Wir standen vor dem Zelt, während Alex langsam auf uns zu schlenderte, als wolle er jede Sekunde, die ich mit Cailan verbringen konnte, vertrödeln wollte.
„Seid ihr bereit?"
Alex sah uns fragend an. Nicht im Stande irgendeinen Ton von mir zu geben, nickte ich bloß. Far stellte sich hinter mich und legte seine Hände wieder an dieselbe Position wie vorhin.. Wir würden wohl zu ihm fliegen müssen. Alex hob als erstes ab, dann Farin und ich. Wir flogen fast über das ganze Gebirge. Manchmal mussten wir etwas höher steigen und insgesamt war es ein recht rasanter Flug, weil uns immer wieder Berggipfel den Weg versperrten. Ich sah den bisher höchsten Gipfel vor uns und spürte plötzlich wie Farin nervös wurde. Hier musste wohl die Arena sein. Jetzt wurde auch ich nervös. Gleich würde ich meinem Vater gegenüberstehen. Sorge und Angst breiteten sich in meinem ganzen Körper aus. Zum einen die Angst davor, was gleich passieren würde und zum anderen die Sorge darüber, wie es Far wohl gerade ging. Wir setzten zum Landeanflug an. Tatsächlich...Cailan war in der Arena. Kämpfte er auch dort? Und wenn ja, nur aus Spaß? Oder weil er zu „schwach" für die AS hier war? Oder vielleicht war er auch einfach nur ein Zuschauer. Letzteres war mir eindeutig die liebste Möglichkeit. Wir liefen gemeinsam auf den Eingang zu, doch kurz vorher hielt Far mich am Arm fest und blieb stehen, während Alexander vor uns gemütlich weiter schlenderte.
„Sicher, dass du da rein willst? Du weißt, was dich erwarten könnte."
Innerlich kämpfte ich mit mir selbst. Ja? Oder doch Nein? Wollte ich das wirklich? Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht. Aber ich wusste, dass es notwendig war. Dass ich den Mann kennenlernen wollte, den meine Mutter so stark geliebt hat, dass sie den König zweimal dafür betrog. Also nickte ich nur... Far ließ meinen Arm zwar locker, nahm dafür aber meine Hand in seine und drückte sie aufmunternd. Er wusste immer, was ich gerade brauchte. Wir liefen gemeinsam durch den Eingang in die scheinbar unendlich große Arena. Es war voll... so voll wie es nicht einmal auf der größten Party im Palast war. Es roch unangenehm nach Schweiß und man hörte dauerhaftes Gemurmel und Geld Geklimper von den Wettenden. Flügelpaar um Flügelpaar reihten sich aneinander und die Sicht auf die Kämpfenden wurde einem versperrt. Ganz vorne, an einer der Treppen, stand Alex und winkte uns zu sich. Er hatte anscheinend einen Platz gefunden, von dem wir gut sehen konnten. Ein letztes Mal drückte Farin meine Hand, bevor wir gemeinsam zu Alex liefen. Und da sah ich ihn. Er war einer der Kämpfer... ich erkannte es an seinen Haaren, seinem Körperbau. Er sah aus wie Ryan. Fast gänzlich gleich. Es war, als würde ich meinen Bruder in alt erblicken...nur eben trainierter. Die Legionäre wirbelten mit solch einer tödlichen Eleganz umeinander und ihre silbernen Flügel schimmernden im Sonnenlicht, das durch ein Loch in der Decke rein schien. Und dann..., als sein Gesicht in meine Richtung zeigte, sah ich was Merlin meinte...ich konnte direkt in meine eigenen Augen sehen. Die Farbe, der Rotstich, ja selbst die Form glich den Meinen fast identisch. Ich hatte das Gefühl Cailan sah mir direkt in die Augen oder zumindest schien er meine Anwesenheit zu bemerken, denn er hielt kurz inne, bevor er sein langes Schwert in den Körper seines Gegners stieß und ein bösartiges Grinsen aus seinem Gesicht erschien. Ich schrie erschrocken auf. Keiner schien über das Geschehen verwundert zu sein, geschweige denn geschockt. Sie alle jubelten glücklich dem Gewinner zu, während das einzige worüber ich nachdenken konnte, war, dass mein Vater ein Mörder ist und dass dieser Mann auf dem Boden sterben würde. Er vergoss zwar Blut, was bei dieser Verletzung ja natürlich war, aber ich konnte es nicht erkennen. Wahrscheinlich würde es erst einmal durch den enganliegenden schwarzen Anzug dringen müssen, doch hätte das nicht eigentlich schon passieren müssen? Die Geräusche um mich herum verschwammen zu einem einzigen Rauschen und ich nahm nicht mehr sonderlich viel wahr. Nur noch, wie Cailan sich spöttisch verbeugte und mit erhobenem Haupte durch die Arena in seine Umkleide zurückging. Und dass ein Heiler den Verwundeten, fast toten Mann, zu pflegen versuchte. Dann zerrte Farin an meinem Arm und rückte mich in Richtung Ausgang. Meine Beine gehorchten mir nicht mehr, also ließ ich mich auf den steinigen Boden unter mir fallen. Der Wind zerzauste mir meine Haare und eine einzelne Träne floss mir über die Wange, doch ich wischte sie weg. Ich würde nicht um ihn weinen...weder um den Mann, der irgendwie geheilt werden würde, noch um Cailan, der sich als Monster entpuppt hatte.
„Ist alles in Ordnung?" Da war diese Stimme... voller Mitlied und Sorge. Nein... eigentlich war gar nichts in Ordnung. In meinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen...Oh doch Einen. Vielleicht war es eine ganz dumme Idee, aber ich musste es tun. Langsam nickte ich und versuchte mich auf meine Beine zu stellen, die sich wie Wackelpudding anfühlten. Ich klopfte mir den Staub von meiner Hose und richtete meine Haare. Dann lächelte ich Farin leicht an, bevor ich mich mit steinernem Gesichtsausdruck Alex zu wand. Er sollte nicht wissen, wie zerstreut ich eigentlich war.
„Bringen sie mich zu ihm!"
„Ich werde gewiss keine Befehle von die entgegennehmen, dummes Mädchen! Außerdem benötigt Cailan nach einem Kampf Zeit für sich selbst."
Das Alexander immer so stur sein musste. Konnte er nicht ein einziges Mal etwas zuvorkommend sein?
„Sir, ich bitte sie...bringen sie mich zu meinem Vater. Sie -Sie können sich gar nicht vorstellen, wie es ist in meiner Lage zu sein. Ich habe niemanden mehr, außer ihn."
Alex musste ja nicht wissen, dass das eigentlich so ein bisschen gelogen war, aber ich schien einen empfindlichen Punkt bei ihm getroffen zu haben. Er rang innerlich mit sich selbst, bis er schließlich nickte...was verständnisvoll aussah.
„Gut...folge mir."
Ich atmete erleichtert aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Bevor ich Alex folgte, drehte ich mich noch einmal zu Farin um.
„Du musst nicht mitkommen...Geh zurück ins Lager und versuch dich selbst zu sammeln. Ich schaff das hier schon." Farin war ruhig, wie so oft, aber ich wusste, dass er sich ernsthaft überlegte einfach zu rebellieren und hier zu bleiben, besonnte sich dann aber eines Besseren und nickte. Ich umarmte ihn zum Abschied noch einmal und dann verschwand er im Himmel. Erst jetzt folgte ich Alex in eine Art Hintertür, wo sich die privaten Räume der Kämpfer befanden. Er führte mich tief in das Gebäude hinein. Durch sämtliche Gänge und Flure, sie alle gleich aussahen, sodass ich die Orientierung verlor. Dann hielt er an... ein goldenes Schild an der Tür verriet, dass es sich hier um Cailan's Zimmer handelt, aber was mich dahinter erwartete, konnte ich mir jetzt noch nicht im Geringsten ausmalen...
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The Elimenti
FantasyAls Prinzessin von Irland hat die 18 jährige Abigail schon ziemlich viele Probleme. Zum Beispiel ihr sturer Vater, oder ihr Verlobter, der ziemlich alt ist. Doch als sie dann von einem unbekannten Jungen lea Aós sí in eine andere Welt gebracht wird...