Kapitel 13

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Der alte Fensterrahmen wurde mit einem lauten Knarren geöffnet, das weit in die Morgendämmerung hinausgetragen wurde. Bis auf das grausame Geräusch herrschte Totenstille. Eine schwarz verhüllte Gestalt streckte einen Arm aus dem geöffneten Zugang und forderte die Fremden auf in das Gebäude zu klettern.

Ein Mann, dunkel gekleidet, zog sich einen pechschwarzen Schal über das Gesicht und setzte sich die Kapuze seines ebenfalls schwarzen und bodenlangen Umhangs auf. Er schob seinen Bogen durch die Öffnung und schwang sich durch das offene Fenster ins Innere. Kaum berührten seine Füße den Boden, schnappte er sich auch schon wieder seine Waffe und spannte sie. Vorsichtig lugte er um die nächste Ecke und beobachtete den Gang, der sich vor ihm erstreckte, während seine Männer, einer nach dem anderen, ihm unauffällig in das Gebäude folgten.

Die verschleierte Gestalt trat zu dem Mann und gab ihm durch ein Nicken zu verstehen, dass alle drinnen waren. Er bedankte sich mit einem stummenNicken, was die Person mit einem liebevollen und führsorglichen Lächelnerwiderte. Sie entfernte sich ein paar Schritte von der Bande, blieb aber dann doch nochmals stehen und drehte sich zu den Männern um, während sie den Schleier entfernte.

„Pass gut auf dich auf." Erneut lächelte die Frauden Anführer an, ehe sie endgültig in den Schatten verschwand. Vorsichtig, um keinen Laut von sich zu geben, schlichen die Männer voran. Immer mit den Körpern möglichst nahe an den Wänden, sodass sie nicht  leicht zu sehen waren. So durchquerten sie das ganze Gebäude, welches sich als Stallungen herausstellte. Die Pferde schauten ihnen dabei verwirrt hinterher und wieherten hin und wieder unruhig.

Als sie endlich das andere Ende des Stalles erreicht hatten, erklommen sie rasch die hölzerne Leiter, die auf den Heuboden führte. Zielstrebig lief der Mann mit dem Umhang auf einen Heuballen zu.

„Warum kennst du dich hier so gut aus?", fragte einer seiner Gefolgsleute misstrauisch.

„Wenn man wo einbricht, sollte man sich dort auch möglichst gut auskennen", antwortete er rasch, stemmte sich gegen den Ballen und schob ihn ein Stück zur Seite, um mit dessen Hilfe das Fenster über ihnen erreichen zu können. Dieses öffnete der Mann geschickt und kletterte auf das Dach. Die anderen folgten ihm vorsichtig.

Er spähte über den Dachgiebel auf den Burghof und konnte schon die ersten Hochzeitsgäste eintreffen sehen.

„Schade, dass sie sich alle auf den Weg gemacht haben, obwohl es keine Hochzeit geben wird", spottete einer und der Anführer schmunzelte.

„An die Arbeit", befahl er und die Bande stieg geschickt über das Dach zu einem vergitterten Fenster, welches sich im Nebengebäude befand.

„Vergiss es!", schimpfte eine aufgebrachte Stimme, „Ich werde ihn nicht heiraten!" Polternd wurde die Tür zugeknallt und das Mädchen schrie hinterher:

„Niemals!"

Der Mann gab ein Zeichen und seine Männer begannen die Gitterstäbe vorsichtig abzuschrauben.

„Beeilt euch, bevor wieder jemand den Raum betritt", forderte er und es wurde noch schneller gearbeitet. Nach ein paar Minuten, die den Männern wie Stunden vorkamen, hatten sie sich der Stäbe endlich entledigt. Sie klopften vorsichtig an die Scheibe, um das Mädchen, das zusammengesunken auf ihrem Bett saß, nicht zu erschrecken. Überrascht schaute sie auf und ging zum Fenster, das sie auch gleich öffnete.

„Prinzessin Beatrice, wenn ich richtig liege, oder?", begrüßte sie der Mann mit dem schwarzen Umhang und verbeugte sich leicht.

„Wer... Wer seid Ihr?", fragte sie misstrauisch.

„Wir sind hier, um dich zu retten. Du musst nur durch das Fenster steigen", erklärte ein anderer. Mit sich ringend schaute Beatrice über ihre Schulter in den Raum und schließlich zur Tür.

Abraxxas ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt