Es war dunkel.
Sehr dunkel.
So dunkel, dass er die eigene Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte.
Markerschütternde Schreie drangen langsam zu ihm durch und die Dunkelheit begann sich zu lichten.
„Nein! Nicht schon wieder!", schrie er. Er wusste, was er sehen würde, sobald er die Augen öffnete. Das wollte er nicht schon wieder beobachten müssen.
„Es ist nur ein Traum", redete er sich selbst Mut zu, „Nur ein Traum." Tief atmete er ein und versuchte seine schnelle Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
„Nein! Konstantin! ... Konstantin!", schrie eine Frauenstimme und er wusste was gerade passiert war. Eine Träne floss ihm über seine Wange und schnell wischte er sie weg, obwohl er wusste, dass ihn sowieso niemand sehen konnte.
„Ruhig atmen", beruhigte er sich, oder er versuchte es zumindest, „Es ist alles gleich vorbei. Nur noch ein paar Sekunden." Er saß noch immer an derselben Stelle am Boden und hatte den Kopf auf seinen Knien abgestützt. Seine Augen hielt er krampfhaft geschlossen, um nichts, wirklich gar nichts, sehen zu können. Es reichte ihm nämlich vollkommen aus, zu wissen, was sich hier gerade abspielte.
„Alexander! ... „Alexander", erklang auch schon die Stimme des Soldaten und vor Schreck öffnete Alexander seine Augen. Er erkannte die Stimme des Mannes wieder.
Mit vor Schreck geweiteten Augen sah er sich um. Er war nicht in der Burg. Er lag auf einer Wiese und seine Füße baumelten über der Wasseroberfläche.
„Na bist du endlich wach, du Schlafmütze?", fragte ihn Beatrice, welche gerade Tirnanogs Zaumzeug befestigte. Als sie fertig war, kam sie zu ihm und setzte sich.
„Du hast den ganzen Nachmittag verschlafen", erzählte sie.
„Du hättest mich ruhig wecken können", versuchte Alexander ihr möglichst normal zu antworten, aber Beatrice bemerkte, dass ihn etwasbeschäftigte.
„Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen", gab sie ehrlich zu.
„Stimmt nicht ganz, aber es ist ziemlich nah dran", erwiderte er und schaute gedankenverloren auf das glitzernde Wasser. Seine Gedanken glitten zurück zu seinem Alptraum.
War es überhaupt ein Traum? Oder war es die Realität? Diese Frage plagte ihn seit eine ganze Weile, denn er hatte diesen Traum schon, bevor er nach Tirnanog kam.
„Ich kenne Gerold noch gar nicht so lange", stellte er ernüchternd fest.
„Das ist doch nicht schlimm, oder?", riss ihn Beatrice aus seinen Gedanken.
„Was ist nicht schlimm?", perplex sah er das Mädchen an.
„Na das du meinen Vater noch nicht so lange kennst."
„Habe ich das gerade laut gesagt?", fragte er vorsichtig und stand auf. Er ging näher zu ihr und wusste die Antwort auf seine Frage eigentlich schon.
„Ja, hast du", kam die erwartete Antwort von Beatrice, „Ist es doch schlimm?" Besorgt schaute sie ihm direkt an und Alexander blickte in ihre kohlrabenschwarzen Augen, bis er merkte, dass sie auf seine Antwort wartete.
„Ja", entgegnete er ihr wahrheitsgemäß, „Äh, was? Nein. ... Nein! Natürlich ist es nicht schlimm." Er rettete sich gerade noch so, aber er merkte, dass Beatrice ihm nicht ganz glaubte.
„Lass uns lieber nach Hause reiten", versuchte er von seinem Missgeschick abzulenken und die Prinzessin willigte ein. Sie machten sich auf den Weg und kamen kurz vor Einbruch der Dunkelheit bei der Burg an. Dort erwartete sie ein aufgebrachter Gerold.
DU LIEST GERADE
Abraxxas Erben
FantasyWir alle führen Kriege. Egal ob mit uns selbst, oder mit anderen. Jeder hat Feinde. Auch der 18-jährige Alexander, der nichtsahnend zwischen die Fronten zweier Königreiche gerät. Zweier Königreiche, die einst ein Ganzes bildeten und durch die gr...