mir zugesprochen, weil ich natürlich als 8 Jähriger nur geweint habe. Das war die schlimmste Stunde in meinem Leben. Meine Mutter war am verbluten, keiner kam zur Hilfe und alles war meine Schuld. Sie hat nur an mich gedacht und versucht mich zu retten, obwohl ich der war, der gedrängelt hat. Ich hab Volleyball über unsere Gesundheit gestellt, weil ich nicht nachgedacht hab. Bin ich nicht ein totaler Idiot? Jedenfalls wurde das Auto erst eine Stunde später gefunden und ein Krankenwagen gerufen. Ich wurde gerettet und zu der Frau, die uns gefunden hat, nach Hause gebracht. Meine Mutter starb noch am Unfallort, wie ich später erfuhr. Seit diesem Tag unterdrücke ich jede einzelnen traurigen Gefühle, da ich Angst hab, zurückzufallen. Da ich früher oft gedrängelt hab, wenn es um Volleyball ging, gibt mir mein Vater die Schuld für den Tod meiner Mutter. Er konnte damit nicht umgehen und ist der Alkoholsucht verfallen. Wir haben uns, als ich älter wurde, so oft gestritten. Er kam so oft stark alkoholisiert nach Hause und hat mich angeschrien. Mittlerweile ist es Standart geworden. Ab und zu ist er friedlich, doch man weiß nie, wann er wieder ausrastet. Shoyo, willst du nun wirklich noch zu mir nach Hause?" , Kageyama liefen die Tränen vom Gesicht, welche er schnell wegwischte und sein Gesicht versteckte.

Liebesgeschichte auf Malta - (Kagehina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt