Butterfly-rib cage

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Der Schnee ist knietief und jeder Schritt kostet unfassbar viel Kraft, dennoch stapfen sie weiter. Durch irgendeinen dunkeln tiefen und dichten Tannenwald, ohne überhaupt zu wissen wohin es geht. Den Kopf der lange Schlange von Wölfen die im Gänsemarsch in der engen Schneise zwischen den Bäumen stapfen, kann Lisa nicht sehen. Alles was sie tut ist Rose brav hinterher zu laufen. Wie es Jimin wohl geht? Lisa versucht ihre Gedanken positiv zu verstärken, scheitert jedoch kläglich. Es ist stockfinster. Der Wald, der die beiden Lager trennt ist ein wildes und dichtes Dickicht aus Dornen, Stacheln und Tannen. Nur langsam nimmt der Schnee ab, wird zu Graupel, der gefrierend auf Nadeln und Boden haftet und unter den Schritten knirscht. Bis sie schließlich mitten im eisfreien Laubwald sind dauert es. Die Klimagrenze zwischen den beiden Ländern hat Lisa noch nie verstanden, wie sich von Schnee zu Sommer ein Land so schnell wandeln kann. Die Schlachtfelder reihen sich an dieser Klimagrenze eng aneinander, weswegen hier kein Dorf bestehen kann. Nirgends ist die Verschiedenheit der beiden Reiche so deutlich spürbar wie hier. Später in den weiten Landen des Nordkönigreichs, hinter den Bergen, existiert nicht nur die Eiswüste, sondern auch einige Regionen mit kurzen Sommern. Doch hier in der Mitte des Kontinents ist die Grenze am drastischen. Diese Klimagrenze gab den Ländern vor langer Zeit ihre Namen. Der Grenzstein an dem sie vorbeischreiten ist mit Moos und Flechten überzogen und sinkt schräg in den feuchten Waldboden. Der Stein ist verwittert, wie ein Grabstein eines Grab das längst vergessen wurde. Hier mitten im nirgendwo wirkt er irgendwie lächerlich.

„Wir sind bald da." Jacksons ruhige Stimme murmelt in den Mindlink und Lisa nickt zu sich selbst. Jetzt muss sich sie also innerlich auf den Tod ihres kleinen Omega Freundes einstellen. Sie schluckt schwer, es ist kaum vorstellbar wie das Leben so schnell verblühen kann. Verblühen wie Rosen, vor ihrem inneren Auge sieht sie rote Blätter, kaum welk schon fallen sie zu Boden. Früher als sie klein war hat ihre Mutter immer gesagt, wenn sie weint würden ihre Blätter fallen. Lisa hat viel geweint, sie konnte damals kein Blut sehen. „Stell dir vor Lisa mein Schatz, das wäre rote Rosenblätter, würdest du sie nicht aufheben und sammeln wollen?" Lisa hat immer gelernt die Blumen nicht verblühen zu lassen, keine wertvollen Blütenblätter durften den Boden berühren. Doch nun hat sie bei Jimin, dem einzigen kleinen Omega, den sie beschützen wollte versagt. Und niemand kann es so drehen das sie nicht mitschuldig ist. Ihr Blick haftet an Rose Rücken, sie stampft völlig in Gedanken versunken einfach so vor sich hin. Jimins Tod hat sie mehr mitgenommen als alles andere, noch nie hat sie ihre Schwester so gesehen. Doch sie kann sich denken, an wen Jimin sie erinnert hat. Das würde erklären warum sie so ist. Stumm ballt sie ihre Hand zur Faust. Was haben sie bloß getan? Wie konnte sie das jäh zulassen?

„Wenn Sie das Lager des großen König Jungkooks erreichen," Yoongi knurrt bei dem Namen „dann ist es Ihnen nicht mehr gestattet sich zu verwandeln, Sie dürfen nur in nicht wölfischer Form das Lager betreten, alle die, die dagegen verstoßen wird seine Majestät exekutieren lassen." Yoongi nickt stumm und der Bote dreht sich mit seinem aufgesetzten Lächeln wieder um, ohne zu zögern tritt er zwischen den Bäumen hervor. Yoongi zieht seinen Mantel tiefer ins Gesicht und Jackson erhöht erneut seine Pheromone, um die des Königs abzuschatten. Lisas Muskeln spannen sich an, dass ist also der Moment in dem sie das feindliche Lager betreten, dabei ist sie extra Krankenschwester geworden, um nie an diesen Ort gehen zu müssen. Dennoch zögert sie nicht, als sie unter den Zweigen ins Freie tritt.

In Jungkooks Lager hat es nicht geschneit. Der Boden ist nur matschig aufgeweicht vom Regen des Vortags und die Zeltplanen mit Schlamm bespritzt. Der Hauptweg zwischen den Zelten ist mit Standfackeln erleuchtet und mehrere Wachen stehen zur linken und rechten Spalier. Am Ende des Weges ist das königlich geschmückte Zelt. Yoongi kann seinen grässlich beißenden Geruch schon von hier bereits wittern. Die Augen aller Alpha ruhen nun auf der seltsamen Truppe, die sich da aus dem Gebüsch freikämpft. „Sie haben uns also schon erwartet.", flüstert Mark in den Mindlink. „Wir konzentrieren uns auf Jimin, wenn das eine Falle ist holen wir ihn und verschwinden hier!" befielt Jackson streng und alle stimmen ihm stumm zu.

Forced FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt