Die Kunst der Vollidioten

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Henry setzte seine Ersatzwaffe zusammen, während sie auf dem Weg zum Klub waren. Sie saßen gemeinsam im Hinterraum der Limousine, welche noch von der Casino-Mission in der Ecke stand. Ilus dachte, sie nur gemietet zu haben. Da sie aber nie jemand abholen kam, war es jetzt ihre. Und Arrow fuhr sie wie abgesprochen. Dafür saß Lucky im engsten und freizüglichsten Aufzug auf der gepolsterten Bank. Zigz hatte daran eine Menge auszusetzen: "Das ist schrecklich". Lucky sah nur monoton auf sein Handy: "Willst du es noch ein fünftes Mal anmerken?". Weiterhin konzentrierte Henry sich auf die Waffe, doch murmelte: "Ich bin so dankbar, so etwas nicht getragen haben zu müssen...". Ilus gefiel das selbst nicht: "Naja, wir hatten ja wenigstens ein passendes Oberteil gehabt, aber jemand hat sich dazu entschieden, es von der Brücke zu werfen". Koi verteidigte sich: "Es hat gebrannt! Es ist nicht meine Schuld, wenn man jemanden mit so viel Haarspray zukleistert, sodass deren Kleidung anfängt zu brennen, wenn Zigz gerade mal einen halben Meter weiter eine Zigarette anzündet!". Nun hatte Zigz sich zu verteidigen: "Als sei das das größte Problem. Herrgott Lucky, sind diese Shorts nicht extrem eng - zu eng?".

"Nochmal, ich war im Militär der Kleinste meiner Einheit und offen bisexuell", erinnerte Lucky, "Ich fühle mich praktisch wie Zuhause. Ihr habt mir wirklich die leichteste Aufgabe gegeben". Dexter, welcher neben ihm saß, machte große Augen und sah ihn an: "Was ist denn-?". Henry hielt ihn ab: "Frag besser nicht nach". Immerhin war sein Outfit nicht so knapp. Bei ihnen in der Limousine saßen auch Faye und Emily. Faye war deutlich die, die gerne mehr redete: "Ich hatte mal einen Freund im Militär. Wenn man klein und jung ist, wird man gerne rumgereicht, habe ich mir sagen lassen". "Besser als dieser arme Typ, der keine Freunde hat. Kaum einer wusste überhaupt, dass er dabei war", verschränkte Lucky die Arme. Ilus brach das ab: "Das letzte, worüber ich hören möchte, sind solche Geschichten. Vor allem nicht heute". Lucky klopfte Dexter auf die Schulter: "Du hast heute den schlimmsten Job. Erstmal musst du aufpassen, was generell passiert. Und dann darfst du auch noch im Blick behalten, was ich tu". Koi wies Lucky an: "Schmeiß deine Würde heute Abend nicht weg".

Nicht allzu weit vom Klub entfernt parkte Arrow und nach und nach stiegen sie aus. Ilus und Henry gingen vor, nach ihnen kamen Koi und Faye, dicht darauf Zigz und Shark, Dexter und Lucky kamen erst als Letzte rein. Emily blieb vor der Tür. Der Plan war: Sobald die Aufmerksamkeit vollstens bei der "Show" lag, schlichen sich Koi und Faye ins Büro und der Wachtrupp verteilte sich ihnen hinterher. Bis zu dem Punkt gab es auch keine Probleme. Schnell packten Koi und Faye ihre Geräte aus und schlossen sie an den Servern an. Alle waren mit Geräten ausgestattet, welche ihnen erlaubten, unauffällig miteinander zu kommunizieren. Als Ilus Dexter um einen Lagebericht bat und hinter den Hackern ein aufweckendes Schnarchen ertönte, drehten sie sich alarmiert um. Im dunklen Raum sahen sie nicht, wie eine Wache auf einem Stuhl saß und vor den Überwachungsmonitoren schlief. Gleichzeitig drehten die Hacker die Lautstärke ihrer Hörer leiser und sahen sich skeptisch an.

Dexter antwortete etwas nervös: "Ich denke, man kann sagen, dass alles genau richtig läuft. Niemand verdächtigt etwas, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass Lucky so ungestüm werden würde. Vielleicht ist er etwas zu voreilig". Die Techniker arbeiteten direkt weiter, bevor Ilus überhaupt den Befehl rüber brachte: "Beeilung, bitte". Im Flur zum Büro standen Shark und Zigz und hatten rein gar nichts zu tun. Niemand kam vorbei und sie bekamen an sich nichts mit. In Stille hockten sie da und sahen geduldig gegen Wände und Decke. Hingegen näherte sich von der anderen Richtung zum Büro eine Wache. Ilus sah es, als er um die Ecke spinkste. Für eine Person zu schießen hätte nur Probleme bereitet. Deswegen griff er sich Henry, drückte ihn gegen die Wand und küsste ihn aufdringlich. Henry bekam das mit der Wache nicht mit, doch sagte er dazu nicht Nein. Zwar entschuldigte sich die Wache unbehagen und ließ sie allein, aber war die Wand zum Büro so dünn, sodass die Wache auf dem Stuhl vom dumpfen Geräusch wach wurde.

Aus Reflex zuckte Koi hoch und schlug ihn sofort bewusstlos. Faye lächelte: "Wow, beeindruckend". "Nicht reden, arbeiten", er schwitzte schon vom schnellen Tippen. "Stell dich nicht so an, wir sind fast fertig", winkte sie ab. Für Koi ging es trotzdem nicht schnell genug. Er holte aus seiner Jackentasche ein kleines Gerät und steckte es an seinem Tablet mit Verbindung zu den Servern an. Faye kannte sich aus und schlug seine Hand weg: "Spinnst du?! Du wirst für einen Stromausfall sorgen!". "Hast du Angst vor einer Taschenlampe?!", knurrte er sie an. Eine weitere Nachricht von Dexter kam durch: "Oh Gott, er zieht sich aus". Weil Henry Ilus aus der Nummer nicht mehr raus ließ, gab es keine weiteren Befehle. Koi murrte für sich selbst, derweil er einen der Server aufbrach: "Was kann der denn noch großartig ausziehen?". Faye versuchte ihn am Arm zu packen: "Lass das! Wir haben genug Zeit!". "Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten!", zischte er und steckte ein paar Kabel um. Mit seinem Schuh bediente er weiterhin das Tablet. Gereizt sah Faye auf das Tablet: "Kann ich dir wenigstens helfen?". "Ja. Erinner mich daran, dich irgendwann zu töten", gab er als Tipp.

Im nächsten Moment ging überall das Licht aus und die Musik stoppte auch. Immerhin profitierte Dexter davon. So lange, bis ein Schuss fiel und ein Glas in seiner Nähe zerbrach. Er versteckte sich unter der Theke und versuchte erneut Ilus zu kontaktieren: "Licht aus, die Leute drehen durch! Informationen, bitte!". Koi gab Bescheid: "Wir haben, was wir brauchen. Hauen wir ab". Er schlug die Tür auf, somit hämmerte er sie volle Kanne gegen Ilus' Hinterkopf. Henry zog es aus dem Traumland, als Ilus bewusstlos auf den Boden rutschte. Koi scheuchte ihn: "Los, los, los!". Er selbst lief den Flur runter. Bevor Faye hinterher rannte, schwärmte sie: "So stürmisch...". Aus der Bahn geworfen hob Henry Ilus hoch und lief bei der Flucht unabsichtlich stark in Zigz rein, sodass Zigz Nase laut knackste. Shark sah das nicht und rammte beim Laufen alle drei zu Boden.

Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch raus kamen, wenn auch erst nach zwei Minuten. Emily sah schon stutzig auf ihre Uhr und war generell verwirrt darüber, was gerade im Gebäude vor sich ging. Nun war Deckung auch egal. Allesamt liefen sie auf die Limousine zu und drängten Arrow, dass er auf der Stelle losfahren sollte. Die Reifen quietschten, das Gefährt schwenkte nach einem halben Drift hin und her, aber sie kamen mehr oder weniger heile weg. Emily fragte direkt, als sie die Mannschaft mit blauen Flecken und Blutwunden sah: "Wurdet ihr erwischt? Wer hat euch angegriffen?". Shark, der verantwortlich für die meisten blauen Flecken war, meinte nur knapp: "Licht war aus...". Koi starrte bleich auf den Boden: "Wir haben die Infos... Mehr zählt nicht...". Emily merkte an: "Du schaust, als hättest du einen Geist gesehen". Langsam nickte Koi: "Ich habe definitiv... Dinge gesehen". Lucky rollte mit den Augen und zog den provisorisch geklauten Bademantel enger zu: "Es war stockdüster".

Wäre Ilus nicht mehr bewusstlos gewesen, hätte er wieder dazwischen gerufen. Henry fragte Dexter mit aufgeplatzter Lippe: "Geht es dir soweit gut?". Leicht eingeschüchtert nickte er: "Mir ist nichts passiert. Ich hab den Ausgang nur etwas suchen müssen". "Zum Glück...", atmete er erleichtert aus. Zigz hielt sich an seine pochende Nase und an sein Kreuz gleichzeitig. Shark entschuldigte sich ein weiteres Mal: "Sorry...". Leicht benommen winkte er ab. Von allen bekam er am meisten auf den Kopf, wortwörtlich. Emily war fast schon fasziniert: "Wie zur Hölle habt ihr das geschafft? Es war ein simpler Plan und nichts hätte schief laufen sollen". Lucky schnaubte: "Naja, wir sind auch nur Menschen. Es tut mir schrecklich nicht leid, wenn nicht alles perfekt abläuft, wie du es dir in deinem kleinen Kopf vorstellst. Du arbeitest hier mit Ilus zusammen, vergiss das nicht". "Ihr solltet eine niederträchtige und gefährliche Gruppe sein. Ihr habt Iceman erlegt", merkte sie an. Henry musste das zugeben: "Wir sind gefährlich dämlich".

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