The price you pay

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Es ist eigentlich ganz still, eigentlich. Jimin beißt sich schmerzhaft doll auf die Lippen. Es würde ganz still sein, würde man es schaffen das ferne Gelächter, die Rufe und das dumpfe Dröhnen der Hämmer, die die Pfähle der Zelte, in den Boden rammen, zu ignorieren. Durch die dünne Plane des Zeltes schimmert das gelbe Sonnenlicht. Es ist stickig warm in dem Zelt und der Geruch von Jackson hängt noch in der Luft. Kurz tastet Jimins Hand unter sein Kopfkissen, eine gewisse Erleichterung macht sich in ihm breit, als er dort das trockene Kräuterbündel von gestern Abend ertastet.

Das Aufrichten auf der harten Matte erinnert ihn an seine immer noch schmerzenden Handgelenke und als er beide Beine auf den sandigen Zeltboden stellt zieht sich das brennen der Muskeln augenblicklich beide Beine hoch. Mit einem genervten Zwischen verharrt der Omega mitten in seiner Bewegung und wartet kurz bis er sich an das Stechen gewöhnt hat.

Draußen ist es kühl. Es ist nicht so eisig, wie auf der Burg und der Schnee des Abends ist zu einer matschig braunen Masse geschmolzen. Bei dem Anblick muss Jimin augenblicklich an das Südkönigreich und den dort ewig währenden Sommer denken. Kurz kneift er die Augen zusammen und verdrängt das aufkommende Heimweh entschlossen.

"Lisa, Rose?"

Hier hinten am letzten Ende des Lagers ist es ruhig und seine dünne helle Stimme schallt erschreckend laut zwischen den Zelten hin und her. Keiner antwortet. Jimin stampft weiter. Es wird wohl das größte Zelt von allen sein. Mit einer neugierigen Entschlossenheit schlägt er die Zeltplane zurück und geht hinein. Drinnen ist es leer, es riecht nach Kräutern und in metallenen Schalen verbrennen zwischen glühenden Kohlen Gewürze. Die Luft ist dick von ihrem Qualm, aber sie brennt nicht in den Augen. Krankenbett an Krankenbett reiht sich hier, aber die hellen weißen Matratzen sind alle leer. Keiner ist da.

"Jimin", Rose summt seinen Namen in einem verträumten Ton. "Bist du auch schon aufgestanden?" Sie lächelt amüsiert, als sie sich mit einem Korb voller Blätter an ihm vorbeidrückt.

"Wo sind denn alle hin?", murmelt Jimin verwundert und nickt in Richtung all der leeren Betten.

"Noch ist nicht Krieg. Noch sind nicht viele verletzt", seufzt Rose und reibt sich müde die Schläfen. "Wenn die Trauerzeit in vier Tagen endet wird es voll sein und vom Schlachtfeld bis hier her wird alles nach Blut riechen." Zweifellos kann Jimin die Missgunst in ihrer Stimme hören. Rose verachtet diesen Krieg, genau wie sie Yoongi ihren König verachtet. Sie ist wie Jackson und seine Truppe.

"Es ist wirklich gar keiner krank?", wiederholt Jimin ungläubig und schwingt sich neben Rose auf eins der Betten. Neugierig wittert der Omega in Richtung der Kräuter, die Rose mit geübten Gesten abtrockent und zu Bündeln zusammenfast.

"Doch natürlich, aber die paar Prellungen und Schürfwunden vom Training kommen erst zur Behandlungszeit heute Nachmittag. Bis dahin kannst du mir helfen die Kräuter aufzuhängen und zu trocknen."

Bis zur Behandlungszeit am Nachmittag vergeht die Zeit wie im Flug. Nicht einmal langweilt Jimin sich. Er hängt die Kräuter auf, lernt mit Rose zusammen ihre Wirkungen auswendig und wie man sie erkennt. Später, als Lisa aufgestanden ist, zeigt sie ihm wie man Wunden verbindet und Blutungen stillt.

Gegen Nachmittag, nach dem Läuten der Glocken und dem Essen der Mittagsrationen, treffen die ersten Kranken ein. Im Lager geht die Grippe um und auch wenn die meisten Alpha selber heilen, sind es vor allem die Beta, jungen und alten Alpha die besonders mit dem Virus zu kämpfen haben.

"Jimin", Lisas bestimmt fester Griff an seinem Arm reißt Jimin aus dem konzentrierten Anlegen eines Wadenwickels. " Ich übernehme ab hier. Jackson ist gar reingekommen. Er hatte einen Rückfall. Da kannst nur noch du helfen" sie zieht die Augenbrauen vielsagend zusammen, während sie sich zwischen Jimin und das kranke Mädchen drängt, um ihm den Wickel aus den Händen zu nehmen. Einen Rückfall?" In ihren Augen kann Jimin lesen, dass das nichts Gutes heißt. Er erinnert sich noch genau an ihre Worte gestern Abend: du wirst ihn schon wiedersehen, er ist Blutspucker". Blutspucker ein Wort, was vermutlich nichts Gutes bedeutet. Seine schlechte Vorahnung lässt ihm ganz flau im Magen werden. Er will eigentlich gar nicht wissen was Blutspucker sein bedeutet. "Was ist passiert?" Panik schwingt dünn in seiner Stimme mit.

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt