Ein Bisschen mehr verletzt

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Shark bürstete Vincent van Goat, neben ihm saß Koi an seinem Laptop. Er hielt ihm den Screen hin und fragte: "So einer?". Er nickte. Ilus kam nach Drängen von Kiki aus der Küche und sah, wie Shark die Ziege pflegte. Danach stellte er sich vor die beiden und seufzte: "Sogar du kannst besser mit anderen Lebewesen umgehen und Liebe zeigen". Keiner zeigte eine Reaktion. "Ignoriert ihr mich...?", fragte er leicht zurückgeschlagen. Koi murmelte gegen den Bildschirm: "Ich erinnere mich nur an die Zeit, als er und ich so stark unter Drogen gesetzt wurden, sodass wir gar nichts mehr tun konnten und mit all diesen Playboys von dem Ex-Boss fotografiert wurden". Als hätte das nicht schon gereicht, klappte Koi den Laptop zu, stand auf und stapfte einmal mit seinem Fuß: "Und du bist damals rasend hochgerannt und warst eifersüchtig! LA wurde nicht wegen Icemans Notizen über dein Versteck zu gefährlich für dich, sondern weil du Angst hattest, dass deinen Leuten etwas passieren würde - besonders Henry! Und jetzt sitzt du hier und tust rein gar nichts!". Folgend verschwand er auf seine Couch.

Verzweifelt setzte sich Ilus neben Shark und winselte gegen seine Hände: "Ich bin doch viel zu voreilig... Ihn jetzt zu holen wäre doch falsch, oder nicht...?". Shark brummte: "Du bist dumm, wenn du das glaubst...". "Wirklich? Denn...-", er wollte sein Handy hervor holen, da unterbrach Shark ihn pessimistisch: "Bei den bösen Menschen, er wird nicht zurück kommen". "Aber er kann sich verteidigen...", war er ratlos, "Seid ihr alle sauer auf mich, weil ich nicht nach ihm fliege...?". "Sie vertrauen dir nicht mehr", gestand er. Ilus weitete seine Augen: "Denkt ihr, ich kümmer mich nicht um ihn? Und ich würde Gleiches mit euch tun?". Er schielte ihn knapp an und sprach nicht weiter. Weitere Minuten saßen sie in Stille da, bis Ilus einen Anruf bekam. Er war sich unsicher, ob er einen Anruf von Dexter jetzt annehmen sollte, tat es aber trotzdem: "Hallo, was gibt's...?". "Oh, weißt du...? Nichts Besonderes...", tat er erst scheinheilig und schrie dann auf, "Nur, dass Henry mich eben angerufen und von allem berichtet hat, was in den letzten 42 Stunden passiert ist und wie er sich fühlt! Was zur Hölle macht ihr denn?! Ich bin seit einer Woche weg! Einer!!!".

Schüchtern hakte Ilus nach: "Wie geht es ihm...?". Er faltete ihn richtig zusammen: "Oh, du hast keine Ahnung, was gerade in ihm vor sich geht - Also so null Planung, oder? Ich weiß es zu schätzen, dass er meinen Rat, sich für immer von dir ganz weit fern zu halten nach so vielen Wochen mal beachtet, aber etwas zu spät. Hör mir ganz genau zu, Ilus Dummkopf Poljakow. Wenn du jetzt nichts dagegen tust, dann wird Henry dort enden, wo wir beide ihn zuletzt sehen wollen. Er hat kein Zuhause, seine Eltern sind auch nicht da und ihm geht das Geld aus. Zur Zeit übernachtet er auf dem Friedhof, wo Dylan liegt. Jetzt überlege dir mal ganz genau, was das alles für dich bedeuten soll. Ich schwöre dir bei Karma, dass ich meine eigenen Regeln und deine Knochen brechen werde, wenn du ihn nicht rettest - diesmal wirklich rettest! Wenn du es nicht tust, dann werde ich es übernehmen und dafür sorgen, dass du ihn nie wieder siehst! Entweder du gibst jetzt alles oder nichts, ich warne dich!". Der piepende Ton des beendeten Anrufs schallte mit Dexters Worten in Ilus' Kopf. Shark stand auf und ging zielstrebig die Treppe hoch. Ilus geriet in Schockstarre.

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Es war Ewigkeiten her, seitdem Henry sich in große Menschenmassen begab. Der Tag war heiß und der Strand war begehrt. Dort setzte sich Henry ohne alles einfach zwischen den Anderen in den Sand. Ihm passierte nichts. Niemand beachtete ihn auch wirklich. Ihm ging durch den Kopf: "Wenn das öffentliche Leben nicht so gefährlich ist, warum sollte ich dann weiterhin untertauchen? Ich könnte es viel einfacher haben". Neben ihn setzte sich eine junge Frau, welche säuselte: "Ist das Rauschen vom Meer nicht total beruhigend? Die Gedanken verschwinden glatt mit dem Wind". Er murmelte direkt: "Kein Interesse". Sie giggelte: "Ich kann mir bei deinem Aussehen durchaus vorstellen, dass es viele schon versucht haben. Doch dafür habe ich mich nicht neben dich gesetzt. Du wirkst traurig". Schielend sah er zu den blauen Augen und lila-blauen Haaren rüber. Dann nahm er den Blick wieder ab: "Tut mir leid, ich wollte nichts vorwerfen...". "Weißt du? Wenn ich traurig bin, dann gibt mir meine beste Freundin immer Geld, damit ich mir Sachen kaufen kann. Shopping kann sehr lustig sein. Sollen wir beide etwas in der Stadt spazieren? Vielleicht traust du dich mir ja an", bot sie offen an.

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