Zerstörung

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Bewaffnet und mit offenen Augen waren alle bereit verteilt. Shark merkte, wie die Waffe in Zigz Händen zitterte: "Hm?". Er erklärte seine Nervosität: "Ich habe Kiki hoch und heilig versprochen, wieder nach Hause zu kehren - Egal, welche Mission. Ich will gegen Emily nicht drauf gehen". Den Mut sammelnd baute Shark sich auf und stellte sich schützend vor ihn: "Dann verspreche ich auch". Zigz schätzte das zwar sehr, doch traf es sie gar nicht. Arrow war mit einem anderen Mitglied aus dem zweiten Rang unterwegs. Die beiden erkannten auf der anderen Seite der Straße die beiden Frauen mit Henry im Gepäck vorbei gehen. Daher pfiff Arrow laut und gewann ihre Aufmerksamkeit. Er rief auch nach: "Der Teddybär geht an uns!". Sie überquerten die Straße und sein Partner hob unsicher die Waffe: "Willst du nicht in Verteidigung gehen?". "Nö", zog er unbeschwert die Schultern hoch. 

Emily fragte direkt: "Wo ist Ilus?". "Gerade schlecht zu sprechen", war Arrows einzige Antwort, derweil er sein Handy hervor zog und in die Gruppe schrieb. Faye überreichte dem anderen Mitglied einen wütenden Henry. Er versuchte sich zu wehren: "Wollt ihr mich nicht wieder mitnehmen? Bis jetzt wart ihr die großzügigsten Entführer". Das interessierte Emily nicht: "Ja, mir egal. Knirps, ich glaube Ilus nicht. Niemals würde Whitefur aufgeben und niedergehen. Ich will mit ihm reden. Dann sag mir, wenn er wieder zu sprechen ist". So entfernten sich die beiden Frauen wieder. Emily nuschelte: "Was ist er? Ein angestellter Geschäftsmann?". Faye war sorgenlos: "Die haben ihre Probleme und wir haben Zeit".

Arrow reichte Henry die Hand: "Komm nach Hause". "Das ist nicht mein Zuhause", zischte er. Da ertönte ein lauter Motor, was auf Luckys Lambo hindeutete. Noch im Bremsweg riss Koi die Tür auf und lief auf ihn zu: "Henry! Gott sei Dank, du siehst unverletzt aus!". Henry ging einen Schritt zurück: "Seit wann nennst du mich bei meinem Geburtsnamen und machst dir solche Sorgen?". "Ist so ne Phase, in der ich mich um meine Freunde kümmern will", erklärte er knapp, "Komm bitte wieder mit... Das mit Ilus ist die eine Sache, aber vergiss den Rest von uns nicht. Jeder Zuhause hat dich gerne, weil du immer für jeden da warst. Eine Menge hat sich geändert, seitdem du da bist. Alle sind dankbar, dass du bei uns bist. Zigz hat sich sogar schon gefragt, ob er und Kiki sich überhaupt wieder näher gekommen wären, wärst du nicht aufgetaucht. Lass deine Freunde nicht im Stich. Mit uns hast du immer gelacht". "Kann ich dann wenigstens bei dir oder so übernachten...?", ließ er sich überreden. "Ich habe nur noch einen Karton, aber sicherlich leiht Shark dir sein Bett", witzelte er erleichtert.

Sie brachten ihn zurück und Henry ging direkt unter die Dusche. Fürs Erste war der Stress raus und sie sanken entspannt zurück. Zigz fand Kiki in ihrem Zimmer, fast am Einschlafen: "Tut mir leid, dass ich noch störe. Ist Ilus in seinem Zimmer?". Sie nickte kaum reagierend. Jurij lag in ihren Armen und fragte etwas wacher: "Kannst du eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen?". "Ist es in Ordnung, wenn ich in fünf Minuten wieder komme?", fragte Zigz nach. Kiki nickte mit Jurij. Schmunzelnd verließ Zigz das Zimmer und ging runter. Vorsichtig klopfte er. Es kam keine Antwort, also öffnete er die Tür einen Spalt. Auf dem Boden lag Ilus bewusstlos mit einer fast komplett leeren Flasche Wodka neben sich. Vorsichtshalber rief Zigz Mitya an. Er hatte sogar relativ gute Laune, zumindest hörte sich die russische Grüßung positiv an. Zigz meldete sich auf Englisch: "Frage wegen Ilus". "Zigz, du bist das. Ich höre", antwortete er. -"Wow, dein russischer Akzent ist wieder stärker geworden. Jedenfalls, wie viel Alkohol hältst du so aus, bis es gefährlich wird?". -"Damals drei Promille". -"Umgerechnet in Wodka Flaschen?". -"Eine ganze Flasche pur". -"Scheiße...". -"Sag mir nicht, Ilus hat getrunken. Der ist nämlich nach einem Bier weg". -"Äh... Wir haben ja einen Arzt hier". 

Mitya wurde strenger: "Weshalb sollte er trinken? Ist die Verlobung nicht gut gelaufen?". Zigz stockte kurz und war verwirrt: "Die was?". "Zumindest hat er mit Mutter nach Verlobungsringen geschaut. Ich habe nur gedacht", hörte er sich nicht ganz sicher an. "Die WAS?", wiederholte Zigz lauter. "Mit mir hat er aber auch nicht drüber geredet. Na gut, ich war auch nicht so ganz unterstützend seiner Beziehung gegenüber...", gab er zu. Mit Glubschaugen starrte Zigz auf Ilus runter. "Noch da?", fragte Mitya weiter. Er stotterte: "I- ich sollte ihn zu Fischkopf bringen". Nachdem er auflegte, murmelte er weiter: "Und zu einem Psychiater".

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Shark betrat das Arztzimmer und erinnerte: "Zigz, Jurij ruft dich". "Ach verdammt, ja... Er möchte eine Geschichte zum Einschlafen", seufzte er vor Ilus' Bett. "Ich kann das machen", winkte er ab. "Wirklich? Danke-", er brach ab, als er den Horror-Thriller in seiner Hand sah, "Doch nicht so eins! Nimm lieber wieder das Barbie-Buch!". Shark schnaubte: "Jetzt ist es wieder gut, entscheide dich mal!". Für sich selbst brummte Zigz: "Vielleicht war es besser, als er noch nicht so viel rück-sprechen konnte...". Fischkopf gab Entwarnung: "Er wird zwar schnell bewusstlos, aber sein Körper ist an sich stark. Eine Vergiftung wird es nicht sein". "Gut...", atmete er aus. "Was hat die Ärztin zu Kiki gesagt?", fragte er nach. Zigz lächelte schüchtern: "Es ist alles super. Bis jetzt gibt es keine Komplikationen mit dem Baby". "Hoffen wir weiterhin auf das Beste. Es ist gerade erst der Anfang von noch ein paar Monaten. Bleib geduldig, ja? Ich bin kurz in der Küche und hole mir etwas Wasser", gab er Bescheid.

Oben im Zimmer von Zigz, Lucky und Shark saß Henry am Esstisch und bekam einen Anruf von Dexter. Vor einem "Hallo" sprach Dexter hastig: "Bist du wieder zurück?!". Henry zögerte etwas: "Ja...". "Puh, zum Glück. Ich sag's dir, ich wäre über die Weltmeere gerannt. In Ordnung, dann muss ich Ilus jetzt doch nicht treten und anschreien, wie er sich mit dir zu unterhalten hat", blieb er dennoch etwas hysterisch. "Er... hat mich nicht geholt... Ich wurde kurzzeitig sogar entführt und er wusste es, aber... Ich habe ihn noch kein einziges Mal gesehen...", gab er zu. Man hörte durch das Telefon nur lautes Metall und eine zerschellende Glasscheibe. "Dexter?", richtete Henry sich auf. "Ja, rede weiter", schluckte er seine Wut runter. Weiter entfernt sprach Dexters Mutter: "Krümelchen, alles in Ordnung bei dir?". Dexter rief zurück: "Ja, der Mülleimer ist nur durch das Fenster geflogen. Gravitation ist seltsam". Das hob Henrys Laune: "Sie nennt dich immer noch Krümelchen?". "In meinem Alter tragen so viele schon unzählige Sünden. Ich bin stolz auf meine Unschuld. Hust, Henry", murrte er.

"Glaube mir, ich würde auch gerne alles rückgängig machen", sank seine Laune schnell wieder. Er sprach dagegen: "Nein, tust du nicht". "Bitte?", hob Henry eine Augenbraue. "Ich würde ihm eine Chance geben, nach deinen Wünschen zu tanzen. Also... Ich würde es nicht tun, denn ich kann ihn jetzt gar nicht mehr leiden, aber du solltest", erklärte er flüchtig. Henrys Stirn knallte auf die Tischplatte: "Warum das jetzt...?". Dexter hörte sich sarkastisch an: "Vielleicht, weil du drei deiner Zehen und ein paar Gehirnzellen wegen ihm nicht mehr nutzen kannst? Ich würde nicht für den Segen des anderen mein Leben so riskieren, nachdem er versucht hat, es zu retten. Macht ja keinen Sinn mehr. Ich habe euch erst in Mexiko gefunden und da war schon alles zwischen euch am laufen, aber er wirkte schon immer sehr leidenschaftlich über seine Vorhaben und Ziele. Besonders mit Waffengewalt. Ich habe übrigens herausgefunden, dass er aus Eifersucht durchgedreht ist und ein paar Leute mutwillig getötet hat für dich. Denkst du nicht auch, dass er dir Liebe nicht so geben kann, wie du es dir wünschst, weil er von Kind auf zwielichtig und hasserfüllt groß gezogen wurde? Denkst du überhaupt, er wusste, was ein Date bedeutete, bevor du aufgetaucht bist? Eventuell stellst du deine Ansprüche in eine verlorene Seele auch einfach zu hoch".

Lucky lag auf seinem Bett und nuschelte hinter seinem Manga: "Du wurdest gerade übel weg geflammt". "Halt dich raus, du bist aromantisch!", knurrte Henry, persönlich angegriffen.

Generation Antihero 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt