Regulus
Ich konnte Potter gestern noch abfangen, als er aus dem Nachsitzen kam. Was auch immer er nun schon wieder für eine Scheiße gebaut hat. Wir haben vereinbart, uns wieder am Feld zu treffen.
Jetzt sitze ich hier und warte. Er ist nicht zu spät, ich bin zu früh. Ich bin selbst schuld, dass ich warten muss.
Da ist er. Ich hab ihn vielleicht zwei Tage nicht gesehen, aber er sieht irgendwie anders aus. Vielleicht bilde ich es mir auch ein.
„Hey", grinst er.
Ich glaube, ich lächle. Ich kann nicht anders. Irgendwie ist das, was ich hier tue, besser als alles andere. Bei James Potter muss ich mich nicht entscheiden, was ich bin. Wer ich bin.
Hier ist alles einfacher.
„Hi."
Der Wind jagt mir die Haare aus dem Gesicht. Ich spüre die Kälte und spüre sie nicht. Und doch.
Ab und zu gebe ich Kommentare zu Potters Flugstil ab, aber es ist größtenteils nicht notwendig, weil er weiß was er tut, und ich weiß, dass er weiß was er tut.
Langsam hat er den Dreh raus, und ich habe Angst, dass er dann einfach wieder aufhören wird zu existieren. Dass er dann wieder weg ist, und die Zeit, in der alles viel einfacher ist, mit sich nimmt.
Ich würde ihn vermissen. Ich würde ihn verdammt noch mal vermissen, würde er sich jetzt, wo er hat, was er wollte, aus dem Staub machen. Verdammt. Ich mag diesen Idioten.
Kurz meine ich, ein Ziehen in meiner Hand zu spüren, aber so schnell, wie es gekommen ist, ist es auch wieder weg. Wird schon nichts sein, denke ich, und mache da weiter, wo ich aufgehört habe.
Aber zwei Minuten später ist es wieder da. Und diesmal hört es nicht auf. Das Ziehen wird zu einem penetrantesten Reißen, und ich bedeute Potter, dass ich eine Pause brauche.Ich fliege zur nächsten Tribüne, und Potter folgt mir.
Seufzend mustere ich meine Hand. Die Schwellung ist deutlich zu sehen, der Schmerz kaum zu unterdrücken. Vielleicht hätte ich sie doch noch schonen sollen. Vielleicht war das hier der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, und ich habe hiermit verursacht, dass ich im Spiel gegen Hufflepuff nicht spielen kann. Wir werden verlieren, ganz Slytherin wird mich noch mehr hassen und ich werde-
„Alles okay?", reißt Potter mich aus meinen Gedanken, während er sich auf den Boden mich fallen lässt, sodass er neben mir an der Wand lehnt.
„Ich hab mich an der Hand verletzt.", murmele ich.
„Wann, jetzt gerade? Zeig mal", er steckt seine eigene Hand nach meiner aus und dreht sie vorsichtig herum.
„Gestern. Hab sie mir an der Schranktür eingeklemmt."
Seine federleichten Berührungen kitzeln auf meiner Haut. Ich halte den Atem an.
„Wie das denn?", hakt er abwesend nach, während er sanft über die Schwellung streicht und sie kritisch begutachtet, als wäre er irgendein Arzt oder sowas.
Für einen Moment glaube ich, meine Stimme verloren zu haben. Ich bekomme keinen Ton heraus. Was eventuell daran liegt, dass ich noch immer die Luft anhalte.
Ausatmen.
Gut.
„Meine Zimmernachbarn haben die Tür zugeschlagen."
„Aus Versehen?"
„Keine Ahnung."
Meine Stimme klingt heißer. Ich weiß nicht, was los ist. Verdammt.
„Warst du schon im Krankenflügel?" Jetzt sieht er wieder zu mir. Meine Hand lässt er nicht los. Ich ziehe sie nicht weg.
„Ja."
„Okay."
Er lässt seine Hand auf den kalten Holzboden fallen. Zieht meine dabei mit. Lässt nicht los.
„Ich hab keine Lust mehr.", sage ich.
„Worauf?"
„Auf alles.", ich seufze. „Morgen spielt Slytherin gegen Hufflepuff. Ich bin Sucher." Kurz zögere ich. „Ich will nicht spielen."
James- Potter runzelt die Stirn. „Warum nicht?"
„Keine Ahnung. Was, wenn wir verlieren? Dann ist es meine Schuld." Dann ist es wieder meine Schuld.
„Dann ist es die Schuld von eurem ganzen Team, nicht deine.", erwidert er. Als wäre es der grundlegendste Fakt der Erde.
„Das ist denen egal." Es ist ihnen wirklich egal. Sie suchen immer jemanden, den sie für irgendetwas verantwortlich machen können, und ich biete mich anscheinend bestens an.
„Das klingt scheiße."
Ist es auch. Damit, dass er es ausspricht, wird mir bewusst, wie scheiße es ist.
„Und bei dir?" Ich will das Thema wechseln.
„Naja, geht so.", er zieht die Nase hoch. Es ist verdammt kalt hier oben. „Du hast nicht zufällig Sirius irgendwo gesehen?"
Warum sollte ich ihn gesehen haben? Waren die beiden nicht noch beste Freunde? „Nein. Ich sag dir, wenn ich ihn sehe."
„Danke. Er verschwindet in letzter Zeit ständig und will mir nicht sagen wohin."
„Glaubst du nicht, er trifft sich mit einem Mädchen oder so?" Das ist es, was er sonst immer macht, oder?
„Vielleicht, aber sonst hat er immer Bescheid gesagt."
Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, mein Bruder sei ein größeres Desaster als ich. Ich weiß es aber besser. Ich glaube, momentan kann mich nichts übertreffen.
„Willst du noch fliegen?", fragt er. Ich schüttle kaum merklich den Kopf, aber er bemerkt es trotzdem.
„Es ist kalt. Sollen wir gehen?"
Nein, sagt meine Hand, die seine noch ein bisschen fester hält, weil es wirklich, wirklich kalt ist, und seine Hand warm ist, so warm.
„Ja.", sage ich, weil alles andere nicht Ich wäre. Und das Ich, das Ja sagt, ist trotzdem nicht Ich, auch, wenn es sich so anfühlt.
*****
Über das Kapitel reden wir nicht, und über das, was gleich folgt, auch nicht...
How to delete yourself
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D E A L | Jegulus-FanFiction Deutsch
FanfictionFür einen kurzen Moment beobachte ich, wie James Potter vor mir durch die Luft fliegt, wie er seine Hände fest um den Besen geschlossen hat, wie der Wind ihm ins Gesicht schlägt und ihm die Haare nach hinten kämmt, und wie seine strahlend weißen Zäh...