Alle Blicke lagen auf mir. Sämtliche Lords, mein Vater und Ryan. Es waren nur Männer und ich musste mir schon einen abfälligen Kommentar unterdrücken. Stattdessen setzte ich ein Lächeln auf, deutete einen kleinen Knicks an -nicht zu tief, denn ich war ihnen in nichts unterwürdig- und faltete meine Hände in meinem Schoß zusammen.
„Guten Tag. Entschuldigt meine Verspätung. Ich wurde nicht darüber informiert, dass heute eine Sitzung stattfindet."
Erst jetzt fiel mir der bedrohliche Blick auf, mit dem mich der König schon die ganze Zeit betrachtete. Doch ich wand meinen Blick nicht ab, sondern sah ihm direkt in die Augen, -giftgrün, wie in meinen Träumen- bevor er sich abwand. Einer der Diener löste sich von den Wänden und brachte einen weiteren Stuhl an den langen Tisch, an dessen Kopfende der König saß. Rechts von ihm Ryan, der mir einen fragenden Blick zu warf und links jetzt der leere Stuhl für mich, auf den ich jetzt so elegant wie möglich zu lief. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, aber ich würde mir jetzt nicht die Show verderben lassen. Erst als ich saß, drehte sich der König wieder zu mir.
„Es ist wirklich eine Freude, dass du wieder gesund hier bist, Abigail, doch eigentlich hattest du nicht die Befugnis in diese Sitzung zu stürmen. Siehst du denn hier noch eine andere weibliche Person?"
Bei seiner Stimme lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, doch ich lächelte ihn weiter an, obwohl ich mir innerlich einen ziemlich giftigen Kommentar unterdrücken musste.
„Ich habe mich selbst eingelassen, als Kronprinzessin sollte ich diese Befugnis doch haben, nicht wahr? Und an meinem Geschlecht sehe ich keinerlei Probleme."
Ich bemerkte, wie sich Ryan mir gegenüber das Lachen unterdrücken musste und der König nur noch wütender wurde.
„Nun gut, dann fahren wir eben so fort. Die meisten Männer haben sich mittlerweile ihrer Pflicht gestellt und sind jetzt Teil der königlichen Armee. Damit umfasst sie eine Größe von etwa 200 Tausend Mann."
Mir stockte der Atem. Verdammte Kacke, es sah schlechter für uns aus als ich dachte. Doch ich notierte diese Information im Hinteren meines Gedächtnisses.
„Dürfte ich erfahren wofür eine derartige Aufrüstung nötig ist, Vater?"
Ihn so zu nennen hatte einen bitteren Nachgeschmack, aber ich musste das durchstehen. Für alle in Siceal und hier, die daran glaube zu leben.
„Wir haben erfahren, dass sich Armeen aus dem Süden rüsten. Es ist unbekannt unter welchem Namen sie hergeschickt werden, aber ich möchte mein Volk möglichst gut darauf vorbereiten."
Ich nickte.
„Nun... die Ressourcen der Armeen sind gut aufgestockt und die beste Schmiede der Städte befassen sich mit der Aufgabe der Waffenherstellung, außerdem..."
Der Rest der Sitzung lief lediglich an mir vorbei und nur hin und wieder merkte ich mir kleine Details die letztendlich für uns nützlich sein könnten. Außerdem bereitete ich mich innerlich darauf vor, heute Abend mit Merlin durch mein Traumwandeln zu reden und vielleicht auch meinen Bruder anzusprechen. Schließlich konnte ich das nicht aufschieben.
„Zum Schluss würde ich gerne noch verkünden, dass es am morgigen Tage einen Ball für die Rückkehr der Kronprinzessin geben wird. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag." Er nickte nur kurz in die Runde und stand dann auf, gefolgt von Ryan und mir. Der König verabschiedete sich auch von uns und Ryan begleitete mich schweigend noch einen kleinen Teil des Weges zu meinem Zimmer. Erst als er sich schon verabschiedete hielt ich ihna m Arm zurück.
„Ryan, warte. Können wir reden?"
„Ja natürlich, Abby. Was ist los?" er sah mich fragend an.
„Ich meine allein, ganz allein. Am besten, wo es keine neugierigen Augen und Ohren gibt."
„Abby, ich denke nicht, dass..."
Als er meinen störrischen Gesichtsausdruck sah, beugte er sich seufzend zu mir herunter und flüsterte mir während einer Umarmung ins Ohr:„Die alten Schutzräume. Du erreichst einen davon durch das Wandbild hier im Flur, aber erst um Mitternacht, ich versuche Atalije zu umgehen, aber ich kann dir nichts versichern."
Ich schmiegte meinen Kopf an seine Schulter.
„Danke."
Er verabschiedete sich und ich ging in mein Zimmer, um mich noch ein wenig auszuruhen.
„Eure Hoheit."
Lizzy stand vor mir und knickste.
„Lizzy bitte, du weißt doch..."
„Sind sie allein?"
Ich war im ersten Moment etwas verwundert, da Lizzy sich noch nie erlaubt hat mich zu unterbrechen, doch schließlich nickte ich langsam. Sie nahm meine Hand und zog mich mit sich in mein Ankleidezimmer.
Erst als sie sich dreimal umgeschaut und wirklich überprüft hatte, ob wir allein sind, fing sie an zu reden.
„Ihr tragt die Flamme."
Mein Griff ging sofort zu der Kette um meinen Hals, doch ich blickte sie weiterhin fragend an.
„Was hat es mit dieser Flamme auf sich, Lizzy?"
Erst dann schien sie zu bemerken, dass ich keine Ahnung hatte, wo von sie eigentlich redete und sie biss sich auf die Unterlippe.
„Lizzy bitte. Du kannst mir vertrauen."
Sie atmete tief ein.
„Versprecht, dass Ihr dem König nichts erzählen werdet."
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Was denkt ihr verheimlicht Lizzy?
Und was hat es mit der Kette auf sich?
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The Elimenti
FantasyAls Prinzessin von Irland hat die 18 jährige Abigail schon ziemlich viele Probleme. Zum Beispiel ihr sturer Vater, oder ihr Verlobter, der ziemlich alt ist. Doch als sie dann von einem unbekannten Jungen lea Aós sí in eine andere Welt gebracht wird...