Kapitel 4

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James

„James? Wir sollten langsam zum Frühstück.", tönt es an mein Ohr. Ich kneife die Augen zusammen und versuche, mich umzudrehen, doch sobald ich mich bewege, schießt mir ein stechender Schmerz durchs Bein. Na großartig. Muskelkater.
Ächzend rapple ich mich auf, nur um Moony zu erblicken, der mit einem schwachen Lächeln an der Tür steht.

„Wo sind die Anderen?", frage ich mit kratziger Stimme.

„Peter ist schon vorgegangen. Und Sirius hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht, hier aufzutauchen." Bei Letzterem fällt es mir schwer einzuordnen, ob es eher wütend oder verletzt klingt. Alles in Allem; Ziemlich erschöpft und müde.

„Du siehst fertig aus.", stelle ich fest, nachdem ich sein bleiches, von Augenringen geziertes Gesicht betrachtet habe.

„Ich kann nicht richtig schlafen. Bald ist wieder Vollmond, und du weißt schon..."
Ich nicke. Dann mache ich mich fertig.

„Morgen, Leute! Da seid ihr ja endlich.", ruft uns Peter zu, als wir uns dem Gryffindor-Tisch nähern. „Wo habt ihr Sirius gelassen?"

„Hier ist er also auch nicht...", murmele ich, während ich mit meinen Augen den Tisch absuche. „Naja, er wird schon im Unterricht sein." Hoffe ich. 
Während ich mir ein Müsli in den Mund schaufele, lasse ich meinen Blick zum Tisch der Slytherins gleiten, ohne, dass ich es eigentlich möchte. Und Regulus ist, genauso wie Sirius, nirgends zu sehen. Ich frage mich, ob er genug isst. Regulus, nicht Sirius. Er sieht so schwach aus. Er ist so gut wie nie beim Essen.

„Ich geh hoch und hol meine Sachen. Wir sehen uns bei Verwandlung." Remus steht neben mir auf. Ich nicke nur abwesend.

In Verwandlung vergesse ich schon fast wieder, dass Sirius eigentlich hier sein sollte. Erst, als er eine Viertelstunde zu spät in den Klassenraum stolpert, bemerke ich ihn. Nachdem McGonagall ihm einen Vortrag über Pünktlichkeit und Verantwortung und was-weiß-ich noch alles gehalten hat, geht er gelassen auf meinen Tisch zu und lässt sich auf den Stuhl neben mir fallen.

„Wo warst du die ganze Zeit?", zische ich ihm zu, als McGonagall anfängt, irgendetwas zu erklären. Sirius fährt herum und sieht mich für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken an, so als hätte er vergessen, dass ich neben ihm sitze. Oder, dass er ständig einfach verschwindet, ohne was zu sagen. Oder wer ich eigentlich bin.

„Nirgends.", winkt er ab. Langsam macht er mich wütend.

„Das sieht langsam aber nicht mehr nach ,Nirgends' aus."

„Potter! Black! Ruhe jetzt!"

Wir verstummen. Und Sirius bleibt stumm.

Nach dem Unterricht bemerke ich nur noch kurz, wie Remus auf unseren Tisch zuläuft, und dabei aussieht, als würde er jemanden abschlachten wollen. Ich glaube, ich weiß sogar, wen er als sein Opfer ausgewählt hat. Aber weil ich noch etwas zu tun hab, kann ich mir das Spektakel leider nicht ansehen. Ich hätte gerne miterlebt, wie Sirius für seine Abwesenheit niedergemacht wird.
Ich muss Regulus suchen. Was heißt ich muss. Ich will ihn suchen, weil ich nicht will, dass er nach diesem einen Treffen denkt, die Sache hätte sich erledigt. Hat sie nämlich nicht.
Ich weiß nicht, wo er gerade Unterricht hat. Also klappere ich einfach ein paar Klassenzimmer ab. Wir haben sowieso eine Freistunde, und wenn ich zu den anderen gehe, dann zwingt Moony uns bestimmt wieder zum Lernen. Danke, aber Nein, Danke.

Ich finde ihn in der Bibliothek. Er sitzt an einem der Tische, hält eine Schreibfeder in der Hand und starrt ein leeres Stück Pergament, das, umgeben von fünf aufgeschlagenen Büchern vor ihm liegt, an.
Ich lasse mich kommentarlos auf den Stuhl neben ihm fallen. Genervt seufzt er auf, platziert die Schreibfeder im Tintenfass und wendet sich dann mir zu.

D E A L | Jegulus-FanFiction DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt