Kapitel 20

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James

Das ist jetzt schon das dritte Blech Kekse, dass ich unabsichtlich verbrennen lasse. Wäre meine Mom hier, würde sie sich aufregen und mich aus der Küche werfen, aber sie ist oben und... ich weiß nicht mal, was sie tut.

Ich tue genau das, was in diesem dummen Backbuch steht. Schritt für Schritt, exakt das Gleiche. Und trotzdem funktioniert es nicht.

Gedankenverloren lehne ich mich an den Tisch, oder ich will mich an den Tisch lehnen, lehne mich aber an das Backblech, das noch heiß ist. Wow.

Augenblicklich ziehe ich meine Hand weg und schüttle sie, und natürlich habe ich meinen Zauberstab nicht, weil meine Mom immer noch an die keine-Zauberei-in-den-Ferien-Regel glaubt. Eines Tages wird mich das wahrscheinlich noch umbringen, wenn meine Unfähigkeit nicht bald ein Ende findet.

Ich kippe die fast komplett schwarzen Kekse in den Mülleimer, dann lasse ich mich auf einen der Stühle unseres Esstisches fallen. Ich gebe auf. Es hat keinen Zweck.

Würde ich versuchen, darüber nachzudenken, warum nichts so funktioniert, wie es funktionieren sollte, würde es mich nicht viel Zeit kosten. Das Ding ist, dass ich es nicht mal zu versuchen brauche, weil ich es sowieso schon die ganze Zeit tue. An diesem Punkt wäre es mir lieber, ich könnte aufhören, nachzudenken.

Ich scheitere schon den gesamten Tag daran, mich irgendwie abzulenken. Kekse backen, aufräumen, Geschenke verpacken, sogar lesen, und ich lese nie. Es hat alles keinen Zweck.

Mir hätte das alles früher auffallen sollen, dann hätte ich jetzt kein Problem. Ich hätte früher draufkommen müssen, wie ich fühle, und dann verhindern müssen, dass es überhaupt so weit kommt. Es hätte nie so weit kommen dürfen, dass ich in den Weihnachtsferien auf unserem Sofa liege, an die Decke starre und mich darüber fertig mache, wie ich Regulus aus meinem Kopf bekomme.

Im Sessel neben mir setzt sich jemand hin, und ich schrecke auf. Ich bin immer noch in unserem Wohnzimmer. Wobei ich mich gerne wieder wegträumen würde.

„Und?" Es ist meine Mom. „Wie läuft's mit den Keksen?"

Ich drehe mich um (und falle fast mitsamt einem Kissen vom Sofa). „Ich hab aufgegeben."

Sie hebt die Augenbrauen. „Das heißt?"

Ich seufze und setze mich dann doch auf. „Heißt, die Kekse sind verbrannt." Mein Blick richtet sich auf die gegenüberliegende Wand. „Drei Bleche.", gebe ich zu, und greife dann schnell nach dem zu Boden gefallenen Kissen, um an der Naht des Bezugs herumzufuchteln.

„Wie hast du das denn geschafft?" Ich glaube, sie ist nicht sauer. Ich hoffe es. Sie klingt nicht sauer.

„Keine Ahnung.", murmle ich.

„Irgendwas, das dich stört?" Ich hasse es, wie meine Mom mich immer problemlos und direkt durchschaut. Ich hasse es, dass ich nicht einmal etwas für mich behalten kann.

„Nein. Ja. Ach, weiß ich auch nicht." Natürlich weiß ich es. Natürlich weiß ich, was los ist. Was mich stört. Aber sagen werd ich es bestimmt nicht.

„Hat es was mit der Schule zu tun?", hakt sie weiter nach. Ich halte meinen Blick gesenkt, habe Angst davor, dass mir etwas rausrutscht, wenn ich sie ansehe. Dass mir alles rausrutscht.

D E A L | Jegulus-FanFiction DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt