Am Rand von Spaß und Verbitterung

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"Parkt einfach, wo ihr wollt. Ich habe diesen gesamten Bereich gebucht. Der ganze Strand gehört uns", war das, was Ilus allen sagte. Auch wenn es keine wirklich Regel war, hielten sich alle dran und parkten kreuz und quer. Dabei hupten sie sich chaotisch gegenseitig an, denn keiner kam mehr vor oder zurück. Ilus wollte nur kurz alle Schlüssel abholen gehen. Er kam mit einem großen Korb voller Schlüssel zurück: "Lasst mal eure Hup-Party. Es geht jetzt in die Häuser". Sie stellten sich auf und Ilus sah sich das Gewirr an: "Äh... Wisst ihr was? Kommt euch die einfach selbst abholen". Er stellte den Korb auf die Motorhaube hinter sich und bewachte, dass nicht auch das noch ins Chaos stürzte.

Zigz trat vor: "Haus zwölf. Sag mal, wer wohnt eigentlich in dieser Hütte direkt auf dem Meer?". "Ich", antwortete er knapp. Daraufhin holte Zigz erschrocken Luft: "Du Verräter hast dir die Luxus-Hütte gemietet?!". "Ich sorge seit zehn Jahren dafür, dass du nicht verhungerst und jährlich selbst so eine Hütte leisten könntest! Beschwer dich nicht, diesen Ausflug bezahle ich für euch alle!", wies er ihn zurecht. Henry schmunzelte und griff sich heimlich den Schlüssel ab. So lief er zu der Luxus-Hütte und staunte, als er die Einrichtung sah. Die Terrasse saß auf Stelzen direkt über dem Wasser, sogar mit Glasboden. Sein Lächeln verging ihm, als er das einzige Bett im Schlafzimmer sah. Seit Tagen hatte Henry in Sharks Bett geschlafen und war nicht mehr in Ilus' Schlafzimmer. 

Ilus betrat die Hütte ebenfalls und fragte: "Was machst du denn hier? Shark und Dexter fragen sich schon, wo du bleibst". "Ach ja, ich sollte ja mit ihnen in eine Hütte", kratzte Henry sich verlegen am Hinterkopf. "Habe ich etwas falsch verstanden?", hakte Ilus nach. "Nein, nein. Passt alles so. Ich wollte nur sehen, was für einen Luxus du angeblich haben sollst", lachte er nervös und verließ die Hütte schon wieder. "In einer Stunde treffen wir uns bei den Autos. Die anderen wissen schon Bescheid", rief er ihm nach. Danach setzte er sich auf sein Bett, sein Lächeln wurde schwächer und er dachte nach. Auch Henrys Lächeln verschwand, während er zu den anderen Häusern am Hang ging. Er war im 21. Haus, direkt neben der 23. Also da, wo Shota, Koi und Lucky schon direkt laut zu Musik grölten. Sharks Papagei Pájaro kletterte auf seine Schulter, während er den Platz für Vincent van Goat einrichtete. Dexters Hund Vanilla war heidenfroh, aus dem Hardbass-Auto raus zu sein. Daher meinte Dexter auch ziemlich direkt: "Ich wollte mit Vanilla spazieren gehen. Bleibt jemand von euch im Haus?". Shark nickte.

Dexter trat mit dem Hund aus, dafür trat Lucky ein: "Hey, ich hoffe euch stört die Musik nicht. Shark, du meintest, du hättest eine Badehose für mich gekauft". Erneut nickte er und kramte schon in der Tasche rum. Er reichte sie ihm hin und Luckys Blick sank ein: "Wow... Mit Papagei-Muster...". Pájaro sah sich die Schwimmhose sehr interessiert an. Henry musste einfach kichern. Niemand wollte jemals böse auf Shark sein, also schluckte Lucky: "Danke dir, vielmals...". Er ging zurück in sein Haus und sah, wie Shota eine Schwimmhose mit einem pinken Flamingo-Ring als Druck trug: "Es hätte ja schlimmer kommen können...". Weiter sah er, wie Koi im Bad stand und sich die Haare zu einem Dutt band. Gleichzeitig realisierte er, dass es keine Tür zum Badezimmer gab, sondern alles offen war. Ihm war klar, das wurde wieder kein normaler Urlaub.

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Da hatten sich alle versammelt und Ilus hatte nicht mehr zu sagen als: "Habt einfach Spaß. Wir sind auf keiner Mission". Arrow rief dazwischen: "Und nichts kaputt machen". "Das sollte hoffentlich klar sein", war alles, was Ilus dazu zu sagen hatte, "Übrigens gibt es neben der Rezeption auch ein Geschäft mit Gegenständen fürs Wasser. Ich denke nicht, dass euch das interessiert, aber halt Spielzeug-". Die Hälfte rannte los. "Kaufen und nicht klauen oder bedrohen!", rief er hinterher. Dexter holte einen Frisbee hervor: "Gut, dass ich den schon vorhin geholt habe". So war er wieder mit Vanilla beschäftigt. Henry ging langsam auf Ilus zu: "Hättest du Interesse, einfach etwas am Strand entlang zu spazieren?". "Klar", kam er ihm zaghaft entgegen.

Im Geschäft war die Verkäuferin etwas erschrocken, so viele auf einmal rein laufen zu sehen. Shota schubste alles und jeden weg, um zum Einhorn-Schwimmreifen zu gelangen. Koi erinnerte: "Wir haben schon einen Schwimmring in Donut-Form". Stur fauchte Shota ihn an. Doch schnell war er wieder lieb: "Kannst du den kaufen? Ich habe mein Geld im Haus vergessen". Lachend nahm Koi die Bitte an. Innerhalb von zwanzig Minuten machte der Laden einen großen Umsatz und eine mit Spielzeug gerüstete Meute machte den Strand unsicher. Dabei war Arrow mit seinen fast 18 Jahren der Jüngste und er lag entspannt in der Sonne. Shota brüllte: "Mallow hat die Luftpumpe! Schnappt ihn euch!". Viele liefen über Arrow rüber und verteilten über ihm Sand. Er seufzte: "Man wird hier also mental jünger, je älter der Körper wird".

Sie jagten dem Luftpumpen-Dieb hinterher und liefen dabei fast Henry und Ilus um, welche ganz kurz davor standen, ihre Hände zu halten. Zwar wurden Entschuldigungen gerufen, aber keiner blieb stehen. Henry wunderte sich, dass Ilus vor Schmerzen auf keuchte. Er hielt sich an seinen Arm, welcher rot und verglüht aussah. "Oh nein, hast du schon einen Sonnenbrand?", fragte Henry nach. Schockiert sah Ilus sich auf den Arm: "Nein! Das darf nicht wahr sein! Ich habe doch schon Lichtschutzfaktor fünfzig plus drauf!". "Kann es sein, dass deine Haut mit dem Albinismus schwächer geworden ist, seitdem wir aus Los Angeles raus sind?", war er besorgt. "Aber dann kann ich ja gar nicht mehr raus! Wir sind seit gerade mal fünfzehn Minuten unterwegs!", schob er etwas Panik. "Lass uns erst mal zurück in einen schattigen Ort", versuchte er auch schon seinen Körper vor der Sonne zu schützen. Dafür umarmte er ihn großflächig.

Zurück in seiner Hütte wimmerte Ilus: "Wen interessiert schon so etwas Sonnenbrand? Lass uns einfach wieder raus. Ich habe auch extra so eine Aloe Vera Creme-". Henry unterbrach ihn: "Nein, Ilus. Du könntest Hautkrebs bekommen. Schon alleine von diesem Sonnenbrand. Du solltest jetzt bloß nicht in die Sonne". "Aber...", sah er ihn traurig an, "Na schön... Wenn ihr ein Problem habt, dann kann ich ja nirgendswo anders als hier sein...". Er wollte sich ins Schlafzimmer zurückziehen, da hielt Henry ihn fest: "Warte mal, wir müssen doch nicht am Meer entlang laufen, um uns zu unterhalten und Spaß zu haben". "Ich weiß, wie gerne du an den Strand gehst wegen der Sonne und dem Wasser... Bringt doch nichts, dann die ganze Zeit im Schatten zu hocken...", schüttelte er mit dem Kopf. "Du weißt, dass ich auch gerne in die Berge fahren würde. Unser nächster Urlaub wird dann in den waldigen Bergen stattfinden. Oder vielleicht in einer warmen Hütte in einem verschneiten Gebiet. Es sollen doch alle Spaß haben", war er offen.

Dennoch lief Henry wenig später alleine am Strand entlang. Die anderen liefen mit Wasserpistolen herum, schwammen im Meer, spielten Volleyball und genossen ihren spontanen Urlaub. Shark fragte, als er Jurij mit einem Eimer und einer Schaufel rum laufen sah: "Was macht er?". Kiki erklärte: "Eine Sandburg. Also eine Festung aus Sand und vielleicht Muscheln". Weiterhin sah Shark verwirrt aus, daher führte Zigz es ihm vor: "Du nimmst dir einfach etwas nassen Sand und baust dir Türme". Somit hatte sogar Shark Spaß am Strand. Weiterhin machte sich Henry Gedanken um Ilus' Laune. Koi bemerkte das: "Ey, Sonnenschein. Du verdeckst mit deinem langen Gesicht meinen Sonnenschein". "Du trägst doch sowieso eine Überzugs-Jacke. Du liegst nicht da, um dich zu sonnen", winkte Henry ab. Zigz wurde hellhörig: "Aha! Und wer soll nochmal bescheuert dafür sein, dass er eine Jacke bei warmen Temperaturen trägt?!". "Man nennt es Style, Zigz. Davon hast du nicht viel", konterte er.

Lucky wand sich wieder an Henry: "Was ist los?". "Anscheinend ist Ilus anfälliger auf Sonne geworden. Er kann nicht mal zehn Minuten raus. Jetzt sitzt er niedergeschlagen in seiner Hütte fest", erklärte er trüb. "Ach, als sei die nicht schön ausgestattet", war Lucky unbesorgt und legte sich gemütlich wieder hin. Koi witzelte: "Plansch doch im Bereich vor seiner überdachten Veranda". Henry sah ihn lächelnd an.

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