Ich wusste schon bevor wir richtig ankamen was mein Vater damals meinte, dass es hier keine richtige Magie gab. Ich fühlte mich, als würden meine Flammen unterdrückt werden und ich müsste durch Schlamm waten. Hier war es nachts so dunkel, dass ich meine eigene Hand kaum vor Augen sehen konnte und ich war dankbar für Farins, die meine fest umschloss.
„Wo sind wir?"
In seiner Stimme war ein kleiner Anflug von Angst zu erkennen, doch ich antwortete ihm nicht, sondern führte ihn zu einer mir bekannte Wand, bis ich die eingeritzten Buchstaben erkennen konnte und daneben die Öllampe. Geschickt zündete ich sie mit meinen Flammen an, doch dieses kleine bisschen Magie kostete mir schon unglaublich viel Kraft. Der Raum wurde in flackerndes Licht gehüllt und ich hörte Farin erleichtert aufatmen, bevor ich ihm antwortete.
„Wir sind im Keller eines ziemlich baufälligen Hauses am Rande der Stadt. Ich war hier früher ein paar mal mit Ryan, als wir keine Lust mehr auf den riesigen Palast hatten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie besorgt Mutter immer war, wenn wir auf einmal weg waren." Ich fuhr die Buchstaben mit meinem Finger nach. Ein R und ein A. „Doch sie war nie böse auf uns. Sie ermahnte uns zwar, aber ich glaube insgeheim ging es ihr ganz genauso, dass sie manchmal einfach wegwollte."
Farin zog mich in seine Arme und hielt mich einfach fest, allerdings löste ich mich recht schnell von ihm.
„Jetzt kommt der eher unangenehme teil. Dreh dich bitte um."
Und willenlos gehorchte er mir und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand.
„Was genau machst du da jetzt?"
„Ich zieh das alte Kleid an und zerreiß es und beschmier es ein bisschen mit Dreck und dann musst du dich noch verwandeln."
Er schwieg, vermutlich hatte er genickt und nicht einmal bemerkt, dass sie ihn nicht sehen konnte. Das einzige Geräusch, das den spärlichen Raum erfüllte, war das Zerreißen meines Kleides.
„Ich bin fertig, du kannst dich wieder umdrehen."
Farin drehte sich relativ schnell um und schaute mich ganz genau an, so als würde er in meine Seele sehen können. Es machte mich unglaublich nervös, dass ich ins Stocken kam.
„Du-Du musst dich auch noch verwandeln."
Er nickte langsam und plötzlich wurden seine Haare ganz dunkel, fast schon schwarz. Die blauen Augen wurden giftgrün und ich wusste nicht wie, aber er veränderte sogar seinen Körperbau so, dass er stärkere Arme, aber eher dünne Beine bekam. Selbst seine Kleidung war anders. Ein abgetragenes braunes T-Shirt und eine ebenso braune Hose mit einigen Flicken. Der Junge, beziehungsweise Mann, der jetzt vor mir stand, war nicht mehr Farin. In keiner Weise.
„Oh-Oh wow."
„Passt das so zu dem Motiv, was du dir für mich ausgedacht hast?"
Auch seine Stimme war um einiges tiefer und es war ungewohnt diese Härte darin zu hören, wenn er immer so behutsam mit mir gewesen war.
„Ja-Ja das passt perfekt. Du bist dein ganzes Leben lang über Koch gewesen, doch schon vor ein paar Wochen hast du deine Arbeit verloren und als du dir gerade eine neue Stelle suchen wolltest, hast du meine Schreie gehört und mich sofort als die Prinzessin erkannt und in den Palast gebracht."
„Okay, ja das kann ich mir merken. Wie soll ich dann im Palast bleiben?"
„Ich hoffe, dass du gefragt wirst, wie man sich bei dir revanchieren kann und du sagst dann, dass du gerne eine Arbeit bekommen würdest als Koch, da du das schon dein ganzes Leben gemacht hast und tatsächlich nicht gerade schlecht darin bist."
Er nickte.
„Gut, dann hätten wir nur noch ein Problem."
Er horchte auf.
„Es kommt vielleicht ein wenig komisch an, wenn ich so vollkommen ohne Verletzungen und gut genährt wieder im Palast ankommen, also..."
Far sah mich geschockt an.
„Du willst, dass ich die Schlage? Nein Aideen, das kannst du ja mal sowas von vergessen!"
„Bitte Farin" Stell dir einfach vor, das wäre ein Übungskampf."
„So einfach ist das nicht okay, Süße."
Er hatte mich noch nie so genannt.
„Oh Gott. Tut mir leid, das ist mir einfach so rausgerutscht."
„Nein, Nein ist schon okay. Aber bitte, wir müssen das machen."
Er antwortete nicht direkt und schien ernsthaft mit sich zu ringen.
„Nein. Ich werde dich nicht verletzen, Aideen."
Seine Hand fuhr zu meiner Wange, aber er umfasste sie lediglich ganz leicht und lenkte meinen Blick auf seine Augen.
„Wir finden irgendeinen anderen Weg, nur werde ich dich einfach nicht verletzen, niemals. Versteh das bitte."
Er beobachtete mich eindringlich. Ich nickte, denn zu etwas anderem war ich gar nicht fähig. Seine bloße Anwesenheit machte mich verrückt. Er beugte sich zu mir herunter und setze mir einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich langsam im Raum nach etwas Hilfreichen umschaute.
Ich tat es ihm, immer noch ein wenig durch den Wind, gleich. Da fiel mir etwas einfacheres ein und ich verfluchte mich innerlich nicht schon früher darauf gekommen zu sein.
„Weißt du was, Far? Ich versuche mir einfach meine Hände und Knie an den Wänden aufzuschürfen, die sind so rau, dass ich mir schon früher andauernd einen Kratzer zugezogen habe."
Er nickte zustimmend und ich begann mit meinem Werk. Nachdem ich fertig war, standen wir noch eine Weile einfach so nebeneinander. Eigentlich bereit zu gehen, aber ich schätze wir wollten das beide nicht. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und wir genossen die letzten ruhigen Minuten.
„Denkst du sie werden irgendwie misstrauisch sein?"
Ich wusste genau wen er meinte.
„Ryan auf gar keinen Fall, also müssen wir nur hoffen, dass er uns als erster empfängt. Der König dagegen...bei ihm weiß ich es nicht. Vermutlich wird er nicht mal irgendetwas sagen, sondern einfach meine Existenz mit einem kurzen Kopfnicken begrüßen."
Ich seufzte kurz.
„Aber so war er schon immer und ich bin ehrlicherweise sehr froh, dass er nicht mein richtiger Vater ist."Farin nickte kurz und schien sich leicht zu entspannen, dann hielt er mir seinen Arm hin.
„Können wir?"
Ich nickte und stellte ein gespieltes Humpeln dar, sodass es noch realistischer wirkte. Doch als ich seinen Arm berührte zuckte ich kurz zusammen. Er fühlte sich so anders an als der von dem Farin, den ich kannte. Ich riss mich zusammen und folgte ihm weiter in nach draußen, wo gerade der Himmel aufging und die Welt langsam erwachte.
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The Elimenti
FantasyAls Prinzessin von Irland hat die 18 jährige Abigail schon ziemlich viele Probleme. Zum Beispiel ihr sturer Vater, oder ihr Verlobter, der ziemlich alt ist. Doch als sie dann von einem unbekannten Jungen lea Aós sí in eine andere Welt gebracht wird...