On the run I

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Es gibt Tage, an denen spürt man, dass sich etwas verändern wird. Der Wind flüstert es einem zu, die Sonne kitzelt es aus einem heraus. Etwas ist einfach anders. Aber an diesem Morgen hat Jimin nichts gespürt.

Der Frühling hat den Sommer schon Monate lange angekündigt und als der Flieder die Krokusse abgelöst hat und Bambam Heuschnupfen bekommen hatte, ist allen im Hause Kim klar gewesen, dass der Sommer kommen wird.
Es geht ihnen gut, allen. Aber Jimin spürt tief in seinem inneren, eine beklemmende Angst, ein waberndes Gefühl, dass ihn manchmal nachts aufschrecken lässt, eine dunkle Vorahnung, aber nur Tae weiß davon. Er will Jin und Namjoon keine Sorgen bereiten, sie müssen sich schon um so viel kümmern. Und so ist es gekommen, dass sich der kleine Omega immer weiter zurückgezogen hat, stiller wird und nur noch Tae an sich ranlässt.
Vorsichtig tapst Jimin die Treppe hinunter. Das Haus ist still, noch ist keiner wach. Jin und Namjoon schlafe meistens bis die Sonne hoch am Himmel steht.
"Du bist zu laut" flüster-schreit Tae hinter ihm. "Gar nicht wahr" flüster-scheit Jimin zurück und verliert fast das Gleichgewicht, im letzten Moment schafft Tae es ihn an seinem Pyjamaärmel zurück auf die Füße zu ziehen.
"Wegen dir werden noch die kleinen wach" noch leicht geschockt sammelt sich Jimin kurz um dann weiter die Treppe runterzuschleichen. Tae dicht auf seinen Fersen. Sie kennen die Treppen, wissen genau welches Brett knarrt, welche Stufe man überspringen muss und wo das Holzgeländer knirscht. Sie haben sich schon oft die Treppe runtergeschlichen, früh am Morgen, wenn der Himmel noch grau ist, um dem roten Feuerball beim Aufgehen zuzusehen.
"Wir müssen uns beeilen" hastig zieht Jimin die Decke, die er wie einen wallenden Umhang um die Schultern gehangen hat, fester um sich. "Wir verpassen es sonst Tae" Aufregung brennt in seinem Bauch und vor lauter Freude kriegt der jüngere Omega das Lächeln kaum noch aus seinem Gesicht. Er liebt einfach Sonnenaufgänge so sehr. "Wir haben ihn noch nie verpasst" grinsend greift Tae die kleine Matte unter seinem Arm fester und versucht mit seinem Freund Schritt zu halten. Wäre Jimin in Wolfsgestalt würde sein Schweif die ganze Zeit hin und her wedeln. Tae liebt Sonnenaufgänge auch, aber mehr liebt er es mehr Jimin nach seinen Alpträumen wieder fröhlich und glücklich zu sehen, unbesorgt und konzentriert, wie jeden Morgen auf ihren Top-Secret Missionen. Kaum haben sie die Verandatür geschlossen und stehen auf der Holzterrasse hüpft Jimin leise jauchzend auf und ab. An den Grashalmen glitzert noch Tau und Nebel zeiht aus den morgendlichen Felder auf. Der Himmel ist noch hellgrau und sie haben den Sonnenaufgang nicht verpasst, wie jeden Morgen. Vorsichtig rollt Tae ihre Matte im feuchten Gras aus und Jimin setzt sich neben den anderen Wolf, beide mit Schwung unter der Decke einmummelnd. Die beiden Omega rücken näher aneinander, es ist kalt und man kann seinen Atem im Zwielicht noch sehen. Mit gespannten Augen sehen beide Jungwölfe an den Himmel, wo hinter dem Horizont langsam die Sonne emporsteigt.
Die Vögel singen laut und überall flattert es, es ist Brut und Balzzeit. Wenn die beide nicht gerade der Sonne zusehen beobachten sie die Vögel. Tae kennt alle Vogelarten die hier leben, er hat alle Namen auswendiggelernt, aus den kleinen Buch, was ihm Namjoon zum Geburtstag geschenkt hat. Und obwohl er jede Abbildung kennt, jede Bezeichnung und Beschreibung auswendig gelernt hat, hat er auch an diesem Morgen seine langen Finger um das abgegriffene Buch geklammert.
"Guck mal der Grünspecht" murmelt Tae fasziniert und nickt in die Richtung des großen Vogels, der nur wenige Meter entfernt, die Wölfe nicht wahrnehmend, im Rasen herumhüpft. Sofort mustert Jimin den Vogel und nickt aufgeregt. "Er ist wirklich schön"
"Es ist ein Männchen und sucht nach Ameisen, seinem Lieblingsessen" Fasziniert beobachten beide Omega den Vogel und verfolgen jede seiner Bewegungen nach.

"Es reicht nach Feuer" schreckt Jimin auf. Der Junge zuckt zusammen, Panik breitet sich in seinem Blick aus. Unruhig rutscht der kleine Omega auf der Matte hin und her und krallt seine kleinen Hände in die Decke, mit den Augen in schrecklicher Erwartung den Horizont absuchend. Jimin hat Angst vor Feuer. "Da ist noch was" Tae erschaudert unwohl. "Es riecht nicht gut, es es riecht nach Gefahr"
Die beiden Augenpaare der ängstlichen Wölfe sehen hastig hin und her. Nicht wissend woher, dass was sie spüren kommt oder was es für eine Bedrohung ist. "Tae Tae" Jimins kleine Hände ziehen an Taes Arm. "Die Vögel sind weg. Es ist ganz still" Die Omega halten den Atem an.

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt