Bear

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Als Tae aufwacht ist die Landschaft, die ihn umgibt eine völlig andere. Unter sich fühlt Tae das Piksen von Grashalmen und der Ausschnitt des blauen Himmels über ihm wird links und rechts von mächtigen Bäumen gerahmt. Doch das Erste, was Tae wirklich wahrnimmt ist der süß würzige Geruch in der Luft. Es reicht nach überreifen Früchten und dem Nektar von hunderten Blüten. Die Wärme und Schwüle der aromaüberladenen Luft scheint ihn zu Boden zu drücken. Ruhig bleibt der Omega liegen und lässt die Süße der Luft auf seiner Zunge zergehen.

Als Taehyung seinen Kopf zu Seite dreht, stellt er fest, dass er wirklich im hohen Gras liegt. Wildes Getreide und bunte Blumen sprießen üppig aus dem Boden. Hinter den Gräsern kann er riesige Bäume, mit dichten dickblättrigen Kronen erblicken. Die Luft brummt und summt von den vielen Käfern, Insekten und Bienen die durch die Luft schwirren. Langsam setzt sich Tae im hohen Gras auf. Er ist mitten auf einer Lichtung in einem dschungelähnlichen Wald. Er fühlt wie sein Wolf vor Neugierde beinahe platzt und all diesen fremden Gerüchen nachjagen will, wie ein Jungtier. Aber ehe er sich verwandelt, zügelt Taehyung seine Vorfreude mit einem strengen Kopfschütteln. Die Angst, bei der Erinnerung an seine letzte Verwandlung, steckt ihm, wie ein Alptraum, noch tief in den Knochen. Unsicher huscht Taes Blick über die Lichtung. Die Alpha liegen in kleinen Gruppen beisammen und genießen die Nachmittagswärme. Viele sind mit geselliger Fellpflege beschäftigt oder scheinen sich per Mindlink zu unterhalten. Jungkook kann Taehyung nirgends erkennen, aber er wittert ihn. Sein starker sinnlicher Geruch aus Karamell und Zedernholz umspielt mit einer feinen Note von Thymian und Rosmarin komplettiert mit einem Hauch Koriander, hängt stärker in der Luft und an Taehyungs Kleidung als der intensive Geruch des Waldes.

Keiner scheint ihn zu bemerken. Müde reibt sich der junge Omega über die Augen. Noch steht die Sonne über den Baumkronen. Doch sein Bauchgefühl sagt dem Wolf, dass es bereits weit nach Mittag ist. Vorsichtig und möglichst unauffällig steht Taehyung auf. Sein Wolf ist außer sich vor Vorfreude, bei dem Gedanken an eine kleine Erkundungstour, des Waldes. Bevor er sich von der Wiese schleichen kann, spürt er jedoch einen festen Griff um sein Handgelenk. Mit vor Überraschung großen Augen erkennt er Jungkook, der ihn misstrauisch begutachtet. Willst du weglaufen?" Jungkooks Griff verfestigt sich noch mehr und Tae unterdrückt einen Laut des Schmerzens. Das rote Glühen in Jungkooks Blick verfolgt jede Bewegung des Omegas, während sich seine Hand wie ein Schraubstock um sein Handgelenk klammert. Du kommst nicht weit. Jeder hier könnte deiner Fährte leicht fol-" Ich wollte jagen gehen", unterbricht Taehyung den König ehe dieser sich weiter künstlich aufregen kann. Ich habe Hunger", stellt Taehyung wahrheitsgemäß fest und erwidert den forschenden Blicks des Alphas ungerührt emotionslos. Ehe er seine Hand losreißt. Er fühlt eine gewisse Erleichterung, als er nicht mehr die Finger des Alphas auf seiner Haut spürt. Auch wenn Taehyung es nicht nach außen hinzeigt, bei jeder Berührung des Alphas kämpft er mit seiner Beherrschung. Tae holt flach Luft, wohl wissend, dass wenn er tief einatmen würde er sich, bei dem starken Geruch des Alphas, augenblicklich unterwerfen würde. Sein Handgelenk schmerzt und nur ein kurzer Blick reicht ihm, um zu wissen, dass da wo ihn Jungkook festgehalten hat ein blauer Fleck entstehen wird.

Er will in den Wald laufen, da spürt erneut die Hand des Alphas auf seiner Schulter, diesmal vorsichtiger. Tae verharrt in seiner Position, dreht sich aber auch nicht zu dem König um. Er versucht zu seinem Pokerface zurück zu finden und seinen Herzschlag zu beruhigen, während Jungkook beginnt mit seinen Fingern behutsam über Taehyungs Schulter zu streichen, dessen Anspannung eindeutig wahrnehmend. Vorsichtig wandert Jungkooks Hand an Taes Seite herunter, ehe er erneut sein Handgelenk zwischen seinen Fingern wiegt. Taehyung spürt wie der Alpha mit seinem Daume entschuldigend über die Stelle streicht, an der er gerade eben noch zugepackt hat. Auch ohne sich umzudrehen fühlt Tae, wie der König vorsichtig mit seinen Lippen über die aufgeschürften Fingerknöchel streift. Mit einem sanften Summen nimmt Taehyung die Entschuldigung des Alphas an, der daraufhin die Hand des Omegas loslässt. Lass mich mit dir kommen", murmelt er dann entschuldigend.

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt