New Rules

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7.

Drei Tage ist der Tot von seinem Vater nun her. Über dem Palastplatz liegt eiserne Stille, nicht mal der Wind scheint es zu wagen durch die Bäume zu wehen. Es riecht nach Tot und Verwesung, denn in den eisernen Käfigen, die an der Schlossmauer hängen, faulen die Leichen Yoongis Feinde. Krähen kreisen wie Geier über das stille Schloss und picken durch die Gitter an den Leichenresten, nach essbarem.

Die Mins waren noch nie für ihre Lebensfreude bekannt. Strenge und Disziplin haben den Königshof schon immer beherrscht, aber so unwirklich wie jetzt ist es nicht mal zur Lebzeiten von Yoongis Mutter gewesen. Keiner wagt sich auch nur in die Nähe des Thronsaals und die dorthin gerufen werden kehren meist nicht zurück.

Es ist dunkel, abends und obwohl der eiskalte Wind schon immer Eiskristalle, aus dem hohen Norden mit sich brachte, die einen stechenden Schmerz hinterlassen, wenn sie auf deine Haut treffen, fühlt er sich jetzt noch kälter an. Es ist Yoongis Aura, die sich wie ein dunkler Schatten über das Anwesen legt. Die ersten Geschichten über seine Schreckenstaten verbreiten sich wie Feuer in seinem Königreich und Yoongi kann ihre Ehrfurcht und Angst riechen, bis in seinen abgedunkelten Thronsaal. Die Fenster verhängt mit schweren Stoffen, auf den Kronleuchtern brennen nur wenige Kerzen und eine beständige Dämmerung umspielt den jungen Alphakönig zu jeder Tageszeit. Yoongi geht kaum raus, verwandelt sich selten und ist von der Dienerschafft nie gesehen. Seine Minister betreten nur einzeln seinen Thronsaal, Treffen mit allen lehnt er ab, er hasst andere Wölfe zu sehr. Dösend, im Halbschlaf, verbringt er den Tag. Doch man sollte ihn nicht unterschätzen, denn er ist gefährlich, brutal und gewissenlos, wie ein Drache, der lange ruht, den man aber nicht wecken sollte, da er einen sonst tötet.

Yoongi liebt seine neue Macht. Trauern um seinen Vater muss hier niemand, nicht mal um den Schien zu wahren. Er kannte seinen Vater kaum, seine Mutter hat ihn großgezogen und ihm ist schon immer klar gewesen, dass der Tod seines Erzeugers seine Herrschaft bedeutet. Ein Wunder, dass er ihn nicht selbst umgebracht hat. Endlich hat Yoongi all die Macht, die er schon immer wollte in seinen Händen, nur das Südkönigreich und die Jeons stehen seiner völligen Herrschaft noch im Weg und das hasst Yoongi.

Er weiß viel über den jungen König, seinen ewigen Rivalen, denn anders als bei seinem Vater hat ihn kein Alphastolz abgehalten, Spione in das fremde Königreich zu schicken.

"Alpha Min" der andere Alpha kniet, den Kopf auf den Teppich gepresst unterwürfig vor den unzähligen Stufen zu Yoongis Thron und wagt es kaum zu atmen. Yoongi erwacht aus seinem Halbschlaf und vergisst seine bizarren Vorstellungen und Gedanken über den Tod Jungkooks. Yoongi wittert die Angst des Ministers, die Panik und es lässt ihn gut fühlen.
"Was?" keift er barsch zurück und muss lächeln, als der Alpha zusammenschreckt. Er hat noch nicht mal seine Alphastimme gebraucht.
"Die anderen Minister und ich bitten darum, dass sie die Streichung der Gelder überdenken. Es hilft vielen elternlosen Wölfen" die Stimme des Untergebenen zittert und vor lauter Aufregung ist seine Wortwahl ein Witz oder wohl ehr eine Beleidigung für Yoongis Genie. Das sollte ein adliger Wolf sein? Kaum zu glauben.

Yoongi gähnt und murmelt dann halblaut. "Meiner Mutter und die Nordluna haben sich, dieser Gelder wegen, in einen Wettstreit der gespielten Großherzigkeit gesteigert. Was rückblickend betrachtet einfach nur armselig für einen Alpha aus der Familie der Min ist. Und würden sie mich als armselig bezeichnen?" in dem abgedunkelten Thronsaal ist kein Mucks zu hören. Der Alpha vor den Stufen des Throns sackt mehr in sich zusammen.
"Nein, mein König. Natürlich nicht Alpha. Doch Jungkook begibt sich auf eine Inspektionsreise und will die Weisenhäuser besuchen." ehe der Untergebene weiterreden kann schnipst Yoongi mit seinen langen dünnen Fingern und der Alpha verstummt jäh.
"Soso unser jähzorniger Freund, wagt sich mit gestanden 20 Jahren auch mal vor die Tür?" er lacht wahnsinnig „Dann ist er genauso dumm wie sein Vater. Auch ohne Mate ein schwacher Alpha. Was kümmern mich Omegas, wenn ich einen Krieg zu kämpfen habe?"
es ist eine rhetorische Frage, dass weiß der andere Alpha und so schweigt weiter.

Yoongi hebt das Glas Wein, was neben ihm auf einem Tisch steht an und schwingt es leicht zwischen seinen Fingern. Die rote Flüssigkeit schwappt an den Glaswänden hoch und das Aroma von vergorenen roten Trauben füllt den Saal.

„Manches muss erst sterben und lange vergehen, ehe es gut wird" murmelt Yoongi leise und betrachtet den Wein.

"Allerdings" Yoongi setzt das hauchdünne Glas an seine Lippen und trinkt einen Schluck. Die Flüssigkeit brennt in seinem Hals, aber gleichzeitig schmeckt sie auch samtig und rund und Yoongi genießt den süßen Schmerz in seiner Kehle.

"Könnte Jungkooks Dummheit uns doch von Nutzen sein."

Der immer noch kniende Alpha schweigt weiter, unschlüssig darüber was sein Gebieter meint. Yoongi schließt die Augen und gibt sich ganz dem Geschmack des Weines und seinen kranken Gedanken hin.

„Er hat die letzten Schlachten verloren, seine Kriegskassen müssen leer sein. Warum also sollte er die Heime unterstützen?" Yoongis Augen öffneten sich träge wieder und er nimmt erneut einen Schluck.

„Sie sind unnütz und teuer. Durch meine Spione weiß ich, dass er noch nichts unternommen hat. Keine Exekutierungen, kein Austausch seiner Minister, ja sogar seine Mutter konnte ihm entkommen." Er lacht wieder, bei der Erinnerung an den Tod seiner Mutter, wie sie röchelte, sich wand. Es sind schöne Erinnerungen.

„Warum also sollte er diese Reise machen?" eine weitere rhetorische Frage und sein Minister bekommt Schweißausbrüche bei dem Gedanken, Yoongi könnte ihn eine dieser Fragen wirklich fragen. Er hätte keine Antwort, keine richtige zu mindestens. Niemand versteht Yoongi.

„Hat den niemand Klein-Jungkook gesagt, dass reisen gefährlich ist?" Er wird still totenstill und Yoongi leert sein Glas in einem vollen Zug. Ein Schnipsen durchtrennt die Stille und ein Diener eilt aus der Dunkelheit herbei um den König nachzuschenken.

„Ich hoffe sie verstehen was ich meine" Erwartungsvoll mustert Yoongi seinen neuen Minister, wohl wissend, dass dieser keine Ahnung hat, was er meinen könnte.

„My Lord ich verstehe ni-"

„Dabei ist es so einfach" unterbricht Yoongi ihn herablassend. „Wir kämpfen diesen Krieg nun schon solange. Denken sie, wir gewinnen ihn einfach so. Denken sie wir gewinnen irgendwas, wenn wir einfach so weitermachen wie immer."

Es übersteig zwar seine Mentale Kraft, zu verstehen, was sein König meint, aber aus seiner Stimme glaubt es zu hören, dass Yoongi nicht daran glaubt.

„Wenn wir alles machen wie immer wo ist dann der Vorteil? Wo der Fortschritt?" Yoongi nimmt noch einen Schluck. Der Wein ist wirklich gut.

„Eine Sache wird sich nie ändern. Wenn der König fällt, ist das Spiel gewonnen." Ein gruseliges Lächeln spielt um die dünnen, mit Wein benetzten Lippen Yoongis. Doch sein Untergebener, den Kopf auf den Boden gepresst, sieht es nicht. „Es ist wie Schach." Er schweigt und sein Lächeln verschwindet, so schnell wie es kam. „Spielen sie Schach?"

Der Minister schweigt kurz, um sich zu sammeln. Es kommt einem Todesurteil gleich, wenn er den falschen Sinn in die Worte seines Königs legt und sie anfängt selbst zu interpretieren, doch, wenn er nicht Folge leistet ist er noch schneller tot.

„Wollen sie ihm eine Falle stellen?" wagt er auszusprechen, was Yoongi nicht aussprechen darf.

„Ihre Idee ist wirklich grandios. Genau das werden wir tun." Yoongi grinst hämisch.
"Alpha, es ist doch aber Trauerzeit" murmelt der unterwürfige entsetzt und auch wenn Yoongi sein Gesicht nicht sehen kann, weiß er wie verzerrt seine Fratze aussieht. Er lässt immer seine Ideen durch seine Minister aussprechen, so sind es immer sie, die er töten kann, sollte ein Plan schiefgehen. Er ist unbelangbar. Dass es seine Perfiden Listen sind, ist zwar jedem klar, aber im Protokoll wird er immer der unschuldige sein.
"Trauerzeit in der niemand trauert, denn niemand ist traurig darüber, dass sie tot sind." Er nimmt wieder einen Schluck. Auch wenn Yoongi die Trauerzeit nicht respektiert, so wäre es ein fataler Fehler, sie offen zu brechen. Immerhin besteht sie länger als der Krieg, umso besser, dass es nicht seine Idee ist.
"Aber Alpha, es ist Tradition"
"Tradition ist nur Gruppenzwang von Toten" erwidert Yoongi unbekümmert und musterte seine phale Spieglung im Glas. "Ich halte nichts von Traditionen. Also welches Weisenheim besucht Jungkook?"

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Welche anderen Idols die auch Omega seinen könnten wollt ihr in der Story haben? (Girl/ Boygroups)
bzw hättet ihr auch einen passenden ranghöheren Ship?

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt