Perishing

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Es ist als würde der Schmerz in der Luft hängen, Frucht und Leid mischen sich, zu einem alles bedeckenden Schleier und hätte Jimin eine Wahl gehabt, wäre er sofort weggerannt. Dieser Ort hat so eine schreckliche Aura.

Links und rechts von der schmalen zugeschneiten Straßen hocken Wölfe. Schatten ihrer Selbst. Die Hände zu kleinen Schalen gefaltet, sie bittend in die Luft haltend, doch den Blick nicht hebend, betteln sie, die Gruppe von Wölfen, um Spenden an. Jimin hat noch nie so viel Elend gesehen. Die Arme mager und dünn, die Augen trüb und matt, die Körper klein und kläglich. Er hat noch nie den Tod gesehen, doch hier scheint er über jeder Seele seine Sense zu halten. Er sieht wie sich manche Gestalten einige Meter vom Straßenrand zusammengerollt haben und sich nicht mehr rühren. Er sieht nackte, nach dem Tot ausgezogene Körper, auf deren halb eingeschneiten Leichen, die Krähen und Raben hocken. Ihre frei gewordenen Plätze an der Straße, sind längst wieder durch neue eingenommen und so fällt es keinem auf, dass sie fehlen. Bis vor die mächtigen eisenbeschlagenen Tore des Schlosses liegen und hocken sie, leb- und regungslos. Von den Schlossmauern weht ihm der Geruch von Tod und Verwesung entgegen. In kleine Käfigen hängen die Reste von Wölfen in Menschengestallt herab. Krähen und Raben kreisen in schwarzen unheilvoll großen Scharen über dem Schloss. So dich beieinander, dass es Wolken seinen könnten. Jimin wird übel und um sich nicht zu übergeben presst er den eisigen Stoff seines Pyjamas gegen Mund und Nase.

In Schlosshof ist es genauso eisig kalt wie draußen und noch einsamer. Jimin fröstelt unwohl, alles an diesem Ort ist feinselig und gruselig. Mit großen Augen mustert der Omega all das Neue um sich herum und versucht verzweifelt alles in sich aufzunehmen. Die Türme, die Mauern, die unzähligen kleinen Menschen, die über den eingeschneiten Hof hasten, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Der graue Wolf schweigt und ohne sich zu verabschieden, schüttelt ihn unsanft ab. Mit dem Gesicht zuerst, landet Jimin in dem Schnee-Schlamm-Gemisch, was den gepflasterten Hof bedeckt. Seine Hände berennen schmerzhaft, als er sie sich beim Abstützen aufschürft. Doch ehe er aufstehen und was sagen kann, packen ihn eilig Hände und ziehen auf die Beine. Jimin kann gar nicht reagieren, da ist er schon durch eine kleine Seitentür, im Inneren des Schlosses. Das Erste was er sieht sind zwei strenge graue Augen, die wenige Zentimeter von seinem Gesicht sind und ihn durch Brillengläser abschätzig mustern.

„Du bist also Yoongis Omega." Es ist keine Frage und überfordert sieht Jimin die ältere Frau vor ihm an, die nun einen Schritt zurücktritt und ihn von oben bis unten mustert. „Noch ein Omega, was soll ich mit dem ganzen Viehzeuch?" Eine kalte knochige Hand greift grob in seine Wange und zieht an seiner Haut, Jimin entfährt ein Laut des Schmerzes, aber er beißt sich sofort auf die Wange. Die Hand verschwindet, doch der abschätzige Blick bleibt. „Reih dich ein und versuch einfach nichts kaputt zu machen"

Plötzlich sind da andere Wölfe um ihn herum, Jimin riecht ihre Auren und ihre Angst. Die Dame richtet sich noch etwas mehr auf und wirkt nur noch barscher. Feindselig mustern ihre grauen Augen den ungleichen Haufen vor sich. „Willkommen im Schloss, ihr seid die neuen Arbeitskräfte. Ich erwarte bedingungslosen Gehorsam und Dankbarkeit, dafür, dass ihr hier sein dürft." Ihr Blick bleibt an Jimin hängen, der sich noch etwas kleiner macht und versucht zu verarbeiten was gerade passiert. „Es ist eine Ehre der Königlichen Familie Min zu dienen. Denkt immer daran: Ihr seid nur Abschaum, der das hier alles nicht verdient." Ihre Hand weist kurz auf die umliegenden tristen Sandsteinmauern, die sie im engen Gang umgeben und wendet sich dann erbrupt ab, um mit forschem Schritt loszulaufen. Alle der vielleicht 10 Wölfe um ihn herum, sind so alt wie Jimin selbst oder jünger. Manche erschreckend jung, vielleicht so alt wie Jungwoo, was viel zu jung ist, um zu arbeiten.

Die Tour durch das gruselige Schloss beginnt und Jimin kann gar nicht alles aufnehmen, was die Beta Dame vor sich hinbrabbelt.
"Nährt euch nie dem Thronsaal. Nie. Es ist euer Tod"
Die Gänge um sie herum werder etwas pachtvoller, was scheinbar ein Zeichen dafür ist, dass die den Gesindetrakt verlassen. Von den Wänden hängen nun Wandteppiche, die Jagdszenen und Enthauptungen von Menschen zeigen. Die goldenen Kordeln und roten Samtapplikationen, wirken bei der Motivwahl, ehr ironisch auf Jimin. Dennoch muss er sich beherrschen um nicht staunend vor den prachtvoll gewebten Bildern stehen zu bleiben.
"Die Privatgemächter des Königs im Westflügel sind ebenfalls Tabu. Omega dürfen dort nicht hin."
Noch nie hat Jimin so große Kronleuchter gesehen. Wie viele Kerzen das wohl sind? Wie lange man wohl braucht die alle anzuzünden? Und dann sind es noch so viele. In dem kleinen Saal zählt Jimin mindestens fünf Stück. Wie schwer sowas wohl ist? Bei all den Bergkristallen, die in wunderschön Tränen- und Prismaformen, von langen Ketten hinabhängen und sich leicht drehen. Jimin verrucht kurz die bunten Sprenkel, an gebrochenen Licht, in seinen kleinen Händen zu fangen, muss dann aber weiterlaufen um die Gruppe nicht zu verlieren.
"Einige von euch werden in der Küche helfen. Andere-" Ihr Blick wandert wieder über die Gruppe und bleibt an den etwas größeren männlichen Jugendlichen hängen, „werden Dienstboten, Wachmänner oder Butler." Sie winkt mit ihren skelettartigen Fingern einige der Wölfe aus der Gruppe und positioniert sie in Reihen. Schiebt wie bei Tetris manche hin und her, bis sie ihrer Meinung nach, den perfekten Platz für sie gefunden hat. Als sich ihre spitzen Finger mit einem derben Griff, in sein Schulterblatt bohren, unterdrückt Jimin einen Laut des Schmerzes. Er wird neben ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und schneeweißer Haut geschoben, noch mit einem kurzen bösen Blick bedacht und dann wendete sich die Dame erneut ab.

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt