Vision

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Taes Kopf sackt augenblicklich auf Jungkooks Schulter, als er in seine Vision fällt und der Alpha zieht den Omega beschützerrisch in eine enge Umarmung,

Tae findet sich mitten in einem fast schmucklosen Raum wieder. Der abgesehen von Porträts, die grimmig guckende Wölfe in Menschengestallt abbilden und so eng nebeneinander hängen, dass man kaum die Wandfarbe erkennen kann, völlig schmucklos ist Schreie reißen Taehyung aus seinen Gedanken und er dreht sich um. Mitten im Raum steht ein großes Bett, in den weißen Lacken wälzt sich unter schrecklichen Schmerzen eine Frau. Es dauert kurz bis Taehyung erkennt, dass es sich um die Szene einer Geburt handelt. Die wunderschöne und schweißgebadete Frau liegt zwischen mehreren Tüchern und mit dampfenden Wasser gefüllten Schalen freigestrampelt auf dem Bett. Ihre Lippen sind zu einem tonlosen Schrei geöffnet. Überall rennen mehrere Bediensteten herum, die entweder beruhigend auf sie einreden, oder ihr den Schweiß abwischen. Die Frau schreit erneut, als eine neue Wehe ihren Körper erzittern lässt. Ein grimmig drein blickender Werwolf an der linken Bettseite, ist der einzige, der sie ohne jedes Mitgefühl ansieht. Etwas in Tae verkrampft sich bei seinem Anblick. „Diesmal sollte es besser keine Totgeburt sein. Du hattest schon fünf." Doch ehe er weiter sprechen kann wird er von den freudigen Ausrufen einer der Ammen unterbrochen. Da hört Taehyung auch schon die kräftigen Schreie eines Babys und riecht Karamell. „Es ist ein Junge und er lebt", sagt die Amme überglücklich und präsentiert dem grimmigen Wolf das Baby. In ihren Armen hält sie ein kleines schreiendes Kind. Der Mann fässt das Baby nicht an, wirft nur einen prüfenden Blick auf es und tritt dann einen Schritt zurück. Die Frau kann ihr Kind gerade noch in ihre Arme nehmen, dann fällt sie völlig entkräftet in einem Tiefschlaf. „So schwach, dabei ist sie ein Alpha", murmelt der grimmige Alpha bloß leise, dann wendet er sich ab und verlässt den Raum.

Die Szene verschwimmt vor Tae und er steht plötzlich vor einer angelehnten Tür. Warmes Licht fällt durch den Türspalt in den Flur. Vor ihm hockt Jungkook, er ist noch ganz klein vielleicht 4 Jahre, aber Taehyung erkennt ihn direkt an seinem intensiven Geruch. Mit großen Augen sieht Jungkook durch den Türspalt und Taehyung folgt seinem Blick, um scharf die Luft einzuatmen. Man kann den grimmigen Wolf sehen, Jungkooks Vater und König, der sich gerade mit einer anderen Wölfin vergnügt. Es ist nicht Jungkooks Mutter so viel kann Taehyung erkennen, bevor er sich angewidert abwendet. Taehyung kann trotzdem Beta riechen und nicht den Alphageruch von Jungkooks Mutter. Sein Herz zieht sich vor Mitleid zusammen, als er auf den kleinen Jungkook blickt, der seinen Vater gerade beim Fremdgehen erwischt. Jungkook beginnt los zu laufen und Tae folgt ihm. Die kleinen Alpha läuft kreuz und quer durch engen Gänge, bis er in einem hübschen Salon ankommt. An einem filigranen Tisch sitzt die hübsche Alpha Dame, die Taehyung gerade eben schon gesehen hat. Jungkooks Mutter spielt Karten mit ihren Hofdamen. „Mama, Mamma, ich habe Papa gesehen wie er-" ihr eben noch warmer Blick wird plötzlich steinhart, als sie ihren Sohn mit einem Knurren mitten im Satz unterbricht. Jungkook beißt sich auf die Zunge und Taehyung sieht zwischen ihm und seiner Mutter hin und her. „Sein ruhig Kind", sagt die Alphadame kühl. „Dein Trainig wartet auf dich." Jungkook lässt den Kopf hängen. „Ich will nicht", haucht Jungkook kleinlaut und spielt unruhig mit seinen Händen. Er sieht seine Mutter hilfesuchend an, doch ihr Gesicht ist nur eine schmerzverzerrte Maske. Herzlos sieht sie auf ihren Sohn hinab: „Du willst doch ein starker Alpha wie Papa werden oder?" Verachtung tropf von jedem Wort, aber Jungkook ist zu klein, um zu begreifen, dass das was sie sagt Ironie ist. Er zögert und murmelt dann leise: „Ich möchte nicht wie Papa sein. Papa hat dir wehgetan." Erschrocken sieht die Alpha Dame ihn an und auch ihre Hofdamen stoßen Laute des Schocks aus. „Sag sowas nie wieder!" die Alphastimme der Königin lässt Klein-Jungkook zusammenzucken. „Geh jetzt" mit einer strengen Geste schmeißt sie ihren Sohn aus dem Zimmer.

Taehyung folgt Jungkook, der sich zögernd dem Krankenflügel des Schlosses nährt. Ein Wolf im weißen Kittel verbeugt sich vor dem jungen König. Dann hebt er den kleinen Jungen auf eine Liege und obwohl sich Jungkook wehrt spritzt er ihm den gelben Inhalt in einer Spritzte in den Arm. Taehyung versteht nicht was passiert, bis er den Arzt zu seiner Schwester murmelt hört: „60mg Arsen, schreiben sie das auf" Tae dreht sich der Magen um. Arsen ist ein Gift. Er will zu dem kleinen Jungen rennen und ihm helfen, da bringt Jungkook auch schon zu würgen. Doch keiner, weder Arzt noch Schwester, hilft ihm. Jungkooks kleiner Körper windet sich und er würgt doch er hat offensichtlich nichts gegessen, was er erbrechen kann. Stattdessen spuckt der Junge Blut. Taehyung will schreien. Er fühlt die Panik und Angst, die an dieser Erinnerung haftet. Es muss doch ein Gegengift geben. Jungkooks Leiden löst etwas in Taehyung aus und sein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Der Arzt lehnt sich gegen die Wand und beginnt der Schwester zu diktieren: „Wie beim letzten Mal die Symptome Würgen und Blutspucken." Er sieht auf seine Uhr. „Nach 5 Minuten eingesetzt." Er stößt sich von der Wand ab und geht mit wenigen Schritten auf den sich immer noch windenden Jungen zu. „Sehr gut Jungkook, du hast dieses Mal eine Minute länger durchgehalten." Seine Hand klopf dem Jungen auf die unter Schmerzen zitternde Schulter. „Das wird deinen Vater bestimmt stolz machen" Jungkook spuckt Blut auf seinen weißen Kittel. Die Szene verblasst, wird weggewischt und nun Tae steht mitten in einem der Schlossgänge.

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt