Der Brief an Angelina

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*Drei Tage später*

Ich hatte die letzten zwei Tage mit Roger verbracht, um ihn besser kennenzulernen. Es machte Spaß und manchmal schaffte ich es Fred aus meinen Gedanken zu verbannen und mich nur auf meine Beziehung zu konzentrieren. Wir waren zusammen spazieren gegangen, haben es uns im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht und gestern hatte ich ihm bei Training zugeschaut. Ich fühlte mich zwar nicht sonderlich wohl fast allein auf der Tribüne zu sitzen, aber es war nur eine Stunde. Dazu kam allerdings, dass manchmal Jungs vorbeiflogen und mir zuzwinkerten. Das war ziemlich eigenartig und sowas bin ich nicht gewohnt. Die Mannschaft in unserem Haus besteht abgesehen von Naomi ausschließlich aus Jungen, im Gegensatz zu den anderen Häusern, wo beide Geschlechter fast gleichmäßig auftreten. Aber das scheint niemanden zu stören, weil aus Ravenclaw nicht sonderlich viele am Quidditch teilnehmen wollen. Wie ganz Hogwarts sind wir natürlich alle Fans, aber nur wenige wollen selbst mitspielen. Am Wochenende ist das Spiel gegen Gryffindor. Ich bin schon völlig aus dem Häuschen, weil ich nicht weiß, wen ich anfeuern soll. Roger ist mein Freund, aber Fred und George meine besten Freunde, auch wenn gerade Stille zwischen uns herrscht. Ich riss mich schwerfällig aus meinen Gedanken und musste mich zusammenreißen, damit ich nicht über meinem Buch einschlafen würde. Doch als mir endgültig die Augen zu fielen bemühte ich mich nicht und schlief mitten in der Bibliothek, umringt von Schülern ein.

*Georges Sicht*

Ich hatte gerade zwei Stunden daran gesessen mit Fred und Lee Scherzartikel zu verbessern. Jetzt brauchte ich kurz Pause von den ekligen Geschmäckern. Ich überlegte den Aufsatz für Geschichte der Zauberei zu vollenden, hatte jedoch nicht wirklich Lust dazu. Ein Troll mehr oder weniger würde auch nicht schlimm sein, wahrscheinlich würde der alte Geist nicht mal bemerken, dass ein oder vielleicht auch zwei Aufsätze fehlen würden. Ich hatte mir etwas anderes aber fest vorgenommen. Meine Schritte hallten in dem leeren Flur wider. Dort angekommen war immer noch eine bedrückende Stille. Was anderes hätte ich aber auch nicht erwartet. Sonst würde Madam Pince ziemlich wütend werden. Woher ich das weiß? Ich bin nur in der Bibliothek, wenn ich jemandem Streiche spielen. Das wussten auch die anderen Schüler auf Hogwarts, die mich verwirrt und schockiert anschauten, als ich den Raum betrat. Ich grinste vor mich hin und zwinkerte manchen Mädchen zu, die zu meiner Belustigung rot wurden und sich abwandten. Nachdem ich Ausschau gehalten hatte, erkannte ich die Person, die ich suchte, einen Tisch weiter. Sie lag mit dem Kopf auf dem Tisch und um sie herum Bücher und ihre Feder. Ich ging weiter zu ihr und war kurz davor sie zu wecken, als ich neben ihr einen zusammengeknüllten Zettel erkannte. Ich hob ihn hoch und fing an ihn zu lesen. Er war an Angelina gerichtet. Jenna wollte ihr erklären, dass sie nichts dagegen hat, dass sie und Fred etwas miteinander haben. Das glaubte ich nicht. Die eine Sache war, dass sie Fred aufgeben wollte, was ich nicht zulassen würde, weil ich von beiden die Gefühle ganz genau kenne. Die andere Sache ist, dass Fred mir nicht erzählt hat, dass Jenna noch nichts davon weiß, dass zwischen ihm und Angelina nie etwas war und auch nie etwas sein wird. Doch dieser Brief bedeutete das Gegenteil. Jenna war immer noch in dem Glauben, die beiden hätten was miteinander gehabt und geht deswegen mit einem anderen Jungen, weil sie so wie vor nicht allzu langer Zeit immer noch denkt er würde nicht das gleiche empfinden. Meine Verkupplungsversuche waren deutlich fehlgeschlagen. Als ich ihr damals gesagt habe, dass Fred auf sie steht habe ich in ihr nur Hoffnung geweckt, die Angelina danach zerstört hatte. Und dann war alles ruiniert. Lee und ich haben unsere beste Freundin verloren und Fred das Mädchen, das für ihn bestimmt war. Und, neben Angelina, hatte ich auch Schuld daran. Ich musste das geradebiegen. Ich nahm den Zettel, als Beweisstück mit und würde Fred jetzt endlich klar machen, dass er dringend mit seiner Angebeteten reden muss. Also schlich ich mich wieder von Jenna weg und ging den Rest des Weges doppelt so schnell zurück, wie ich gekommen war.

„Fred! Du kommst mit!" Unangenehm zog ich am T-Shirt meines Zwillings und schleifte ihn so zu unserem Schlafsaal mit mir mit. „Bye Lee, ich werde dich nie vergessen mein Freund." Sagte er theatralisch und ich hörte Lee lachen. Wütend stieß ich die Tür hinter uns zu. „Fred, wie soll ich dir mit Jenna helfen, wenn du mir verschweigst, dass du Jenna immer noch nicht erzählt hast, dass zwischen dir und Angie nie was lief. Ich habe dir versprochen ich rede mit ihr. Aber du musst ihr wenigstens sagen, was da war oder eher nicht war. Denn damit habe ich nichts zu tun." „Woher weißt du, dass ich es ihr nicht gesagt habe. Nebenbei sagte ich, dass du mit ihr reden sollst, weil bei uns immer was dazwischenkommt, dass ich sie nicht aufgeklärt hatte kommt davon." „Ich wollte gerade mit deiner Geliebten" „George! Sie hat einen Freund." Er schaute mich böse an, doch neben der Bedrohlichkeit konnte ich die Traurigkeit darüber, was er gerade gesagt hat, in seinen Augen erkennen. „Mit Jenna reden. Ich habe sie aber schlafend über ihren Schulsachen vorgefunden und neben ihr diesen Brief gefunden." Er riss die Augen auf, zerrte mir das Papier aus der Hand und fing hastig an es zu lesen.

„Angelina,

ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Ich wollte eigentlich nur mal klarstellen, dass zwischen mir und Fred nie etwas war und auch nie etwas sein wird. Es macht mir nichts aus, wenn ihr zusammen seid. Damals im Fuchsbau hatte ich einfach überreagiert, weil er mir nie etwas erzählt hat, obwohl ich seine beste Freundin bin war. Ich bin nicht eifersüchtig und ich würde mich sehr für euch freuen.

Jenna"

Er ließ es sinken, nachdem er ihren Namen fast nur noch geflüstert hatte. Mit leicht geöffnetem Mund und glasigen Augen stand er, ohne sich zu bewegen da. „war..." Hauchte er. Auf einmal ballte er seine Faust und zog seine Augenbrauen zusammen. „Wozu zeigst du mir das? Das ist nur der Beweis, dass ich ihr egal bin. Wozu muss ich sagen, dass ich nur sie liebe und nicht Angie, wenn sie mich nicht mal mehr als besten Freund betrachtet. Dieser verdammte Brief hat mir gerade ein weiteres Mal das Herz rausgerissen! Danke George." Er schrie mich so wütend an, wie ich ihn schon lange nicht erlebt hatte. Mit einem schmerzhaften Schlag versuchte er seine Wut am Kleiderschrank auszulassen. Seine geballte Faust traf drei Mal auf das feste Holz. Langsam beruhigte er sich wieder und wurde stattdessen verzweifelt und sah unglaublich verletzt aus. „Freddie, bitte hör mir zu." Ich ging langsam zu ihm. Er rutschte am Schrank hinunter und raufte sich die Haare. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn. „Fred... sie hat diesen Brief an Angelina geschrieben. Wieso sollte sie ihr ihr Herz offenlegen und ihre Gefühle für dich gestehen, wenn sie ja eigentlich nur will, dass du glücklich bist. Und wieso sollte sie irgendwelche Hoffnungen haben, wenn sie glaubt du hättest eine Freundin." Er versuchte gleichgültig zu wirken, doch ich sah ihm an, dass er mir Recht gab. Ich war überzeugt davon, dass Jenna noch immer unsterblich verliebt in meinen Bruder war und noch genauer wusste ich, dass es andersrum genauso war. Also gab ich nicht auf. Ich hatte es geschafft Fred zu überzeugen, dass er ihr wichtiger war, als dieser nervige Roger Davis. Doch das Quidditch-Spiel kam ziemlich passend. „Aus Versehen" einen Klatscher auf jemanden zu feuern durfte nicht schwer werden. Ich schaute im gleichen Moment zu Fred, in dem er auch seinen Kopf zu mir drehte. Wir grinsten uns wissend an. „Weißt du, George, ein paar Klatscher auf einen bestimmten Schüler zu feuern, wäre bestimmt nicht schlimm." „Fred, ich habe gerade genau dasselbe gedacht."

verliebt in einen ChaoszwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt