Kapitel 33

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Kageyamas Atem stockte. Er begab sich langsam und vorsichtig zum Tisch, an dem der Coach saß. "Sie wollten mit mir reden?" , fragte er behutsam. Der Coach nickte. Tobio war ziemlich angespannt und setzte sich hin. Ukai holte eine Zigarette raus und zündete sie an. Der Zuspieler merkte direkt, dass es ernst wurde. "Weshalb?" , fragte er mit leicht zitternder Stimme. "Tobio Kageyama..." , es hieß nie etwas gutes, wenn er mit ganzem Namen angesprochen wurde, "Du verhälst dich in letzter Zeit sehr komisch. Deine Leistung hat in den letzten Tagen extrem nachgelassen. Du weißt doch ein guter Zuspieler-" , Kageyama unterbrach den Coach und vollendete den Satz, den er sich oft anhören musste. "kann jedem zuspielen, ja ich weiß..." , nuschelte er und Coach Ukai nickte. "Ich weiß, Hinata ist dein bester Freund hier und es ist alles etwas verzwickt mit seinen Verletzungen. Doch du musst dich auch den anderen öffnen. Außerdem du weißt... Das mit Kozume gestern war wirklich nicht angemessen. Ihr habt zwar was getrunken, doch das ist keine Entschuldigung dafür." , brummte der Coach etwas zu ruhig. Jedoch hatten seine Worte wirklich eine gewisse Schärfe, was den Schwarzhaarigen erschaudern ließ. "E-Es tut mir Leid." , Tobio blickte auf den Boden und gestand es sich ein, was sehr selten vorkam. Irgendwie hatte ihn die ganze Zeit hier verändert. Er ist viel sensibler und einfühlsamer geworden. Ob das gut war, bezweifelte er jedoch. Selbst der Coach war über diese Entschuldigung erstaunt. "Ich werde mich bei Kozume entschuldigen... Und ich werde wieder härter trainieren." , nuschelte Kageyama und der Coach nahm einen tieferen Zug von seiner Zigarette. "Die Zeit hier, hat dich verändert." , stellte er fest und aschte in den Aschenbecher. Auch das war dem Zuspieler schon aufgefallen. "Ich habe die anderen etwas besser, auch außerhalb des Volleyballs, kennengelernt." , brummte der sichtlich angespannte Schwarzhaarige. Er wollte aus der Situation raus. Beide schwiegen sich an. Scheinbar waren sie beide in ihren eigenen Gedanken versunken. Kageyama brach die Stille, indem er aufstand und reinging. Außerdem hatte er einen riesen Hunger. Die anderen waren wahrscheinlich schon am Frühstücken. Tobio ging nach oben und schaute im Zimmer nach seinem Freund. Dieser war nicht mehr da. Er war bestimmt bei den anderen, dachte der Zuspieler. Also ging er los und wuschelte sich durch die Haare. Oh man, sich bei Kenma zu entschuldigen wird ihm schwerfallen. Was sollte er bloß sagen? Entschuldigen war noch nie seine große Stärke. Außerdem hat er sich doch schon beim Coach entschuldigt. Das würde doch reichen, oder nicht...? Kageyama lief zu dem Restaurant, wo beide Teams jeden Morgen frühstückten. Dort gab es einfach das beste Buffet. Als er gerade durch den großen Türrahmen ging, sah er schon direkt die schwarzen und roten Trainingsjacken von allen. Der Setter setzte sich zu seinem Team und rieb sich die Augen. Alle sahen immer noch etwas fertig aus, manche mehr, manche weniger. Über manche Sachen wurde immer noch gelacht und ja, es wurde auch noch nicht vergessen, dass Shoyo keine Jungfrau mehr ist. Das hat das Team wohl am meisten geschockt, dachte Kageyama und schmunzelte innerlich. Routiniert aß er sein Müsli und hörte den Gesprächen zu, während er merkte, wie eine kleine Hand an seinem Shirt zog. Er drehte seinen Kopf, blickte runter und traf mit seinem Blick direkt den des Orangehaarigen. "Was wollte der Coach von dir?" , nuschelte der Kleine recht leise und sah etwas besorgt aus. "Erzähl ich dir spä-" , ihr Geflüster wurde direkt von den aufmerksamen Teammitgliedern gestört. "Keine Tuschelei hier!" , rief Tanaka und grinste. Kageyama schüttelte nur den Kopf und rollte die Augen. Ihm wurde immer noch mulmig, wenn er daran dachte, dass er sich gleich bei Kenma entschuldigen muss. Der Gedanke bedrückte ihn auch noch die weitere Zeit. Der kleine Setter von Nekoma Team saß ganz gemütlich auf der anderen Seite. Tobio würde das Gespräch suchen, wenn er mit ihm alleine reden könnte. Vor anderen wär es echt unangenehm... Alleine das Gespräch mit Kenma wird schon unangenehm werden.

Der Tag ging ziemlich schnell vorbei. Nach dem Frühstück fuhren sie an nette Sehenswürdigkeiten und entdeckten die Umgebung noch etwas besser. In der Stadt kannten sie sich mittlerweile aus, doch es gab noch viele Unentdeckte Orte. Nach ein paar Stunden fuhren sie zurück zum Hotel. Zum Sonnenuntergang hin, machten sie einen Spaziergang am Strand. Sie liefen die Strecke entlang, die Kageyama auch lang gelaufen ist, als Kenma Hinata geküsst hat. So langsam fing es wirklich an, ihn zu stören. Es störte ihn einfach, dass er nicht seine Beziehung öffentlich ausleben konnte. Wie gerne hätte er die Hand seines Freundes beim Spaziergang gehalten... Doch es wär auch ein gewaltiger Schritt. Alles war einfach verzwickt. Manche wie Kiyoko und Yachi wussten es und manche vermuteten es. Sie waren wirklich zu auffällig. Die Gedanken quälten den Schwarzhaarigen. Sollten sie sich outen? Sollten sie es weiterhin verheimlichen? Er müsste das ganze erstmal mit dem Spiker besprechen. Nach einer guten Weile liefen sie zurück und gingen Abendessen. Alle unterhielten sich fröhlich und entspannt. Das Hauptthema war der Urlaub. Sie diskutierten über die schönsten Tage. Für Kageyama waren die schönsten Tage, beziehungsweise Abende, die er mit Shoyo verbringen konnte. Schon bald war der Urlaub beendet und sie würden wieder in den Alltag verfallen. Schule, Volleyball und Hausaufgaben. Sie könnten nicht mehr am Strand entspannen, in einem Whirlpool die Abende ausklingen lassen, in einer modernen Luxussuite einschlafen. All das wär wieder verfallen. Kageyama bemerkte, wie sehr ihn das rührte. Es war DAS perfekte Leben hier. Er wollte nichts anderes. Hinata und Luxus. Das Leben in Japan war dagegen schon Langweilig. Für manche möge wohl so ein perfektes Leben langweilig klingen, doch was war spannender? Eine romantische und aufregende Beziehung, mit der man all seine Vorlieben ausleben konnte oder Hausaufgaben und Schule? Das erste Mal spürte er, wie toll diese Zeit hier eigentlich war. Und jetzt war sie schon fast vorbei? Das war unfair! Er hat doch jetzt erst verstanden, wie dankbar er für das hier sein kann! Doch da kam ihm eine Idee. Für diesen Traum, welcher ihm vor Augen schwebte, wird er hart arbeiten, das wusste er jetzt schon.

Nach einer Zeit gingen alle auf ihre Zimmer und auch Shoyo und Tobio ließen den Abend ausklingen. "Ich muss noch eben was klären gehen..." , brummte Kageyama und war auch schon aus der Tür verschwunden. Hinata blickte ihm verwirrt nach und war kurz davor aufzuspringen. Wohin wollte er nur? Kageyama ging eine Etage runter und war im langen Gang, wo sich die Nekoma Mitglieder sammelten. Manche alberten dort rum oder spielten Karten. "Wo ist Kozume?" , fragte Kageyama den Kapitän vom anderen Team. Dieser grinste ihn nur schelmisch an und zeigte auf die Zimmertür von Kenma. "Willst du dich entschuldigen?" , nuschelte Kuroo und fuhr sich durch die Haare. Der schweigsame Zuspieler antwortete gar nicht mehr und klopfte an der Tür des anderen Zuspielers. Man hörte nur ein Brummen, was vom Klang einem "Ja" ähnelte. Tobio öffnete vorsichtig die Tür und sah zu Kenma rüber. Dieser hatte seine Nintendo Switch in der Hand und schaute ausnahmsweise zum Großen rüber. "Du bist es..." , nuschelte er müde und legte überraschender Weise die Konsole weg. "Ich wollte mich entschuldigen. Das ich gestern handgreiflich geworden bin, war nicht okay-" , fing der Schwarzhaarige an, wurde jedoch direkt unterbrochen. "Ist schon gut... Es tut mir eher Leid, dass ich Shoyo.. Ich meine Hinata geküsst habe. Es war egoistisch von mir. Aber, du weißt schon... Es wär nett, wenn du niemanden davon was erzählen würdest." , grummelte der Nekoma Zuspieler und schaute verlegen weg. Kageyama nickte. Er hätte nicht mit so einer Antwort gerechnet. "Ich verrat es keinem." , murmelte der Schwarzhaarige und verließ direkt das Zimmer. Er wollte keinen Streit, doch eins war klar. Kenma wird wohl nie sein Bester Freund werden.

Liebesgeschichte auf Malta - (Kagehina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt