Forced Fate

War II

Yoongis perspektive:

12:10, Seit zehn Minuten Krieg

In Yoongis Kopf ist nichts als purer blanker Schmerz, jeder Muskel, jede Faser seines Körpers kämpft gegen ihn, doch seine Wut und sein Hass sind größer. Mit einem Sprung stützt sich der große graue Wolf in die Menge vor ihm, beißt in alles, was seine mächtigen Kiefer zu beißen bekommen. Er schmeckt Blut fühlt, das Fell eines Wolfes in seinem Maul, seine Kiefer pressen sich zusammen. Doch ihm fehlt die Kraft, als er seinen Kopf wegschleudert, rutsch ihm der Körper des anderen Wolfes aus dem Maul. Mit einem wütenden Jaulen schlägt der Wolf wenige Meter entfernt auf und rappelt sich augenblicklich wieder auf. Sein Kampfheulen verursacht klirrenden Schmerz in Yoonigs Ohren und er taumelt benommen zurück. Hätte er zwei statt vier Beinen gehabt wäre er spätestens jetzt umgekippt.

Kurz schüttelt er das mächtige Haupt, die Bewegung fühlt sich an, als würden sich tausende Glassplitter in seinen Kopf bohren. Er will sich fokussieren auf den Alpha vor sich, doch seine Sicht verschwimmt, es ist als würde er durch schmutziges Glas sehen. Schwarz. Kurz setzt alles aus. Für einen Moment wird es dunkel um ihn. Farbe. Heulen. Der Wolf springt ihn an. Yoongi taumelt zur Seite, beißt halbherzig nach dem Angreifer. Er bekommt überraschender Weise seine Schulter zu packen. Pressen. Er muss sie nur noch zusammenpressen, wie bei einem Tier in der Falle, er muss ihn festhalten, packen, so viel Schaden wie möglich verursachen. Denn Yoongi weiß nicht, ob er noch einen Angriff parieren kann.

Yoongi versucht sich zu konzentrieren, versucht seine Kiefer zusammen zu drücken. Was ist los mit ihm? Das knirschende Brechen der Knochen ist in seinem Kopf so laut, als würden seine eigenen Kiefer brechen. Das Jaulen des Wolfs beinahe genauso laut. Er knickt weg, sein aufschmettern auf dem matschigen Boden lässt diesen vibrieren. Blind. Yoongi kann nichts sehen, aber er beißt nach. Wieder und wieder. Weiches warmes Fleisch, er schmeckt Blut. Er beißt tiefer, mehr nach, verbeißt sich mit aller Kraft, bis er glaubt Knochen zu fühlen. Das Jaulen wird zu einem bluterstickten Röcheln, was nur Sekunden später kläglich abbricht, verebbt und es bleibt nur noch der piepende Schmerzen seinem Kopf. Yoongi lässt von dem Toten ab. Will seinen Kopf heben, aber er schafft es nicht.

Gewicht. Jemand springt auf ihn, drückt seinen Körper zu Boden. Seine Flanke schlägt mit einer mächtigen Wucht in dem Schlamm auf. Mächtige Pranken drücken ihn tiefer hinab und Yoongi kann den Schmutz in seinem Mund schmecken. Schwarz. Zum zweiten Mal hält Yoongis Welt kurz an.

Als sie sich weiter dreht, er wieder fühlen und hören kann, fällt der Schmerz der Bisswunde kaum auf unter all dem anderen Schmerz auf. Jemand heult in den Mindlink. „Der König ist verletzt. Holt den Heiler" Der Heiler. Jimin. In Yoongi setzt etwas für eine Sekunde aus, doch dieses Mal ist es nicht seine Wahrnehmung, es ist sein Herz. Mit einem Mal schafft er es endlich seinen schmerztauben Körper unter Kontrolle zu bringen. Nein nicht Jimin. Alles nur nicht Jimin. Holt ihn nicht hier her. Er will es schreien, schreien in den Mindlink, doch er stoppt sich. Er will sich aufrichten, doch das Gewicht des Fremden drückt ihn tiefer in den morastigen Boden. Als er aufsieht kann er verschwommen den großen schwarzen Wolf erkennen. Etwas in Yoongi klickt um, als er begreift was für ein Wolf ihn da in den Boden drückt. Allem Schmerz zum trotz, beginnt die sonst gefährlich flüsternde Stimme seiner Mutter zu einem schamerfüllten Heulen. Es fühlt sich an, als würde der Hass all seiner Vorfahren in seine Knochen fahren. Wie unter Strom richtet sich Yoongi auf, stämmt sich gegen Jeons Kraft. Das Gefühl seiner reißenden Muskeln, das piepen und der hämmernde Schmerz in seinem Kopf treten in den Hintergrund und werden übertüncht von einem einzigen Gefühl. Hass. Yoongi hasst, verabscheut und verachtet diesen Wolf. Es ist ein animalischer Hass, Hass der über ihn hinaus geht, Hass der schon mit seinem Blut durch seine Adern pulsiert. Mit feuerroten Augen und einem haarsträubenden Heulen schüttelt er den Jeon von sich ab.