Kapitel 24

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Es war leicht den Eingang zu den Schutzräumen zu finden. Pünktlich um Mitternacht war ich dort. Es war irgendwie gruselig, denn die dicke Eisentür trennte einen kleinen Raum von dem langen Flur, durch den ich hatte laufen müssen, bevor ich hier ankam. Es waren ein paar provisorische Feldbetten aufgebaut und am Rand stand ein Regal mit haltbaren Lebensmitteln. Außerdem gab es einen kleinen abgetrennten Bereich, in dem eine Toilette und ein Waschbecken standen. Ich setzte mich auf eines der Betten und wartete auf meinen großen Bruder. Irgendwann hörte ich leise Schritte in meiner Nähe und spürte einen warmen Atem auf meiner Wange. Ich schreckte auf und schlug dabei dem Unbekannten mit meiner Faust in den Bauch, bevor ich ihn zu Boden brachte und mein Knie auf seinem Rücken ablegte.

„Gott Abby, ich bin's doch nur."

Sofort richtete ich mich auf.

„Tut mir leid, Ry. Ich dachte du bist vielleicht irgendein Mörder oder so. Schleich dich nie mehr so an mich ran, wenn ich schlafe"

Ich hielt ihm meine Hand hin und er ergriff sie, bevor er sich zu mir setzte.

„Wie kannst du denn so stark sein? Ich dachte immer, wenn man gefangen gehalten wird, wird man nur schwächer. Und warum um Himmels Willen wolltest du mit mir um diese Uhrzeit reden? Atalije denkt jetzt von mir, ich hätte eine heimliche Verehrerin habe, mit der ich mein Bett teile"

„Tut mir leid Ryan, aber du hast ihr doch wohl gesagt, dass du dich mit deiner Schwester triffst."

„Natürlich und ich denke sie hat es mir auch geglaubt. Schließlich hatten wir noch nie wirklich Geheimnisse voreinander. Und nochmal, warum wolltest du mich treffen Abigail?"

„Fangen wir damit an, dass du mich bitte, wenn wir unter uns sind Aideen oder Dee oder so nennst. Ich mag den Namen Abigail nicht mehr."

„Äh okay, dass-das kann ich machen schätze ich. Aber wieso?"

Ich atmete tief ein.

„Ryan...das was ich dir jetzt erzähle wirst du mir vermutlich nicht glauben und mich für verrückt halten, aber es ist alles wahr..."

Und dann erzählte ich ihm alles. Von den Aós sí, der Prophezeiung, meinen Fähigkeiten, der Geschichte von Mutter, von Farin, unserem gemeinsamen richtigen Vater, dem Krieg und damit auch vom König. Er hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu und manchmal, besonders wenn es um Mutter oder unseren Vater ging, sah ich wie seine Augen glasig wurden und er mich in seine Arme schloss. In diesen Momenten musste ich eine kurze Pause vom erzählen einlegen, doch Ry wollte, dass ich immer weiter rede. Als ich geendet hatte, sah er mich eine kurze Zeit einfach nur an und ich hatte in wenig Angst vor seiner Reaktion.

„Wow... es ist ganz schön viel passiert bei dir, kann das sein?"

Ich musste kurz lachen.

„Jap, mein Leben hat sich um 360° gedreht."

Und dann fing auch er an zu lachen. Ich war so unendlich froh darüber, dass er mir glaubte. Das er sich nicht irgendwie benachteiligt oder schlecht fühlte. Dass er immer noch mein Bruder war. Mein erster bester Freund den ich schon von Anfang an in meinem Leben. Er schloss mich noch einmal in seine Arme und hielt mich einfach fest.
„Oh Aideen. Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Dass du glücklich bist mit dem was passiert, aber andererseits mache ich mir solche Sorgen um dich. Jetzt bist du nicht mehr nur Kronprinzessin, sondern musst auch noch die Welt retten. Aber ich bin so stolz auf dich."

Mir standen die Tränen in den Augen und mir wurde innerlich ganz warm

„Danke. Mit was in dieser Welt habe ich nur so einen großartigen Bruder verdient. Aber übrigens bist du jetzt rein theoretisch der Kronprinz, denn ich bin ja schließlich nur die zweitgeborene und genauso unehelich."

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt