Kapitel 4

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Draußen vor dem Fenster schien der Himmel langsam hell zu werden und das kleine Dorf, in dem ich war, aufzuwachen. Ich lag auf dem weichen warmen Bett und lauschte dem leisen Ein- und Ausatmen von Farin. Schnell stand ich auf. Oh Mist. Ich hatte keine Kleidungsstücke außer der Hose und der Bluse von gestern. Dennoch verschwand ich in dem anliegenden Raum, um mich ein wenig frisch zu machen. Der Boden war gefliest genauso, wie eine der Wände, während der Rest des Raumes weiß war. Außerdem stand eine Wanne in der Ecke des Badezimmers, die von Vorhängen in einem dunklen Grün verdeckt wurde. Außerdem gab es noch einen stark verzierten Spiegel.

„Aideen? Bist du da drin?"

„Ja. Was ist los?"

„Ich... Du solltest dich langsam fertig machen. Merlin erwartet dich."

„Ja, nur... ich bräuchte vielleicht etwas Neues zu anziehen."

„Oh natürlich, daran hatte ich gar nicht gedacht. Wir werden dir später etwas holen. Jetzt musst du dich erstmal mit dem was du hast begnügen."

„Das ist hier aber ein Luxus für eine Kronprinzessin." Ich schmunzelte.

„Nur das Beste." Ich lachte kurz auf und hörte, dass auch Farin leicht lachte.

Ich schloss die Tür auf und ließ in rein.

„Wie schaffst du es eigentlich immer etwas Neues zum Anziehen zu haben?"

„Das ist ein Vorteil am Gestaltwandel. Es gibt so etwas wie eine zwischen Kammer, in der ich gewisse Dinge lagern, sowie merken kann. Das führt zu einer unglaublich schnellen Verwandlung. Jetzt aber genug vom Unterricht, Merlin wartet."

Bei genauerer Betrachtung sah das Dorf noch magischer aus als gestern. Man spürte irgendwie die Magie. Uns kamen viele Menschen entgegen und nickten uns freundlich zu, sodass sich Farin kurz zu mir rüber beugte und flüsterte mir ins Ohr: „Die meisten hier erkennen, dass du neu bist. Sie sind uralte eingesessenen Familien oder einzelne Aós sí, die wie Merlin schon seit Anbeginn der Zeit da sind."

„Können Aós sí wirklich solange leben? Und was ist mit den lea Aós sí?"

„Vollständig ausgebildete können über tausende von Jahren leben, während lea Aós sí nur eine Zeitspanne wie Menschen haben. Obwohl lea Aós sí auch so lange leben können, wenn sie sich mit anderen lea oder ganzen Aós sí verheiraten."

Endlich standen vor der dunkelroten Tür und wieder ließ uns Großherr Merlin eintreten.

„Farin du kannst jetzt gehen. Cassandra erwartet dich im Café an der Ecke Bourboun." Farin nickte und ging geradewegs aus der Tür heraus. Verdutzt sah ich ihm hinterher. Hatte er mich wirklich gerade einfach so allein gelassen?

„So Aideen, komm bitte mit in den Garten. Eine alte Freundin von mir hat mir geholfen die Stühle und den Tisch heraus zu tragen. An einem solch schönen Tag sollte man nicht drinnen sitzen." Er lief den langen Flur entlang und ich folgte ihm. Rechts und Links gingen immer wieder Türen ab und einmal war ein Durchgang zum Obergeschoss zu sehen.

„Setzt dich bitte, wir haben viel zu bereden und zu testen."

Schon seit gestern Abend hatte ich mir Gedanken über eine Frage gemacht, die ich Merlin jetzt einfach geradeheraus stellte.

„Was würde passieren, wenn ihr in die Welt der Menschen kämet?"

„O beim heiligen Kessel Aideen. Eigentlich hatte ich vor dir die Fragen zu stellen und nicht du mir. Aber nun gut diese Frage kann ich dir beantworten. Es würde nicht gehen. Wir sind durch den Fluch an diese Welt gebunden. Wenn es den Fluch nicht geben würde, dann würden Aós sí und Menschen wahrscheinlich in Frieden miteinander leben. Wenn wir jetzt wieder kämen nach hunderten von getrennten Jahren, würde die Menschheit in Panik geraten. Aber das sind nur Theorien."

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt