𝙴𝚙𝚒𝚕𝚘𝚐

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John und Sherlock saßen im Wohnzimmer ihrer gemeinsamen Wohnung in der Baker Street. Der Consulting Detective blätterte in der aktuellen Zeitung und machte sich über einen Fall lustig, von dem berichtet wurde. Scotland Yard hatte sich sehr schwer mit diesem getan und Sherlock musste ihnen schon bei den - für ihn ganz offensichtlichen - Fakten helfen.
John schrieb währenddessen an seinen Blog über eben diesen Fall und legte seinen Lesern die Ermittlungen dar.

"Jungs! Ich habe euch Tee gekocht", meldete sich Mrs Hudson. Deshalb stand John von seinem Platz auf und öffnete ihrer Vermieterin die Tür. Mrs Hudson stellte das Tablett auf dem Esstisch ab und drehte sich zu Sherlock um. "Möchtet ihr auch noch Plätzchen haben? Ich habe die gekauft, die ihr so gerne mögt", fragte sie. John nickte ihr dankbar zu und lächelte etwas, während von Sherlock keine Reaktion kam. Er viel zu sehr in den Zeitungsartikel vertieft.

"Sherlock, jetzt tu die Zeitung doch weg und leiste deinem Freund etwas Gesellschaft. Setz dich zu ihm, trinkt gemeinsam Tee", rügte die Vermieterin den Consulting Detective. John wollte sie gerade besänftigen, denn er hatte nichts dagegen, wenn Sherlock den Artikel erst zuende lesen wollte. Ihm reichte seine reine Anwesenheit völlig aus, er musste nicht seine komplette Aufmerksamkeit haben.
Jedoch stand der Consulting Detective wirklich auf und legte die Zeitung auf den Sessel, auf dem er vorher selbst saß.

"Sherlock, es ist okay", versuchte John ihm zu versichern, jedoch ließ der Consulting Detective ihn mit einem einfachen Kuss verstummen. Der Arzt legte eine Hand an Sherlocks Wange und hielt ihn somit davon ab, sich wieder von ihm zu lösen. Auch wenn sie jede Nacht in einem Bett schliefen, beschränkten sich die ausgetauschten Zärtlichkeiten auf ein Minimum.

"Nein, John. Mrs Hudson hat recht, ich sollte wirklich mit der machen. Dir mehr Aufmerksamkeit schenken. Du bist mir so unfassbar wichtig, aber ich weiß nicht, wie ich dir das zeigen soll. Da kann ich dich wenigstens über diese dumme Zeitung stellen", entgegnete Sherlock. Ihre Lippen hatten sich zwar voneinander gelöst, aber sie waren sich trotzdem noch so unfassbar nah.

John drehte seinen Kopf zur Seite, um das Lächeln zu verbergen, das sich auf seine Lippen schlich. Dabei stellte er fest, dass die Vermieterin sie alleine gelassen hatte. Sie war wohl wieder runter gegangen, als Sherlock und John begonnen hatten, sich zu küssen. Vielleicht war es besser so.
Der Consulting Detective legte sanft einen Finger unter Johns Kinn, um ihn weiter küssen zu können. Als Sherlock jedoch das Lächeln auf den Lippen seines Freundes bemerkte, zog er seine Augenbrauen zusammen, musste aber bei dem Anblick auch automatisch lächeln.

"Was ist denn jetzt so lustig?", wollte Sherlock wissen, denn er konnte das Grinsen auf Johns Gesicht nicht zuordnen.

"Nichts ist lustig", sagte der Arzt und drückte einen Kuss auf Sherlocks Wangenknochen. Er liebte diese markanten Gesichtsstrukturen seines Freundes einfach. "Ich fand das, was du gesagt hast, nur unfassbar süß. Du musst mir nicht immer zeigen, wie viel ich dir bedeute. Ich weiß das und mir ist auch bewusst, dass du solche Sachen nicht gut ausdrücken oder zeigen kannst. Ich liebe dich, Sherlock."

John sprach diese drei Worte das erste Mal aus, seit dem sie wieder zusammen waren. Beiden war zwar klar gewesen, dass sich an ihren Gefühlen nichts verändert hatte. Allerdings wussten sie auch, dass Johns Vertrauen in Sherlock durch den Vorfall geschwächt war und der Consulting Detective respektierte das auch. Sherlock setzte nichts vorraus und ließ John die Grenzen für ihren neuen Beziehungsabschnitt bestimmen.

"Ich liebe dich auch, John", antwortete der Consulting Detective und verband ihre Lippen zu einem weiteren Kuss.

♡︎♡︎♡︎

Zwei Tage später saßen John und Sherlock gerade beim Mittagessen, als es an der Haustür klingelte. Keiner von beiden machte auch nur Anstalten aufzustehen, denn Mrs Hudson wäre sowieso schneller, als sie. Als sie dann jedoch Schritte auf der knarzenden Holztreppe zu ihrer Wohnung hörten, hob John doch seinen Blick.
"Jungs! Besuch für euch!", rief nun auch Mrs Hudson und kurz darauf wurde ihre Wohnungstür geöffnet.

Lestrade stand in der Tür und nach John hob nun auch Sherlock seinen Kopf. Sherlock sah verwirrt zu dem Detective Inspector und hob fragend eine Augenbraue. Der Consulting Detective konnte sich nicht erklären, warum Lestrade hier war und was er von ihnen wollte. Schließlich hatte Sherlock schon lange keinen Fall mehr von Scotland Yard übernommen, denn er suchte sich im Moment fast ausschließlich selbst Klienten.

"Ich habe gute Neuigkeiten für euch, Sherlock. John", begann Lestrade und setzte sich auf einen der freien Stühle, die noch am Tisch standen.
"Moriarty wurde am Flughafen in Rom aufgegriffen und festgenommen. Er wollte nach Amerika ausreisen."

John war erstaunt. Der Arzt hatte nicht damit gerechnet, dass Moriarty so unvorsichtig wäre und sich bei einer Kontrolle im Flughafen erwischen lassen würde.
"Bei einer vorhersehbaren Flughafenkontrolle? Das passt gar nicht zu ihm. Ich hätte mehr von ihm erwartet." Sherlock hatte wohl die gleichen Gedanken, wie sein Partner.

"Wir haben auch nicht mit so einer Festnahme gerechnet. Bis jetzt scheint es auch bei der Auslieferung nach England keine Probleme gegeben zu haben. Das Flugzeug ist scjon in der Luft und es hat keine Zwischenfälle gegeben", erklärte Lestrade und kratzte sich am Kopf.
Er sah müde aus. Aber wenn Moriarty verhaftet wurde und eine Auslieferung hier her geplant wurde, hatte er in den letzten Tagen wohl kaum geschlafen.

"Komisch", äußerte auch John seine Meinung.

Sherlock zog die Knie an seine Brust und begab sich so in seine Denkerpose. Ihm schienen diese Nachrichten noch mehr zuzusetzen, als John. Sein Gehirn, das sonst die komplexesten Vorgänge und Zusammenhänge aufdecken konnte, war überfordert mit der Einfachheit dieser Tatsache.
John sah seinen Freund besorgt an, als er für mehrere Minuten keinen Mucks von sich gab und sich kaum bewegte.

Der Consulting Detective begab sich wieder in eine normale Sitzposition und sah erst John und dann Lestrade für einen kurzen Moment an.
"Vielleicht ist er unvorsichtig geworden, als er so lange nicht gefunden wurde", teilte Sherlock seine Gedanken mit. "Oder er hat ein Leben auf der Flucht nicht mehr ausgehalten. Wir haben nicht aktiv nach ihm gesucht, sondern auf ihn gewartet. Vielleicht hat ihn das verunsichert oder sogar gelangweilt."

Bevor Sherlock in weitere Theorien verfallen konnte oder sich noch mehr in Moriartys Festnahme hineinsteigern konnte, unterbrach John seine Gedanken.
"Es ist doch nebensächlich, warum er letztendlich festgenommen wurde. Die Hauptsache ist, dass er jetzt auch verurteilt wird. Wie stehen die Chancen, Greg?", warf John ein und sah Sherlock durchdringend an. Der Consulting Detective nickte langsam und wandte sich Lestrade zu, als dieser zu sprechen begann.

"Die Chancen auf eine Verurteilung stehen gut. Wahrscheinlich bekommt er sogar lebenslänglich", teile der Detective Inspector ihnen mit. Jihn war erleichtert, das zu hören. Wenn Moriarty wirklich verurteilt würde, könnten er und Sherlock in Frieden leben und mussten sich weniger Sorgen machen, dass Moriarty irgendwann wiederkommen würde.

Lestrade verabscheidete sich von den beiden Männern und ließ sie wieder alleine.
"Oh John, ich bin so froh, dass sich die Situation endlich aufgeklärt hat und Moriarty endlich festgenommen wurde", sagte Sherlock und stand von seinem Stuhl auf. Er kam auf seinen Partner zu und zog ihn an seiner Hand nach oben. Kurz verband er ihre Lippen zu einem Kuss, bevor er John in einer Walzer-Drehung zuerst von sich weg und dann wieder zu sich zog.

"Ich liebe dich, John."

"Ich liebe dich auch, Sherlock."



The End.

Talk me down - JohnlockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt