Nach so langer Zeit

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„Jenna." Ich hauchte ihren Namen und ich glaube, dass mich auch niemand gehört hatte. Sie war zu uns gekommen, von sich aus. Wollte sie, dass alles wieder in Ordnung wird? Ich dachte immer, dass ich den ersten Schritt machen muss. Hatte sie vielleicht sogar mit Davis Schluss gemacht?! Ok Fred, übertreib nicht! Nachdem sich Jenna von George gelöst hatte umarmte sie Lee. Der sie genauso erfreut in die Arme schloss wie mein Zwilling. Sie beide hatten ihre beste Freundin vermisst. Wenn ich nicht wüsste, dass da nicht mehr hinter stecken würde, wäre ich sogar ein wenig eifersüchtig, weil sie sich solange umarmen. Als sie sich schließlich losließen grinsten mein Bruder und mein bester Freund mich an und verließen dann das Zimmer. „Fred." Sie war nicht viel lauter als ich gewesen, dennoch hörte ich die Sehnsucht in ihrer Stimme. Meine Schockstarre löste sich auf und ich rannte förmlich zu ihr und schloss sie in die Arme. Es hätte nicht mal mehr ein Blatt zwischen uns gepasst. Sie schien es aber genauso sehr vermisst zu haben wie ich, denn sie machte keine Anstalten mich loszulassen. Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden, doch es hätte noch ewig andauern können. Zu meinem Bedauern aber machte sie sich los, doch nur um mir anschließend in die Augen zu gucken. Ihre waren glasig und ich hatte die Befürchtung, dass ihr jederzeit eine Träne über die Wange laufen würde. „Ich habe dich vermisst Freddie." Sagte sie heiser und plötzlich konnte sie sich nicht mehr halten, verdeckte ihr Gesicht mit den Händen und lehnte sich mir zu meinem Glück wieder an mich. Sie wurde von mehreren Schluchzern geschüttelt und ich nahm sie schützend in meine Arme. „Ich dich auch Prinzessin." Sie versuchte verzweifelt sich wieder zu beruhigen, während ich darüber nachdachte, ob sie sich vielleicht doch von Davis getrennt hatte und der Gedanke doch nicht ganz so abwegig war. Ich schob sie sanft von mir und hob ihr Kinn an, um ihre Tränen wegzuwischen. Sie schaute auf ihre Füße und gab ein kurzes Lachen von sich. „Eigentlich hatte ich vor, dich zu trösten, wegen Angelina." Sie hob ihren Blick und ich blickte zurück in ihre Augen, in denen ich versinken könnte. „Ich dachte, dass du vielleicht deine beste Freundin brauchst, wenn du Liebeskummer hast. Ich habe so die Vermutung, dass ich eine bessere Partie dafür bin als die Jungs." Sie lächelte mich zaghaft an und ich konnte nicht anders als zurück zu grinsen. Wie konnte man Jemanden nur so sehr lieben. Sie wollte sich um mich kümmern, obwohl es zwischen uns angespannt war. Wie konnte ein Mensch mir nur so den Atem verschlagen. Ich war mir fast sicher, dass es sowas wie Seelenverwandte wirklich gab. „Wie lange möchtest du bleiben?"

Lachend saßen wir auf meinem Bett und es fühlte sich an, wie damals, als das ganze Drama noch nicht ausgebrochen war. „Und behandelt Roger dich gut?" Ich erhoffte mit dieser Frage eigentlich, dass sie mir traurig verkünden würde, dass es aus sei. Doch die Röte auf ihren Wangen und das Lächeln wischten die Hoffnungen beiseite. „Tut er, es ging zwar alles ziemlich schnell mit uns, aber er ist sehr nett." Ich hatte mir einen Schluck Wasser genommen, um mir nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht ich war. Doch jetzt hatte ich mich prompt verschluckt und hustete mir das Wasser aus dem Hals. Jenna zuckte zusammen und klopfte mir unbeholfen auf den Rücken. „Fred? Alles gut? Bei Merlins Bart." Ich war jedoch so erschrocken und gleichzeitig stinksauer, dass es mir relativ egal war, dass sie sich Sorgen um mich machte. Zumindest nicht so doll. „Du hast mit ihm geschlafen?!" Sagte ich laut und das Klopfen auf meinem Rücken hörte auf. „Bitte was?! Fred?!" „Ja oder nein?!" „Nein, natürlich nicht! Wie kommst du darauf?" Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Ich hätte mich selbst ohrfeigen können, wie konnte man nur so dumm sein. „Jenna, das tut mir Leid. Das hätte ich nicht fragen dürfen. Deine Worte haben sich nur gerade so angehört und ich war gerade einfach von dem Gedanken überwältigt, dass Jemand dich..." Ein Schluchzen weckte meine Alarmglocken. „Scheiße, Jenna, nicht weinen. Nicht schon wieder. Das wollte ich nicht." Ich nahm sie auf meinen Schoß und ein weiteres Mal war ich Schuld, dass sie sich in meinen Armen ausweinte. Ich Idiot. „Ich wäre gar nicht in der Lage mit ihm zu schlafen. Wir haben uns geküsst, mehr nicht. Die Gedanken an den Weihnachtsball kommen immer in meinen Kopf und dann zieh ich mich zurück, damit er mich nicht fragt, was los ist." Ein weiteres Schluchzen entweichte ihr und sie kuschelte sich enger an mich. „Jenna..." Ich bettete mein Kinn auf ihrem Kopf. „Dich wird nie mehr Jemand ohne deine Erlaubnis anfassen. Dafür werde ich sorgen." „Ich hab dich lieb Freddie." „Ich dich auch Prinzessin."

verliebt in einen ChaoszwillingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt