Epilog

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„Cindy!", rief Alexander aufgebracht und stürmte zu Beatrice, „Es ist so weit! Komm schnell!"

„Was?"

„Arcadash!" Die Frau sprang auf und folgte dem König nach draußen. Seit Alexanders Krönung war ein Jahr verstrichen und er regierte seitdem mit Beatrice an seiner Seite das Königreich Abraxxas. Das Land war gespalten und es kostete viel Kraft, diese Kluft zu überwinden, doch die beiden stürzten sich voller Elan auf ihre Aufgabe und waren auf dem besten Wege, ein vereintes Reich zu schaffen.

„Schnell!", drängte Alexander seine Frau. Sie rannten in den Stall und dort lag sie am Boden. Die Stute Arcadash. An ihrer Seite befanden sich mehrere Leute, die beruhigend auf das Tier einsprachen.

„Hey, Süße", begrüßte Alex das Pferd, „Du schaffst das." Sie wieherte, während sich der mittlerweile 19-Jährige neben ihr ins Stroh fallen ließ.

„Du machst das prima." Beatrice setzte sich ebenfalls neben das Pferd und gemeinsam strichen sie über den verschwitzten Hals der Stute. Alexander legte seinen Arm um Beatrice und zog sie ein Stückchen näher zu sich heran. Sie senkte ihren Kopf auf seine Schulter und sprach:

„Ich bin seit langem wieder glücklich." Alex drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

„Danke", flüsterte sie erleichtert. Sie war endlich frei und musste sich keine Gedanken um Gerold machen. Die Burg stand leer, würde früher oder später verfallen und Tristan war über alle Berge.

Das Leben war so schön wie schon lange nicht mehr. Sie lebte wie in einem Märchen. Sie hatte ein Schloss, ein Land, welches zwar noch zusammengefügt werden musste, jedoch ihre Heimat war und das sie liebte. Und das Beste überhaupt: sie hatte Alexander an ihrer Seite. Einen Menschen, der sie so vergötterte, wie sie war und es auch immer tun würde. Er war ihr Retter und sie verdankte ihm so viel.

„Du hast es geschafft, Arci", sprach Alexander zu dem Pferd stolz, „Gut gemacht, Süße." Beatrice schaute auf und sah, wie sich hinter Arcadash etwas rührte. Die Stute bemerkte es ebenfalls und hob ihren Kopf, um zu sehen, wer es war.

Das kleine Pferd sah erstaunt um sich und blickte von einer Person zur nächsten. Prustend begrüßte Arcadash ihr Fohlen. Es war ein Hengstfohlen, welches sogleich versuchte aufzustehen. Jedoch hielten seine wackligen Beine den Körper noch nicht und so fiel er wieder zurück in das weiche Stroh.

Voller Staunen beobachteten alle, wie er immer wieder versuchte aufzustehen und es schließlich nach mehreren Versuchen auch schaffte. Zitternd stand er da und stakste vorsichtig zu seiner Mutter. Diese stupste ihn aufmunternd an, sodass er begann an ihren Zitzen zu trinken.

„So süß", murmelte Beatrice neben Alex. Dieser jedoch nickte nur, zu sehr war er von dem Wunder, das sich vor ihm ereignete, eingenommen. Er hatte immer Angst, dass er es nicht schaffen würde als König, dass er versagen würde und dass das Volk ihn nicht akzeptieren würde, doch seine Furcht schien ihm nun unbegründet. Er würde es schaffen, dieses Volk wieder zu einem Land zusammenzuführen. Er würde es schaffen, den Bewohnern Sicherheit zu gewährleisten. Er würde Abraxxas wieder zu dem machen, was es vor langer Zeit einmal gewesen war.

Lächelnd betrachtete er seine wunderschöne Frau. Womit hatte er sie nur verdient? Sie war es, die ihm Mut schenkte, und die ihm die nötige Ausdauer gab ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Ihretwegen fühlte er sich nicht allein und war geborgen. Ihretwegen hatte er ein neues Zuhause gefunden.

Das Fohlen hatte aufgehört zu trinken und erkundete nun die Box. Langsam kam es auf seinen langen Beinen zu Alexander, der immer noch am Boden saß, gelaufen. Es schnupperte interessiert an seiner Kleidung und ließ sich von ihm streicheln.

„Hallo, Kleiner", sprach Alex dem Pferdchen lächelnd zu, „Hallo, Abraxxas."

Abraxxas ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt