Stunden lang tat sich nichts weiter. Alle warteten im Regen auf die anderen. Ilus sprach kein einziges Wort. Er bangte um seine gesamte erste Liga - alle seine engsten und vertrautesten Freunde. Wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, stellte sich heraus, dass Vincent van Goat abgehauen war. Auch wenn die Gruppe ihr Bestes gab, alle Haustiere in der Abwesenheit gut zu versorgen. Viele Hoffnungen stiegen, als sie das Bähen des Jungtiers hörten. Sie sahen zur Einfahrt des Parkplatzes, wo Zigz und Shark sich gegenseitig stützend angehumpelt kamen. Man wollte schon in Freude aufschreien, aber waren die Schreie dann doch vor Sorge, als Shark reglos auf den Boden fiel und Zigz auf sein Knie folgte.
Viele aus der Gruppe liefen zu ihnen rüber, um festzustellen, dass sie stark verwundet waren. Henry war schon lange versorgt, also konnte man sich um die beiden kümmern. Wobei Kiki Zigz selbst in die Hände nahm und jeden weg rammte, der ihn anfassen wollte. Ilus konnte das Chaos nicht glauben, als er es sah. Schwindelig taumelte er ein paar Schritte zurück und stolperte gegen ein Auto. Es war das einzige Hindernis, das ihn davor schützte, selbst auf den Asphalt zu fallen. Weil alle sich auf Shark insbesondere konzentrierten, sah niemand Ilus. Außer Emily, welche sich neben ihm am Auto anlehnte. Sie meinte zu ihm: "Deine Gruppe ist voller talentierter Kämpfer. Wir haben in den paar Tagen viel vom Drogen-Delikt ausradieren können. Für das Hauptquartier wollten alle noch auf dich warten. Sie würden es aber auch ohne dich schaffen. Alle sind einzigartig und stark". Kaum atmend antwortete Ilus schwach: "Genau deswegen könnte ich keinen von ihnen ersetzen...".
Kurz war es still, dann wurde Emily leiser: "Ich weiß. Beneidenswert. Alle Gangleader sollten wie du sein, sind sie aber nicht. Lass dich nicht vom Druck ersticken. Wenn sie es in diesem Zustand vom Gefängnis bis hierhin zu fuß geschafft haben, dann überleben sie auch". Trotzdem ängstlich bekam Ilus seinen Zustand nicht stabilisiert. Zwei fehlten schließlich noch. Dazu fand Shota wohl mehr heraus. Zumindest sah er auf sein Handy und warf es auf einmal wütend weg. Er zögerte keine Sekunde und rannte ohne etwas zu sagen weg. Ehe Ilus sich großartig bewegte und nachsehen gehen wollte, übernahm Emily den Job. Das Display war großteils hinüber, dennoch konnte sie noch die Schlagzeile erkennen, dass von zwei Flüchtenden berichtet wurde, welche Suizid durch einen Sturz aus einem Helikopter begingen. Sie sah vorsichtig zu Ilus rüber und zerbrach das Handy komplett, sodass er es nicht zu sehen bekam. Zusätzlich bat sie Faye, dass sie das Handynetz und den Internetzugang der gesamten Gruppe für die nächsten Stunden lahm legte.
Shota glaubte nicht daran. Im Gegenteil, das war eine Lüge der Medien. Er wusste, dass sein Bruder und Lucky noch lebten. Shota kannte ihn in- und auswendig, also war ihm ganz klar bewusst, dass Koi nicht einfach Suizid begangen hätte. Deswegen rannte er auch die Straßen runter und gelangte ins Rennen mit der Polizei, welche angeblich nach den "Leichen" suchen sollte. Keine Minute machte er Pause. Er lief immer weiter zwischen Bäumen und verlassenen Häusern durch, den Fluss hörte er auch schon rauschen. Ihm war es auch egal, dass er vom Regen völlig durchnässt war. Als er durch seine beschlagene Brille in der Ferne zwei orangene Flecken sah, beeilte er sich umso mehr. Durch das schnelle Rennen stolperte er durch das starke Abbremsen im nassen Matsch und fiel hin. Hauptsache er fand die beiden, bevor es irgendwer anderes tat.
Außer Puste rüttelte er an beiden: "Yasuo?! Joel?! Könnt ihr mich hören?!". Tatsächlich brummte Lucky leise und bewegte seine Finger. Shota versuchte es weiterhin: "Kommt schon, wacht auf! Wir müssen weg von hier!". Bei Koi tat sich gar nichts, nur Lucky stützte sich mühsam hoch. Ängstlicher versuchte Shota herauszufinden, ob Koi noch Puls und Atem hatte. Über seinen eigenen pochenden Herzschlag konnte er aber nichts hören. Lucky hustete Wasser aus seiner Lunge: "Er lebt, nur bewusstlos...". "Wusste ich's doch...!", schnaufte Shota durch und half dann Lucky auf. Erst hob er Koi auf seine Arme und ließ dann Lucky auf seinen Rücken springen. Auf dem Rückweg hörte er schon ein paar Sirenen.
Versteckt und schleichend schaffte er es mit ihnen unentdeckt zurück. Darüber war Emily sehr überrascht. Wenigstens konnte Ilus endlich anfangen, sich zu sortieren. Henry blieb aber noch die Sammelstelle und fragte daher nach: "Was war mit euch los?". Lucky erklärte erschöpft: "Der Tank wurde angeschossen... Das nächste, was ich weiß... wir waren im Fluss und Koi hat versucht, uns beide an Land zu ziehen... Aber er hat sich komisch bewegt... Ich denke, sein linkes Bein ist gebrochen...". "Was ist mit dir?", hakte Henry weiter nach. "Bin okay, nur müde...", winkte er ab. Danach kam Koi in die Warteschlange zur Verarztung. Jedoch kämpfte der Arzt noch mit Sharks Wunden, da er immer neue Einschusslöcher entdeckte.
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Das Gebäude war total gruselig, doch war es auch der einzig sichere Ort vor ungewollten Besuchern - Eine alte, verlassene Irrenanstalt. Auf den vermoderten Betten fanden die Verletzten einen Rastplatz. Sie brauchten im stürmenden Regen den Unterschlupf, auch wenn die Ratten zwischen ihren Füßen rum rannten. Ilus saß auf der Fensterbank und beobachtete, wie seine gesamte erste Liga erledigt dort schlief. Unsicher, ob sie es alle überstehen würden. Sogar Lucky fing sich im reißenden Wasser eine böse Erkältung ein. Henry brachte Ilus einen Tee: "Die Temperatur ist nicht die höchste, aber es sollte seinen Job tun". Dankend nahm er die lauwarme Tasse an, fokussierte sich aber weiterhin auf seine besten Freunde. "Sie werden sich erholen", sprach Henry ihm Mut zu, "Da bin ich mir sicher".
An Zigz Bett zischte Kiki: "Wehe, wenn nicht". Ilus' Stimme hatte einen düsteren Ton: "Ich weiß, du bist hier geboren und aufgewachsen, aber lass uns hiernach nie mehr nach Los Angeles zurück...". Henry hatte vollstes Verständnis: "Ich habe es nicht nötig, hierhin zu kommen". Lucky ertönte mit verschniefter Nase: "Du tust so, als wären wir weich geworden. Ein Gefängnisausbruch ist halt nur eine Nummer mehr als Drogendealer zu jagen". "Schlaf bitte wieder ein und ruh dich aus", bat Ilus. "Ja, Mama", murrte er leicht. Ein Bett weiter hörte man unterdrückte Geräusche der Schmerzen. Koi versuchte sich krampfhaft hochzustützen, zitterte aber stark. Faye, welche Platz in der Ecke nehmen durfte, stand auf und drückte ihn auf die Matratze zurück: "Du solltest dich nicht bewegen". Trotz verschlafenen Augen brummte Koi auf: "Das letzte, was ich beim Aufwachen sehen will, sind deine rot geschmierten Entenlippen. Und deine Stimme will ich erst Recht nicht hören". "Ich vergebe dir deine miese Laune, wissend, dass eine Oberschenkelfraktur höllisch schmerzvoll ist", meinte sie gleichgültig.
"Verschwinde...!", jammerte Koi auf. Sie redete völlig an ihm vorbei: "Wir sind gerade übrigens in einer verlassenen Irrenanstalt". "Oh wunderbar, ich fühle mich wie Zuhause", brach seine Stimme wegen gerissener Nerven. "Sobald deine grünen Äugelchen sich fokussieren, wirst du die Wände schlimmer als mich finden. Über den Boden reden wir gar nicht erst", erklärte sie weiter. Er wollte nur seine Ruhe haben: "Kriege ich Bonuspunkte, wenn ich so tue, als würde es mich jucken?". Sie raschelte mit einer Tüte: "Keine Bonuspunkte, aber die hier". Koi brauchte nicht zu schauen. Ganz genau wusste er, was sie hielt, und forderte: "Her damit". "Vielleicht würde ich die aber selbst gerne essen", ärgerte sie ihn. "Faye Winslet, gib mir diese Gott verdammten Cheetos, bevor wir beide mit einem gebrochenen Bein rumlaufen", drohte er an. Sie war überrascht: "Oh, du hast dich etwas über mich informiert und meinen Nachnamen raus gefunden. Wie aufmerksam, Yasuo Teshi-". Lucky unterbrach sie: "Für die Liebe Gottes, gib ihm die Dinger einfach und sage nicht seinen Namen auf. Das provoziert ihn".
Wortlos tat sie, was er sagte. Henry stand auf: "Ich gehe neues Schmerzmittel holen". Während Koi die Tüte aufriss, murmelte er zu Lucky: "Du hast mich doch angewisen, weniger zu essen". "Kann dich irgendwer aufhalten? Ich schulde dir was. Dafür, dass ich dich mit Höhenangst fast in deinen sicheren Tod bombardiert habe", nuschelte er zurück. Faye ging zu ihm rüber: "Fast vergessen. Ich sollte deine Temperatur messen. Mund auf". Sie hielt das Thermometer hoch und Lucky gab ihr scharfe Blicke: "Dreh dich um, geh und lass mich in Ruhe. Sonst steckt das an einem ganz unangenehmen Ort deines Körpers". "Gleichfalls, wenn du es dir so gerne wünschst", grinste sie fälschlich, "Sei kein schwieriges Kind". Ilus schritt ein, bevor sie ihm das Thermometer am Ende noch ins Ohr rammte. Er selbst nahm das Gerät und bat Lucky: "Für deine Gesundheit". "Und für mein Wohlbefinden und die Sicherheit Gottes, Amen", rollte er mit den Augen und nahm es an.
Durch die Tür trat Emily. Sie nahm Augenkontakt mit Ilus auf: "Können wir kurz reden? Ich habe eine Bitte an dich".
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Generation Antihero 3
Aksi~BoyxBoy~ und ~BoyxGirl~ Für eine Minute hat Straßen-Gangleader Ilus endlich keine Feinde mehr und kann atmen... bis Koi und Lucky ein neues großes Problem anschleppen. Wer seine Feinde tötet, sollte auch im Auge behalten, wer hinter ihnen steht. Ra...