Nachwirkungen vom "Koi-Day"

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Henry kicherte, während Ilus ihn feste im Griff hielt und mit ihm aufs Bett fiel. Ilus raunte gegen seinen Nacken: "Mein süßer Teddybär...". Natürlich gefiel Henry das: "Seitdem Whitefur tot ist, machst du gleich viel mehr Spaß. Es ist schön, dein romantisches Ich wiederzuhaben. Ich habe es vermisst". "Ich musste ja sicher gehen, dass alle unversehrt bleiben. Tut mir leid dafür, aber zum Beispiel heute können wir die ganze Nacht lang spielen...", behielt er den flirtenden Ton bei und fing an, seinen Nacken zu küssen, während er auch Henrys Oberteil hochzog. Bevor Henry komplett seinen Halt verlor, säuselte er: "Ständig ist dein Kopf voller Sorgen... Wirst du heute wirklich nur an mich denken und Spaß haben...?". "Du lässt mich immer meine Sorgen vergessen, weil ich dich liebe...", schnurrte er und machte weiter. Benommener hauchte Henry: "Ich liebe dich auch...".

Als Henry nur noch Unterwäsche anhatte und Ilus gerade sein T-Shirt auszog, klopfte es an der Tür. Rasant riss Ilus die Decke über Henrys fast blanken Körper. Koi kam rein und bevor er fragen konnte, knurrte Ilus stark gereizt: "Was?". "Lucky und- oh wow, okay. Wir sind unterwegs, bye, war ein nettes Gespräch", drehte Koi direkt um. Hinter sich schloss er auch sofort die Tür und Lucky fragte von der Treppe: "Gerade schlecht?". "Als hätte ein Tiger gedacht, ich würde sein Fressen wegnehmen...", seufzte Koi mit großen Augen. Gemeinsam gingen sie runter und Lucky schüttelte mit dem Kopf: "Dass du nach der riesigen Feier vom Koi-Day gestern immer noch von mir Aufmerksamkeit willst... Du kriegst wirklich nicht genug". "Du denkst, ich will nur Aufmerksamkeit von dir? Sorry, dann suche ich mir eben einen neuen besten Freund, mit dem ich privat nochmal feiern gehe", rollte er ironisch mit den Augen.

Kurz vor der Tür stolperte hinter ihnen Shota mit verschnupfter Nase: "Okay, wir können los". Koi schubste ihn zurück: "Wie oft denn noch? Nein! Leg dich wieder hin, du bist krank!". Er schniefte und meinte dann müde: "Aber du bist zwanzig geworden. Das ist ein zweites Jahrzehnt. Wir müssen feieeeeern...". Lucky wies ihn ebenfalls zurück: "Geh dein Fieber woanders verteilen". "Otōto... Du musst mir versprechen, dass wir wann anders nachfeiern...", nuschelte er quengelnd. "Mit Sicherheit, ja. Jedoch werde ich dich nicht in diesem Zustand mit in eine Bar nehmen. Geh wieder schlafen", nickte der jüngere Bruder und Shota taumelte zurück: "Okay...". So fuhren die zwei jungen Erwachsenen in Luckys Lambo los. Koi bekam einen Anruf von Dexter. Verwundert nahm er an: "Ja?". "Ist Henry gerade beschäftigt? Ich kann ihn nicht erreichen", kam er direkt auf den Punkt. Grunzend antwortete Koi: "Er wird gerade beschäftigt". -"Oh...". -"Wieso wolltest du ihn anrufen?". -"Ich wollte nur Bescheid geben, dass mein Flieger sicher gelandet ist und ich in meinem Hotel angekommen bin. Ach ja, alles Gute nachträglich. Im Flieger konnte ich dir leider nicht gratulieren". -"Danke dir. Ich werde Teddy die positiven Nachrichten überbringen". -"Vielen Dank, habt noch einen schönen Abend". Koi legte auf und grinste: "Mit Alkohol immer".

Sie fuhren an einer Bar am Hafen an. Vor der Tür schielte Koi schief auf das Schild: "Ohhhh Gott... Das wird jetzt lustig". Lucky las das Schild vor: "LGBTQ-Nacht. Ja, ich gehöre als bisexueller Aromantiker hinzu. Wir wollen ja nicht auffallen. Oder willst du jetzt ganz heimlich über-auffällig durch das Fenster im Bad springen?". "Ich sag's ja nur. Los Angeles hat schlechte Erinnerungen bei mir hinterlassen", mit den Worten trat er durch die Tür. An der Bar bestellten sie sich ihre Drinks und Koi merkte an: "Dir geht es in letzter Zeit nicht so gut". "Alter, wir sind hier um zu feiern. Es geht um dich", stritt er direkt ab. In einem tieferen Ton sprach Koi: "Lucky...". "Wegen dem Casino", seufzte er final, "Du hast bewiesen, dass ich Glück haben kann, aber du kannst nun mal nicht alles fixen". "Entschuldige?", hob Koi herausfordernd eine Augenbraue. "Koi, bitte. Nicht hier. Nicht heute", lehnte er weiterhin ab.

Zusätzlich zu den Drinks bekamen sie eine kleine Schale mit Bonbons. Da Koi in letzter Zeit sowieso etwas mehr aß, griff er direkt zu und drohte Lucky an: "Spätestens morgen wirst du mir sagen, was los ist. Und ich werde es fixen". Lucky sah zweifelnd durch die Gegend, während er vom Drink trank. "Du hast Recht, heute feiern wir. Hier, Zucker macht gute Laune", er warf ihm eines der Bonbons ins Gesicht. "Ich weiß. Deswegen habe ich dir eine drei Kilo Packung Gummibärchen um zwei Uhr morgens besorgt, als du erfahren hattest, dass Bambi hinter deinem Rücken schon in Woche eins mit anderen Männern geschrieben hat", nickte er und öffnete das Papier der Süßigkeit. Immer noch etwas sauer biss er sich auf die Wange: "Bring sie nicht auf. Nie wieder...". "Ach, irgendwann wirst du doch darüber reden können", neigte er seinen Kopf. "Das meine ich nicht", schüttelte er mit dem Kopf, "Nie wieder lasse ich das mit mir machen. Ich hab die Schnauze voll. Bin mittlerweile zwanzig und lasse mir den Kopf komplett verdrehen. Dabei finde ich es doch selbst schrecklich, wenn jemand so mir gegenüber sein würde". Beruhigt, doch nicht ein Schutzschild spielen zu müssen, griff Lucky direkt zum zweiten Bonbon: "Gut so". 

Sie brachten die Konversation auf erfreulichere Themen und feierten, wie sie es geplant hatten. Nur irgendwann fühlte Koi ein Schwindelgefühl und er kippte fast vom Hocker. Lucky hielt ihn gerade so fest: "Huch, du hast doch kaum etwas getrunken". "Ja, daran wird es wohl nicht liegen... Vielleicht hat Shota mich angesteckt...", nuschelte er leicht unverständlich. "Pfeif dir jetzt keine Schmerztablette rein, nur um feiern zu können. Gleiche Regel von Shota gilt für dich", warnte er. "Ja, Mutter...", murrte er. Kurze Zeit später blinzelte Lucky öfter hintereinander und hielt sich an der Theke fest: "Oh, irgendwas stimmt hier nicht... Mir ist auch komisch...". "Wahrscheinlich sind wir beide krank", vermutete Koi und stand auf, "Lass uns nach Hause, bevor wir-...". "Alles gut?", fragte Lucky und seine Sicht wurde schwächer. Er sah nur verschwommen, wie Koi umfiel. Die pinken Lichter im Klub wirkten stärker im Kontrast und die Musik verzerrte sich ins Langsame, bis die Erinnerungen schwanden.

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Besorgt stand Shark vor der Tür und fragte Henry: "Denkst du, sie sind okay?". "Ich weiß nicht, ihr Benehmen gestern war seltsam", zog er die Schultern hoch. Vorsichtig klopfte er an der Tür. Niemand antwortete. Es hörte sich auch nicht so an, als hätte sich etwas bewegt. Langsam öffnete Henry die Tür: "Koi...? Lucky...?". Er sah, wie beide auf Luckys Bett lagen. Koi auf dem Bauch vollkommen ausgestreckt und Lucky waagerecht auf ihm drauf, sodass er kopfüber vom Bett hing. Auf dem Boden lagen irgendwelche Magazine und Bücher, ausgeräumte Kleidung und Luckys Tätowier-Maschine. Henry sah, dass diese wohl in Gebrauch gewesen war, da unter Luckys rechtem Auge leicht entzündete schwarze Linien saßen. "Die waren doch nicht nur betrunken...", murmelte Henry suspekt und trat zwischen dem Chaos ins Zimmer ein. Shark folgte still.

Sachte stupste Henry Lucky an. Er wusste, Koi zu wecken war jeden Tag hoffnungslos. Schwerfällig öffnete Lucky seine Augen und richtete sich auf. Müde fragte er nuschelnd: "Was zur Hölle ist passiert...?". "Ich hoffe, du kannst es erklären. Ihr kamt gestern gegen neun Uhr abends zurück und habt euch richtig seltsam benommen. Als seid ihr in einer Traumwelt verschwunden", zog er die Schultern hoch. Lucky war einfach nur verwirrt: "Ich weiß nicht... Wir saßen an der Bar, haben nicht viel getrunken... Koi und mir ging es schlagartig nicht mehr gut... Alles wurde so... leicht... Aber ich erinner mich an kaum noch etwas". Nachdenklich verließ Henry das Zimmer: "Ich gehe Fischkopf fragen. Das hört sich fast schon nach Drogen an". Auf einmal raste Ilus die Treppen hoch und fragte aufgebracht: "Wer hat Drogen genommen?!". Shark hockte sich etwas runter, um Lucky auf Augenhöhe anzusehen: "Was habt ihr gemacht?". "Keine Drogen!", stritt er ab. Ilus packte ihn an der Schulter und riss ihn vom Bett: "Wahrheit sonst gibt's Klatsche!". "Die gibt es bei dir doch sowieso immer. Und ich bin ehrlich", rollte er mit den Augen.

Ilus nahm als Argument: "Du müsstest doch high sein, um Koi zu erlauben, dass er dir dein Schnütchen tätowiert". Erschrocken fasste sich Lucky ans Gesicht: "Was?!" und rannte ins Badezimmer. Vor dem Spiegel schrie er auf. Shark neigte seinen Kopf: "Es ist doch nur ein kleiner Blitz. Sieht cool aus". "Es beschreibt auf jeden Fall seine Energie", hob Ilus eine Augenbraue. Kurz darauf stürmte Lucky wieder aus dem Bad und weckte Koi mit einem festen Schlag durch das Gesicht: "Aufwachen und erklären!". Großäugig hielt sich Koi an die Wange: "Aua-?! Oh, ist das Edding?". Aufgebracht hob Lucky die Maschine vom Boden hoch und Koi verteidigte sich: "Ach komm, du bist der Tätowierer hier, hast aber selbst noch kein einziges Tattoo gehabt. Aber sag mal, erinnerst du dich an irgendwas mehr als eine halbe Stunde, nachdem wir die Bar betreten haben?". Lucky ließ die Schultern sinken: "Was solls? Nein, tu ich nicht". Immer besorgter meinte Ilus: "Nicht, dass ihr unbewusst unter Drogen gesetzt wurdet. Ich dachte, in Seattle könnten wir das Problem mal etwas nach hinten schieben...".

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