Kapitel 2

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Für eine Prinzessin gehörte es sich nicht durch die Gänge ihres Schlosses zu rennen. Dass hatte ich schon in jungen Jahren beigebracht bekommen und trotzdem rannte ich gerade in Richtung des Trainingsplatzes. Ein Glück trug ich nicht mehr mein Kleid, sondern hatte es gegen eine rot-braune Leinenhose, sowie ein weißes bis cremefarbenes Hemd getauscht. Ich war zu spät dran, wie so oft. Das Außengelände des Schlosses war riesig, dass sich jeder andere darin verlaufen hätte, doch ich war hier aufgewachsen und kannte es in und auswendig. Der Irrgarten. Der perfekte Weg, um mindestens die Hälfte schneller zu sein. Rechts, Links, Rechts, Rechts, Gerade aus. Jede Hecke sah gleich aus und dennoch kannte ich den Weg. Vor mir erschien schon der Ausgang und dahinter der Trainingsplatz mit Lord Sullivan. Ich verlangsamte meine Schritte und trat aus dem Irrgarten heraus. Es war ein klarer und kühler Mittag und perfekt, um zu fechten. Es war weder zu warm noch zu kalt, sodass man sich erkältete. Lord Sullivan stand schon bereit und macht die typischen Aufwärmübungen. Auf den ersten Blick schien er sehr geübt, da er jeden Schritt perfekt ausführte und eine gute Technik hatte, doch sobald man ihn genauer betrachtete, sah man, dass seine Haltung nicht stimmte und er morgen einen grauenvollen Muskelkater deswegen haben würde. Außerdem verausgabte er seine Kraft zu sehr zum Schlagen, statt sie aufzuteilen.

„Guten Tag, MyLady. Bereit für einen Kampf? Aber Bitte, die meisten Damen machen es mir einfach, damit ich gewinne. Wenigstens einmal möchte ich einen fairen Kampf haben, also erwarte ich keine Nachsicht von euch."

Er war der erste Lord, der mir erlaubte, mein volles Potenzial auszuschöpfen und ich lächelte ihn freundlich an, bevor er mir einen Degen zuwarf. Ich wog sein Gewicht in meiner Hand ab und suchte nach dem besten Griff, wie ich ihn halten konnte. Ich stellte mich gegenüber von Lord Sullivan in Position und hob meinen Degen an und auch er stellte sich hin. Dann begann es. Lord Sullivan schien anfangs in Führung zu sein, doch er hatte zu früh seine Kräfte aufs Schlagen verbraucht, wie ich vermutet hatte, sodass der Kampf ausgeglichen war. Lange Zeit lief es so weiter, bis ich langsam merkte, wie er außer Atem kam und seine Kräfte ihn verließen. Meine Chance war genau jetzt. Ich zielte und entwaffnete in somit.

Überrascht riss Lord Sullivan die Arme hoch.

„Ihr haben gewonnen." Er lächelte. Der erste Lord, der selbst über eine Niederlage nicht sehr deprimiert zu sein scheint.

„Ihr habt aber ebenfalls sehr gut gekämpft Lord Sullivan. Nur an eurer Technik solltet ihr noch arbeiten." Ich lief an den Rand des gekennzeichneten Feldes und nahm eine der beiden Flaschen, welche dort standen. Lord Sullivan nahm sich ebenfalls eine und ich hörte deutlich sein unregelmäßiges Atmen. Er zog eine kleine Schachtel aus seiner Manteltasche, dann kniete er vor mir nieder. Nein... Bitte nicht das, was ich glaubte das es ist.

„Prinzessin Abigail Elizabeth Isabella Aideen... Ich weiß das ein gewaltiger Altersunterschied zwischen uns herrscht, doch um der Völker Willen, unserer Völker, möchte ich euch fragen, ob ihr mich heiraten wollt?" Nein... nein, nein, nein. Doch wenn er mich jetzt schon persönlich fragte, stand es wahrscheinlich schon längst fest. Die Konsequenz von Vater. Ich hatte keine Wahl mehr, egal was ich jetzt sagen würde. Lord Sullivan hatte mich nur der Höflichkeit her gefragt, ob ich ihn heiraten wolle. Ich musste wohl mit weit aufgerissenen Augen dagestanden haben, weil Lord Sullivan mich besorgt ansah.

„Prinzessin... ich wollte euch nicht schocken. Ich dachte nur euer Vater habe es euch schon mitgeteilt, dass wir heiraten würden, da er es heute Abend bekannt geben wollte."

Kaum merklich schüttelte ich den Kopf.

„Lord Sullivan, ich... ich." Auf einmal fing ich an zu stottern und mir wurde schwarz vor Augen. Ich wusste nicht warum, nur das Lord Sullivan mich behutsam auffing und dann, dann wusste ich nicht mehr was geschah.

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt