Regulus
Das Haus ist gerappelt voll, der einzige, dem ich es zutraue, nicht komplett wahnsinnig geworden zu sein, ist Sirius, und der gibt mir nicht mal etwas von seinen verdammten Keksen ab. Ich weiß nicht, woher er sie hat, aber sie sehen appetitlicher aus, als die, die auf der großen Platte am Esstisch stehen. Außerdem müsste ich, um an welche von denen zu kommen, mit schätzungsweise vier Menschen reden; „Wie geht es dir in der Schule?" „Welche Rekorde hast du im Quidditch erzielt?" „Möchtest du zufälligerweise einer unserer schwarze-Magie-Sekten beitreten?" - Die üblichen Fragen - und nein, danke.
Ich sitze auf dem Sofa und versuche, nicht an meine Situation zu denken, und trotzdem irgendwie die umstehenden im Raum zu beachten, falls mich jemand ansprechen sollte. Diese Taktik habe ich mir angeeignet, als ich ungefähr sechs war: hab anwesend sein, damit man nicht verwirrt herumstammelt, wenn jemand was von einem möchte, aber auch nur so viel anwesend sein, wie es absolut nötig ist; den Rest kann man sich sparen. Es ist mir ein Rätsel, wie Menschen nicht wahnsinnig werden, wenn sie sich in einem Raum voller Blacks nicht irgendwie selbst ablenken. Ich würde wahrscheinlich schon lange durchgedreht sein.
Neben mir lässt sich Sirius nieder, macht aber keine Anstalten, mit mir zu reden. Er schlägt nur die Beine übereinander und stopft sich einen weiteren Keks aus seiner Packung in den Mund.
Ich sehe mich kurz um - der Nebenraum, in dem wir uns befinden, ist leer - und greife dann nach der Kekspackung. Sirius zieht sie instinktiv weg und wirft mir einen entnervten Blick zu.„Lass das-"
Ich greife diesmal nach seinem Handgelenk, das er über seinem Kopf in der Luft hält, um näher an die Kekse ranzukommen. Wobei sie mir wahrscheinlich relativ egal sind. Es ist nur so... langweilig. Es passiert nichts. Und Sirius sollte eigentlich derjenige sein, der etwas passieren lässt, und er tut es nicht. Er tut gar nichts. Er sitzt nur in seiner Ecke, isst Kekse, und es interessiert nicht mal jemanden. Ich wünschte, er würde etwas tun.
Ein Knarzen ertönt von Richtung Tür. Sirius dreht sich um, lockert den Griff um die Kekse, und die Packung fällt zu Boden, landet mit einem dumpfen, kleinen Ton auf dem hässlichen Blumenteppich.
Blitzschnell strecke ich meine Hand aus, und ergreife die Packung. Sirius schenkt dem keine Beachtung, nur für eine Sekunde, seine Augen auf die Tür fixiert, aber da ist nur Kreacher, der in den Raum schleicht und anfängt, irgendwelche Vasen zu verrücken.
Ich wende mich der Kekspackung zu, will sie öffnet, als mir ein südlicher Duft in die Nase steigt, der definitiv nicht gewöhnlicher Keksgeruch ist. Wobei ich keine Ahnung habe, was Sirius, oder wer auch immer diese Kekse gemacht hat, da reingemischt hat.
Es mischt sich ein zweiter Geruch dazwischen, Lavendel? Vielleicht, und ich verschließe die Packung wieder. Ich kann das Blut durch meine Adern pulsieren hören, als ich sie Sirius wortlos zurückgebe und den Raum verlasse. Als hätte ich etwas gesehen, das ich nicht sehen sollte. Als hätte ich irgendetwas verbrochen.
Ich hätte es einfach lassen sollen.
*****
Elf Tage noch. Am 6. Januar fahren wir zurück, und verdammt, ich habe mich nie mehr auf Hogwarts gefreut, als jetzt.
Aber die Uhr tickt viel zu langsam. Der Tag will nicht rumgehen. Drei Stunden lang bin ich jetzt schon in meinem Zimmer, sitze an meinem Schreibtisch und starre eine leere Rolle Pergament an, drehe meine Schreibfeder in meiner Hand, und hätte ich sie vorher ins Tintenfass getaucht, wäre der halbe Tisch jetzt wohl voller Flecken.
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D E A L | Jegulus-FanFiction Deutsch
FanfictionFür einen kurzen Moment beobachte ich, wie James Potter vor mir durch die Luft fliegt, wie er seine Hände fest um den Besen geschlossen hat, wie der Wind ihm ins Gesicht schlägt und ihm die Haare nach hinten kämmt, und wie seine strahlend weißen Zäh...