Kapitel 29

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Regulus

Der Nachttisch neben dem Bett ist fast leer - da ist eine kleine Tüte Bertie Botts Bohnen ohne Nachricht, also weiß ich nicht, von wem sie ist, und ein Fläschchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit mit der Aufschrift „Schmerzmittel (schmeckt besser als das von Madam Pomfrey)" von Severus.

Normalerweise fallen die Gute-Besserung-Geschenke nicht so mager aus, wenn jemand im Krankenflügel landet, nicht ein mal bei mir. Ich habe die leise Vermutung, dass das hier eine Art Rachezug der Slytherins ist, weil ich den Schnatz nicht gefangen habe und sie dadurch, wie Madam Pomfrey mir vorhin berichtet hat, das Spiel verloren haben. Von außen scheint es zwar so, als würden die Slytherins ihre Wut nach Quidditch-Niederlagen an den gegnerischen Teams auslassen, aber in Wirklichkeit beschuldigen sie sich untereinander gegenseitig dafür. Noch ein Grund, warum ich das Quidditchteam nicht leiden kann.

Ich hab den Schatz nicht gefangen. Ich will gar nicht wissen, was ich mir dafür später alles anhören darf. Wahrscheinlich schreiben meine Eltern mir noch heute einen Brief. Das tun sie immer. Ich glaube, wenn es ums Quidditch geht hätten sie es vorgezogen, wenn ich in Gryffindor und Sirius in Slytherin gelandet wäre. Sirius spielt um einiges besser als ich. Ihm macht es sogar Spaß.
Ich kann nur hoffen, dass mein Vater mir nicht wieder Quidditchstunden bei dem Privatlehrer organisiert - dann kann ich mir Ruhe in den nächsten Ferien auch aus dem Kopf schlagen. Am Ende will der mir wieder irgendeinen tollen Trick beibringen, wie der, der mir diese ganze Misere beschert hat.

Ich versuche so gut es geht nicht an James zu denken. Jedes Mal, wenn ich es doch tue, fühlt es sich an, als hätte mir jemand einen Schlag in den Magen verpasst.

Madam Pomfrey entlässt mich kurz vor dem Mittagessen, sagt mir, ich solle mich noch etwas schonen, und gibt mir diesen Blick, der mir vermittelt, dass sie genau weiß, dass sich diesen Rat ihrerseits die meisten eher nicht zu Herzen nehmen.
Es ist nicht so, als hätte ich etwas zu tun, das irgendwelche körperlichen Aktivitäten erfordert. Quidditch ist erst mal vorbei. Ich werde wahrscheinlich warten, bis der Unterricht vorbei ist, und dann irgendjemanden fragen, ob wir Hausaufgaben zu erledigen haben. Oder ein Buch lesen.

Nachdem ich im Schlafsaal bemerke, dass mein Büchervorrat, den ich aus der Bibliothek Zuhause zusammengestellt habe, aufgebraucht ist, mache ich mich widerwillig auf den Weg zur Schulbibliothek. Das Stechen in meiner Schulter, als ich mich bewege, macht mir bewusst, dass ich Madam Pomfreys Rat in innerhalb von nur einer halben Stunde schon vernachlässigt habe. Was auch immer. Ich hab ja noch Severus' Schmerzmittel, falls es zu schlimm wird.

Die Buchauswahl in der Bibliothek ist lausig. Die einzig guten Bücher, die sie hier haben, sind wahrscheinlich in der Verbotenen Abteilung, und die ist meiner Meinung nach ziemlich unnötig. Warum würde man sämtliche Regale einer Bibliothek mit Büchern befüllen, die sowieso niemand lesen darf?

Ich mag die Bibliothek nicht. Wegen der lausigen Bücherauswahl, wegen der Bibliothekarin, die einen wegen jedes Geräusches, das man von sich gibt, ermahnt, und vor allem wegen der zahlreichen Leute, die meinen, sie müssen hinter den Bücherregalen rummachen. Es gibt Leute, die hier lesen wollen, verdammt noch mal.

Als wieder diese wiederwertigen Schamtzgeräusche an meine Ohren dringen, will ich am liebsten umkehren. Aber ich muss zu dem Regal da hinten, weil ich nach einem Buch suche.
Ich schlucke. Schnell. Einfach ganz schnell, vielleicht bemerken sie mich nicht, und ich kann so tun, als hätte ich sie auch nicht bemerkt, und dann kann ich mich aus dem Staub machen.

Dachte ich. Denn als ich um die Ecke gehe, sehe ich Sirius.

Mit Amelia Stradford.

Kurz stehe ich verdutzt da und versuche, es Sinn machen zu lassen. Aber es macht keinen Sinn.
Ich weiß, wie Sirius ist. Manchmal glaube ich, er würde mit jedem rumknutschen. Aber Amelia Stradford? Nein.

Ich blinzle, dann gehe ich schnell weiter zum Regal, aus dem ich ein Buch wollte. Zum Glück finde ich es nach wenigen Sekunden. Ich drehe mich noch mal kurz um, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verschaut habe - hab ich aber definitiv nicht.

Dann verlasse ich die Bibliothek, so schnell ich kann.

*****

Sirius hasst Amelia Stradford. Sie ist einer der Slytherins, die er am Wenigsten leiden kann. Nach dem Quidditchspiel vor zwei Jahren ist eine Art Krieg zwischen Slytherin und Gryffindor entstanden - beziehungsweise ist er noch stärker geworden. Ich glaube, den Krieg selbst gab es schon immer.

Die ständigen Streiche, die Stradford gespielt wurden, und die Rache des gesamten Quidditchteams, die meistens darauf folgte, war eigentlich ganz lustig mitanzusehen. Jeden Morgen beim Frühstück gab es irgendeine neue Geschichte, die sich verbreitete wie ein Lauffeuer. Als James aus dem Krankenflügel entlassen wurde, wurde es noch besser.
Meine Mutter hat fast jeden Tag irgendwelche Briefe geschickt, in denen sie sich schrecklich über Sirius aufgeregt hat (Wie sie Wind von der Sache bekommen hat, weiß ich bis heute nicht, aber die Quellen der Black-Familie hinterfragt man besser nicht.) Stradfords Familie steht wohl in Mutters näheren Bekanntenkreis. Darüber, ob ich ihre Beschreibung Stradfords - Ein hübsches, intelligentes, reizendes Mädchen - so bestätigen kann, bin ich mir nicht sicher. Während meines Aufenthalts in Hogwarts ist sie mir nie als eine sonderlich angenehme Person erschienen.
Irgendwann haben die Lehrer dem Ganzen ein Ende gesetzt. Das hieß aber nicht, dass die giftigen Blicke aufgehört haben. Und der Fakt, dass unsere Mutter Stradford verteidigte, hat Sirius wohl einen weiteren Anlass beschert, sie nicht leiden zu können.

Nein, Sirius würde nicht mit ihr anfangen, beschließe ich, während mein Blick über das Inhaltsverzeichnis von einem der Bücher schweifen lasse.

Ob das Ganze was mit dem großen Geheimnis, das alle Slytherins vor mir hatten, zu tun hat? Da wurde doch über Stradford geredet. Irgendwas hatte sie angeblich geschafft, das die Slytherins, die sich darüber ausgetauscht haben, nicht fassen konnten - aber was?

Mein Blick fällt wieder auf das Buch. Ich lese die Überschrift des ersten Kapitels - „Verhaltensbeeinflussende Tränke, ihre Wirkungen und die Bekämpfung dieser"

Und plötzlich ergibt alles einen Sinn.

*****

Kurzer Disclaimer fürs nächste Kapitel: Ich weiß, dass Regulus canonically im Slug-Club war, aber ich habs in der Story umgeändert. Regulus ist in dieser Story also nicht Part des Slug-Clubs!
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D E A L | Jegulus-FanFiction DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt