Kapitel 67

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Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Die meiste Zeit des Tages trainierten sie hartnäckig. Shoyo und Tobio übten an neuen Techniken. Mittlerweile war es schon Donnerstag. Das Trainingscamp ging noch weitere vier Tage. Am Montag würden sie wieder nach Hause fahren. Auch der Donnerstag verlief gewöhnlich. Mittlerweile brach die Nacht an und das Pärchen ging langsam schlafen.

Plötzlich, mitten in der Nacht, klingelte Kageyamas Handy. Huh, was war denn jetzt los? Tobio öffnete die Augen und schaute auf den viel zu hellen Display auf dem "Baufirma" stand. Er schreckte zusammen und ging sofort ran. Shoyo wachte auch langsam auf, als er merkte, wie kalt sein Rücken auf einmal wurde, da Kageyama dort nicht mehr lag. "Hm, ja Guten Abend." , flüsterte Tobio und stand auf. Er lief vorsichtig zur Tür und wollte verhindern, dass Hinata aufwacht. Zu spät, der Kleine war hell wach. "Tobio?" , flüsterte er und schaute zu dem leicht bekleideten, muskulösen Zuspieler. "Komplikationen? I-Ich kann jetzt nicht her kommen. Ich bin momentan beschäftigt!" , zischte der Schwarzhaarige leise in sein Handy und Shoyo verstand nur Bahnhof. Der Größere hatte scheinbar noch nicht bemerkt, dass Hinata wach war. "Es ist..." , Kageyama schaute flott auf seine Uhr, "3 Uhr Nachts in Japan. Wie soll ich denn jetzt noch ein Flieger erwischen?" Kageyama verließ das Zimmer und schob die Tür hinter sich zu. Der Zuspieler, welcher nur eine Boxershorts trug, watschelte leise den Gang entlang und kaufte sich am Automaten, welcher in der Cafeteria stand, eine Milchpackung. "Hören Sie... Ich bin momentan auf einem Trainingscamp und ich war doch erst vor vier Tagen bei Ihnen. Wie können denn dort jetzt Komplikationen aufgetreten sein? Ich habe Ihnen den Plan und alles hinterlegt. Außerdem verstehe ich jetzt nicht, wofür ich nach Malta fliegen muss, wenn ich das auch telefonisch klären kann..." , brummte er leise ins Handy und versuchte, nicht die anderen zu wecken. Shoyo war viel zu neugierig und stand auf. Er folgte dem Großen recht unauffällig. Tobio lehnte sich gegen den Automaten und schaute zum Fenster raus. "Kann ich Ihnen die Unterschrift nicht über das Tablet zukommen lassen?" , Kageyama unterhielt sich weiterhin und schien etwas enttäuscht. Hinata versteckte sich hinter der Tür, die den Jungstrakt mit der Cafeteria verband. Er lauschte dem Gespräch und biss sich auf die Lippe. Worüber redete Kageyama? Und noch wichtiger: Mit wem redete er? "Nun... Wenn es so wichtig ist, werde ich wohl die Zeit dafür schaffen müssen. Ich schaue mal, ob ich ein last-minute Flug bekomme. Versprechen kann ich aber nichts! Ich rufe sie gleich zurück." , Tobio beendete das Telefonat und seufzte. Der Zuspieler tippte auf seinem Handy rum und suchte nach einem günstigen Flug. Das Licht seines Displays strahlte sein Gesicht an, doch der restliche Raum war dunkel. Hinata senkte den Kopf. Last-minute Flug? Würde Tobio nun wieder weg sein? Hinata konnte es sich nicht erschließen, was so wichtig war, dass sein Freund die ganze Zeit weg wäre! Warum konnte Kageyama ihm davon nicht erzählen?! Shoyo wurde unsicher und das Vertrauen zu seinem Zuspieler fing an zu bröckeln. Irgendwas verschwieg der 16 Jährige definitiv. "Oh~" , der kleine Mittelblocker hörte die dunkle Stimme seines Freundes und schaute wieder auf. Kageyama hatte noch auf die schnelle einen Flug gefunden. Zögerlich buchte er den Flug und hielt sich die Hand ins Gesicht. "Hoffentlich zahlt sich alles irgendwann aus." , brummte er zu sich selbst, was der Kleinere hörte. Das ergab doch alles kein Sinn. Shoyo konnte ihm absolut nicht folgen. Er verstand nicht worum es ging. Kageyama rief die Nummer wieder an. "Ich hab zum Glück noch was bekommen. Ich komme dann wahrscheinlich zur Mittagszeit. Außerdem hab ich geplant, erst zu den Winterferien wieder zu kommen." , zischte er etwas genervt ins Handy. "Ich kann nicht jedes Wochenende quer durch die Welt fliegen. Sie müssen das besser organisieren!" , beendete er und hörte seinem Gesprächspartner zu. Nach einer Weile legte der Schwarzhaarige auf und steckte seine Hände, inklusive Handy, in seine Hosentaschen. Er ließ den Kopf hängen und ging durch die Cafeteria. Hinata sah den Großen nur auf sich zukommen und schnappte nach Luft. Kageyama sollte nicht erfahren, dass er hier gelauscht hatte. So schnell und leise wie er konnte, rannte er zurück in sein Zimmer, schmiss sich auf den Futon und tat so, als ob er schlief. Kageyama hörte die Schritte und schaute in den Gang. Jedoch sah er niemanden mehr und dachte nicht weiter nach. Etwas geknickt ging er zurück zu ihrem Zimmer und legte sich zu seinem Freund. Der Zuspieler legte einen Arm um den Kleinen und zog ihn mehr an sich. Hinatas Atem war unregelmäßig, was den Zuspieler skeptisch machte. Jedoch war das einzige, was dem Großen durch den Kopf ging, die Frage: Wie kann er sich dafür rechtfertigen, dass er frühzeitig aus dem Camp muss? - Und das alles nur für so eine dumme Unterschrift. Er brauchte die Unterschrift seines Vaters, da Kageyama selbst noch nicht volljährig war. Wieso konnte man das nicht einfach einscannen und abschicken? Der Zuspieler lag noch lange wach und schlief erst ein, als die ersten Vögel zwitscherten. 

Der Morgen lief recht routiniert ab. Doch irgendwas war mit Hinata. Er meidete jeden Augenkontakt zu dem Zuspieler. Shoyo schien genervt zu sein, was ziemlich untypisch für den Kleinen war. Der Orangehaarige wendete sich auch den kompletten Morgen von seinem Freund ab. Die letzten Tage hatten sie immer zusammen gefrühstückt, doch jetzt saß Hinata bei Tomoya, Tanaka und Noya. Oikawa und Iwaizumi waren auch gerade am frühstücken und wunken den schwarzhaarigen Zuspieler zu sich. "Yahoo!" , rief Oikawa, während Kageyama sich setzte. Der Große schielte eifersüchtig zu dem Orangehaarigen rüber, was auch der Student bemerkte. "Hattet ihr Streit?" , fragte Oikawa neugierig und aß sein geliebtes Milchbrötchen. Iwaizumi saß neben dem Zuspieler von Karasuno und verfolgte Tobios Blicke. "Nein, aber er verhält sich komisch." , brummte Kageyama recht emotionslos und mampfte sein Müsli. Normalerweise ging Oikawa ihm gewaltig auf die Nerven, doch die Atmosphäre war seit ihrem kleinen Gespräch über Hinata ziemlich angenehm. Mit Iwa hat er sich schon immer sehr gut verstanden, doch Oikawa war immer etwas nachtragend. Kageyama seufzte und dachte nach. Wäre es doch möglich, dass Hinata etwas gehört hätte? War er enttäuscht, dass er nun das Camp abbrechen musste? Aber es war doch alles  nur für ihre Zukunft...

"Dich bedrückt irgendwas." , stellte Iwaizumi fest und schaute ins Gesicht des Zweitklässlers. Tobio versteckte sein Gesicht etwas und konnte das Geheimnis so langsam nicht mehr für sich behalten. Ihn bedrückte es, dass so viele Missverständnisse entstanden. Obwohl... Er konnte Hinatas Position schon nachvollziehen. Normal war es ja nicht, dass der eigene Freund immer weg wäre und einem nicht erzählt wo er ist. Naja... Er vertraute einfach auf Iwaizumi, vielleicht würde Oikawa dann auch nichts erzählen. Er brauchte jetzt einfach einen Rat. "Könnt ihr was für euch behalten und mir helfen?" , brummte Kageyama und lehnte sich etwas vor, während er den anderen beiden in die Augen starrte. Die beiden Studenten waren etwas über die Ernsthaftigkeit in Kageyamas Blick geschockt und nickten. Sie merkten, dass es was wichtiges war. "I-Ich werde heute noch das Camp verlassen müssen und ich glaube Hinata hat davon was spitz gekriegt. Als ich das gestern besprochen hab, hab ich Schritte gehört-" , fing Kageyama an, wurde jedoch direkt von Iwa unterbrochen. "Was?! Wieso verlässt du das Camp?" , zischte Iwaizumi und starrte den Zuspieler an.  Kageyama holte tief Luft.

"Hinata und ich haben uns auf Malta lieben gelernt. Dort hat alles angefangen und dort soll alles enden. Ich habe ein Grundstück gekauft und lasse darauf ein Haus bauen. Nachdem wir unseren Abschluss haben, werden wir dorthin ziehen. I-Ihr werdet mich für wahnsinnig halten, a-aber..." , Kageyama fing an zu stottern und wurde durch die geschockten Gesichter der Studenten noch unsicherer. "Wenn wir nicht mehr zusammen sein sollten, kann ich das Haus anderweitig benutzen. Ich kann es vermieten, oder selbst drinne wohnen. Das hab ich alles mit eingeplant. U-Unsere Volleyballkarriere wird auch nicht scheitern, denn wir haben dort Freunde, mit denen wir dann spielen können!" , Kageyama erklärte alles ziemlich hektisch und ließ andere Punkte fürs Erste aus. Oikawas und Iwaizumis Kinnladen fielen auf den Boden. Sie wussten nicht, worüber sie mehr geschockt waren - Kageyamas unsichere Art oder seine Pläne. Das war also das "Projekt", woran der Zuspieler seit Wochen arbeitete. Das meinte er damit, als er sagte, dass sie nach Malta zurückkehren werden.

Liebesgeschichte auf Malta - (Kagehina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt