Kapitel 11

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Am nächsten Tag stand Alexander extra früh auf, um Gerold noch vor dem Frühstück abzufangen und mit ihm über Beatrice zu reden. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass der König, wenn seine Tochter nicht anwesend war, mehr über sie reden würde und sich auch leichter überzeugen ließe, die Heirat absagen zu lassen. Er hoffte, dass seine Theorie stimmte, denn wenn nicht, gingen ihm langsam die Ideen aus, wie er ihn noch umstimmen sollte. Doch er wollte sein Wort gegenüber Beatrice halten und es wenigstens versuchen. Deshalb machte er sich auf den Weg durch die Gemäuer und hielt Ausschau nach Gerold.

Dieser ließ sich jedoch nicht blicken und Alexander fehlten mittlerweile die Möglichkeiten, wo er noch nach ihm suchen konnte.

„Echt jetzt?", moserte Alexander leise vor sich hin, als er die Kirche wieder verließ, „Jetzt stehe ich extra früher auf, um endlich mein Wort zu halten, und dann taucht der Typ einfach nicht auf." Genervt ging er wieder zum Hauptgebäude zurück und suchte schließlich den Raum, in welchem es gestern das Frühstück gegeben hatte.

Leider war das einfacher gesagt als getan. Er bog bei dem nächsten Gang links ab, dann rechts und wieder rechts, und dann war er komischerweise wieder da, wo er gestartet hatte.

„Mann! Ich hasse diesen Irrgarten. Kann man nicht einfach irgendwo Schilder hinhängen, oder erst gar nicht so komplizierte Gebäude bauen?", fluchte der Junge und hob genervt die Hände in die Höhe, nur um sie dann wieder fallen zu lassen.

Alexander drehte sich einmal um die eigene Achse und ging wahllos in einen der Gänge hinein, ohne lange darüber nachzudenken. Er bog ein paar Mal ab, wie er glaubte, dass es ihn vielleicht irgendwo hinführen konnte, und dann hatte er es geschafft. Er hatte den Raum wiedergefunden.

Erleichtert trat er ein, aber es war niemand mehr da. Er hatte das Frühstück verpasst. Alexander seufzte und wandte sich wieder der Tür zu, um das Zimmer zu verlassen.

„Alex", hielt ihn eine Stimme davon ab. Erstaunt machte der Angesprochene kehrt, denn er hatte zuvor niemanden in dem Raum gesehen.

„Hallo, Cinderella", begrüßte Alexander das Mädchen schmunzelnd, „Ich habe das Frühstück versäumt, oder?"

„Ja, leider. Mein Vater ist gerade gegangen, aber ich glaube in der Küche ist noch ein bisschen was übrig, wenn du Hunger hast." Sein Magen knurrte zur Bestätigung, was Alexander mit einem beschämten Lächeln kommentierte.

„Für eine Scheibe Brot würde ich gerade alles tun."

„Na, dann komm", sagte Beatrice erfreut, nahm seinen Arm, während sie an ihm vorbeiging, und zog ihn in die richtige Richtung.

„Wo warst du eigentlich?", fragte sie ihn auch gleich.

„Ich habe deinen Vater gesucht, ihn nicht gefunden und mich verlaufen", gab Alexander nach einer Weile leise zu, denn er wollte Beatrice nicht noch mehr Lügen erzählen. Die eine gestern im Stall war ihm schon genug.

„Mein Vater lässt sich vor dem Essen nie blicken."

„Das weiß ich jetzt auch." Schweigend gingen die beiden weiter ihren Weg zur Küche und Alexander stellte mit Freuden fest, dass Beatrice seinen Arm noch immer festhielt. Er lächelte und versuchte vorsichtig ihn so zu drehen, dass er mit seiner Hand Beatrices erreichen konnte, aber als er ihre Hand berührte zog das Mädchen ihre schnell weg und meinte:

„Die Küche ist dort." Dabei deutet sie auf eine Tür, die etwas weiter entfernt lag.

„Danke", grummelte Alexander mit gesenktem Kopf und verfluchte sich innerlich dafür so voreilig gehandelt zu haben. War ja klar, dass sie ihn da abblitzen lassen würde.

Abraxxas ErbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt