Ich lief durch das Gelände und genoss die leichten Schneeflocken, die durch die Gegend wirbelten. Den See und all die anderen Orte, an denen oft Schüler herumlungerten meidete ich gekonnt. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber es wurde langsam ein bisschen dunkler. Wahrscheinlich gab es bald Abendessen, aber das hatte Zeit. Ich hatte mir vorgenommen Thalia zu besuchen. Sie saß hoffentlich auf einer Stange im Eulenturm. Beim letzten Mal, als ich dort war, war sie es nicht. Ich hoffte einfach auf gut Glück und ging meines Weges. Als ich die Treppen hinauf stieg machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. Ich fühlte die Berührungen von Fred, als er mich hinuntertrug, als würde ich nichts wiegen. Ich spürte die angespannten Muskeln seines Bauches an meiner Seite und die Hände an meiner Schulter und meiner Hüfte. Wäre das keine heikle Situation gewesen, wäre ich wieder auf Gedanken gekommen, wie er mich in dieser Haltung einmal über die Schwelle unseres gemeinsamen Hauses tragen würde. Ich in einem bodenlangen, weißen Kleid und er mit einem Anzug, der sich perfekt an seinen Körper schmiegte. Aber zum Glück war das kein schöner Moment. Aber sonst würde ich natürlich auch nicht auf diese Gedanken kommen. Niemals! Oben angekommen achtete ich auf die fiependen und kreischenden Schreie der Eulen und suchte nach meiner Eule. Und da war sie. Ich würde sie am liebsten viel öfter sehen, aber es gab niemanden, der mir Briefe schrieb, also konnte ich sie nur sehen, wenn ich sie oder sie mich spontan besuchte. „Hey Süße", begrüßte ich sie und kraulte ihren Hals. „Muss ich eifersüchtig werden?" Ich zuckte erschrocken zusammen und drehte mich um. „Hey Roger." Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. Er schloss mich ebenfalls in die Arme. „Na? Ist das deine Eule?" Er lies mich los und ging zu Thalia. „Ja, ich habe sie nie gekauft, ich hatte damals nicht genug Geld, weil meine Schwester eine Katze haben wollte. Sie ist nur leider krank geworden und schnell verstorben. Meine Schwester war total niedergeschlagen zu dem Zeitpunkt. Thalia ist mir allerdings zugeflogen, anscheinend konnte sie sich irgendwie aus der Winkelgasse befreien." „Schicksal nenn ich das." „könnte man so sagen." Wir kraulten schweigend ihr Gefieder. Ohne, dass es peinlich wurde. Es war sogar ziemlich entspannend. „Deine Schwester kam vorhin zu mir und hat mich gefragt, was da zwischen uns ist. Mich wundert es, dass sie nicht zuerst zu dir gegangen ist. Jedenfalls habe ich ihr gesagt, dass wir zusammen sind." Er guckte mich, während er das sagte die ganze Zeit an. Ich drehte nun auch meinen Kopf und schaute zu ihm hoch. Ein Lächeln von mir gab ihm die Bestätigung und er beugte sich zu mir runter, um mich zu küssen. Ich löste mich jedoch kurze Zeit später von ihm, als er versuchte meine Lippen mit seiner Zunge zu öffnen. Ich war einfach nicht bereit dafür. Die Erlebnisse vom Weihnachtsball machten mir noch zu sehr zu schaffen. Seine Hände, seine Lippen überall. Ich brauchte mehr Vertrauen zu Roger, er würde mehr als ein paar Küsse vorerst nicht von mir bekommen. Dafür kannte ich ihn zu wenig. Dass ich mit ihm jetzt schon eine Beziehung führe wundert mich so oder so. Die Einzigen Jungs, denen ich erlaubte, mich zu umarmen waren Lee, Percy, George und... Fred. Roger schlich sich plötzlich in mein Leben und änderte alles. Ich musste nur noch herausfinden, ob auf gute oder schlechte Weise. „Wollen wir essen gehen? Ich habe Hunger." Fragte ich und nahm seine Hand, ohne auf seine Antwort zu warten. Ich sah sein Gesicht nicht, war aber ziemlich sicher, dass es ihm nicht gefiel, dass der Kuss so schnell geendet hatte. Ich war wahrscheinlich das erste Mädchen, dass bei ihm sowas tat. Der Gedanke daran, wie viele er schon geküsst hatte ließ mein Selbstbewusstsein sinken. Doch mit einem kaum merklichen Kopfschütteln verwarf ich den Gedanken.
DU LIEST GERADE
verliebt in einen Chaoszwilling
FanfictionJenna McCartney ist ein Mädchen, dass schon viel zu früh zu viele Aufgaben übernehmen musste. Ihre Eltern sind tot und ihre Schwester ist beliebt, das komplette Gegenteil von ihr und kommt viel besser mit dem Tod ihrer Eltern klar. Wenn sie gerade n...