Kapitel 48

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Shoyo wachte am nächsten Morgen auf und kratzte sich am Kopf. Oh man, sein Kopf und seine Augen taten richtig weh... Wahrscheinlich vom ganzen weinen... Er setzte sich auf und da kam sie wieder: Die Angst. Hinata hatte seine Eltern seit dem Gespräch gestern nicht mehr gesprochen und wie sie auf seine Vorwürfe antworten würden, war ihm auch unklar. Der Mittelblocker stand auf, zog sich seine Uniform an und packte seine Schulsachen. Alle lag noch so, wie sie es gestern verlassen hatten. Shoyos Hausaufgaben lagen auf dem Boden, nur Kageyamas fehlten daneben. Seufzend hob er seinen Block hoch und packte ihn auch in die Tasche. Nach ein paar Minuten die er noch im Bad vergeudete um Zeit zu verschwenden, fasste er seinen Mut zusammen und ging nach unten. Sein Kopf war gesenkt und seine Körperhaltung sprach für sich... So kannte man den Volleyballspieler eigentlich nicht. Hinatas Vater saß auf dem Sofa und tippte auf seinem Handy, seine Mutter war mit Natsu in der Küche. "Guten Morgen." , murmelte Hinata und schaute zu seinem Vater. Der Mittelblocker biss die Zähne zusammen und konnte seinen Vater nicht wirklich weiterhin anschauen. Es ging einfach nicht. Hinatas Vater schaute auf und musterte seinen Sohn mit einem verabscheuenden Blick, den Hinata bemerkte und ihn zum Zittern brachte. Sein Vater sagte nichts. Kein Wort. Er ignorierte ihn einfach und schaute wieder auf sein Handy. Fassungslos blieb Hinata noch stehen und starrte auf den Boden, bis er in die Küche lief. Würden seine Eltern ihn jetzt komplett ignorieren? Ihm war die Situation bewusst, aber zu einem "Guten Morgen" hat er sich ja auch durchgerungen. Als er in die Küche ging sah er direkt seine Mutter, die mit dem Rücken zu ihm stand, und Natsu, die auf ihrem Stuhl saß. Natsu wackelte aufgeregt auf ihrem Stuhl, gluckste und wartete auf ihr Frühstück. Shoyo stand im Türrahmen und stellte seine Schultasche ab, ging dann zu seinem Stuhl und setzte sich. "Guten Morgen." , er versuchte es nochmal bei seiner Mutter, welche schon eher reagierte und sich umdrehte. Sie musterte ihn mit einem ähnlichen Blick, wie sein Vater, öffnete jedoch den Mund und sprach. "Morgen, Shoyo." , murmelte sie recht kalt und servierte ihm und Natsu ein Omelette. Shoyo senkte den Kopf und schaute zum Omelette runter, während er zu den Stäbchen griff. "Wir müssen nochmal über das Thema reden." , fing seine Mutter an und schob die Tür der Küche zu, damit ihr Vater nichts hören würde. Hinata ließ sofort seine Stäbchen los. "Ich weiß immer noch nicht, was in dich gefahren ist. Trotzdem hab ich mir Gedanken gemacht und ab jetzt wird alles anders laufen. Du hast mir gesagt, dass ich dir zu viel auftrage mit Natsu und so... Ich hab mit meinem Chef telefoniert und kann ab dem nächsten Monat andere Arbeitszeiten bekommen. Heißt aber auch, dass ich zuhause bin, wenn du auch zuhause bist und ein Auge auf dich haben werde. Ebenfalls ist dein Vater davon überzeugt, dass du nun alt genug bist, wenn du solche Sachen behauptest und schon deine erste B- Be..- Beziehung hast. Wir werden dir ab heute nur noch das nötigste bezahlen, wie du sonst um die Runden kommst musst du schauen. Du bist ja mittlerweile alt genug, hm?" , murmelte seine Mutter mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck. Selbst Natsu merkte, dass was falsch war. Sie saß ganz ruhig auf ihrem Stuhl und schaute zu ihrem Bruder, welcher mit gesenktem Kopf dort saß und sich die Haare ins Gesicht hängen ließ. Er biss die Zähne zusammen und war kurz davor zu weinen. Was bildete sich seine Mutter ein? Was wenn alles andere wäre und sie es früher verboten bekommen hätte, mit seinem Vater zusammen zu sein, weil sie aufs andere Geschlecht gehen? Was wenn die Homosexualität in der Gesellschaft als normal angesehen wäre und man nicht Heterosexuell sein dürfte? Wie hätte sie sich dann gefühlt?! "Ich bin immer noch davon überzeugt, dass die Jungs vom Volleyball nicht gut für dich sind. Außerdem darfst du momentan eh kein Volleyball spielen. Ich respektiere dein Talent, dulde es aber nur solange du fleißig lernst. Jetzt hab ich ja auch ein Auge auf dich. Und wenn du mindestens 2 Stunden am Tag lernst, akzeptiere ich das Volleyballspielen. Oh und apropos, wir wollen dich nicht länger mit deinem Freund sehen. Wenn wir oder Freunde von uns euch irgendwo sehen, dann werde ich andere Maßnahmen aufgreifen. Er ist kein guter Umgang für dich. Und dein Vater wird heute dein Handy so einrichten, dass wir immer deinen Standort haben, also komm bloß nicht auf dumme Ideen." , beendete sie streng und ging aus der Küche raus. Wie... konnte ein Mensch nur so abgehärtet und kalt sein? Hinata biss sich auf die Lippe und seine Tränen tropften auf sein Omelette. "Nii chan?" , fragte Natsu vorsichtig und tippte ihren am Boden zerstörten Bruder an. "Lass gut sein, Natsu." , murmelte er noch recht vorsichtig und stand auf. Das es Konsequenzen geben würde war ihm klar... Aber doch nicht so! Jetzt würde er ständig überwacht werden oder was? Wo war er? Im Gefängnis? So kam es ihm zumindest vor.

Beim rausgehen nahm seine Mutter ihm auch noch das Handy weg. Shoyo stolperte aus der Tür, holte sein Fahrrad und ließ den Kopf hängen und war verschollen in seinen Gedanken. Er war komplett deprimiert und verzweifelt. Wie sollte er das nun Kageyama beibringen? War das das aus für ihre Beziehung? Wie soll das funktionieren, wenn sein Handy und sein Standort überwacht wird und er nicht mal mehr Volleyball spielen darf wenn er mit Kageyama zusammen gesehen wird. Wie soll eine Beziehung so funktionieren?! Selbst Nachbarn schienen verwirrt, als sie den sonst so fröhlichen Hinata so deprimiert auf seinem Schulweg sahen. Ansonsten fuhr er motiviert auf seinem Fahrrad und nun lief er nur nebenher und schob es mit wenig Kraft. Auch in der Schule änderte sich seine Laune nicht. Seinen Freund hat er bis jetzt noch nicht gesehen. Im Unterricht konnte er sich nicht wirklich konzentrieren und hielt sich den Kopf. Es klingelte. Seine Klassenkameraden merkten natürlich sofort, dass was faul war. Doch Shoyo ließ sich nicht helfen, legte den Kopf auf Tisch und schloss die Augen. Manche blieben noch stehen und wussten nicht wirklich, was mit dem sonst so agilen Mittelblocker los war.

Auch Kageyama quälte der Gedanke und seine Unterrichtsstunde lief ähnlich ab. Ihm mangelte es auch an Fokus und Konzentration. Als es klingelte seufzte er erleichtert und eine Hand legte sich sofort auf seine Schulter. "Was ist los Tobio?" , fragte sein bester Freund Rin. "Du scheinst so besorgt. Isst du heute mit mir zu Mittag und magst mir erzählen was los ist?" , fragte Rin behutsam und legte den Kopf schräg. Kageyama stand auf und steckte die Hände in die Hosentaschen. "Ich red später nochmal mit dir. Du musst wissen, ich... Also ich... date momentan jemanden. Und da gibt es Probleme mit den Eltern." , murmelte er leise und Rin riss die Augen auf. "D-Du datest jemanden?!" , platzte es direkt aus ihm raus und ihre Klassenkameraden wurden aufmerksam. "Kageyama-kun datet wen?" , munkelten manche Mädchen und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Das Mädchen, welches ihm gestern seine Liebe gestanden hat, verhielt sich bedeckt und schämte sich etwas, dass sie ihm ihre Liebe gestanden hat obwohl er jemanden datet. Tobio rollte die Augen und schaute in die Klasse. Er hob nur kurz die Hand um sich von seinem Kumpel zu verabschieden und ging raus. In der Kantine holte er sich flott ein gekauftes Bento und stolzierte etwas nervös zu dem Raum seines Freundes. Als er im Eingang zum Klassenraum von Hinata stand, riss er die Augen auf und schaute zu seinem am Boden zerstörten Freund. "S-Shoyo..." , nuschelte er sehr leise zu sich und ging direkt durch die Tischreihen zu den anderen. Hinatas Freund gingen ein Schritt zurück und fragten Kageyama direkt, ob er wüsste was los wär. "Hinata und ich gehen jetzt Mittag essen." , schnellte Tobio nur mit grimmiger Miene und packte den Mittelblocker. Er zeigte seine unsanfte Seite und zog Shoyo am Ärmel aus dem Raum, quer durch die Schule bis sie hinter der Schule an einem ungestörten Ort saßen. Tobio was etwas überfordert mit der Situation und schwieg. Er wartete darauf, dass Hinata was sagen würde. Was haben seine Eltern bloß gesagt?

Hinata wusste nicht, wie er es nun anstellen sollte? Wie macht man sowas? Wie erklärt man seinem Freund, den man über alles liebt, das die Beziehung nicht funktionieren kann?

Liebesgeschichte auf Malta - (Kagehina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt