Kapitel 26

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Ich konnte mit gutem Gewissen behaupten, dass es verdammt viel Arbeit war mich anzukleiden. Es fing schon allein damit an, dass ich halb erstickt wäre, da Lizzy mein einfaches weißes Korsett zu eng band. Dann mussten wir erst einmal den ausladenden Unterrock über meinen Kopf bekommen und ich hatte schon Angst durch keine einzige Tür mehr zu passen, aber Lizzy versicherte mir, dass sie die Maße extra angepasst hatte. Auf den Unterrock folgte erst eine Schicht goldener Seide und schließlich ein dunkelroter Stoff, der an der Vorderseite ein Dreieck frei ließ, sodass man gut die goldene Seide sehen konnte. Und das war nur der Rock! Über meinem Korsett schnürte Lizzy mich in mein Oberteil ein, das die gleiche Farbe wie der Rock und goldene Verzierungen, wie die Seide hatte. Es war schulterfrei, hatte aber trotzdem enganliegende mittellange Ärmel. Außerdem hatte man einen äußerst guten Blick auf mein Dekolleté, aber das war ja schließlich auch eine Funktion dieses Korsetts. Zum Schluss steckte Lizzy mir einen Teil meiner Haare zurück, während sie den Rest offenließ. Noch ein wenig Rouge auf meine Wangen und eine goldene Tiara mit einem floralen Muster und kleinen dunkelroten Zirkonen. Diese ganze Prozedur hat bestimmt eine Stunde gedauert und ich musste mich ziemlich beeilen, da ich schon fast zu spät war.

 Und dann stand ich vor den Türen des Ballsaals. Man gelangte aus dem ersten Stock in den riesigen Raum, der eine Etage tiefer gesetzt war. Das heißt ich musste erst eine lange Treppe hinunterlaufen und vermutlich würden alle Augen auf mir liegen. Ich legte vorsichtig meine Hände auf das Kleid und nickte der Wache zu, die wiederum einem anderen Mann zuflüsterte, wer gerade angekommen war. Und dann öffneten sich die Tore und ein angenehmes Stimmengewirr, sowie die Musik eines Orchesters schlug mir entgegen. Doch all das verstummte, als ich die erste Treppenstufe betrat und wie erwartet richtete sich jeder mir zu und man hörte vereinzelte Ahs und Ohs. Ich ging weiter vorsichtig die Treppen runter, immer bedacht einen geraden Rücken zu haben und meinen Kopf niemals auf den Boden zu richten. Und erst als ich die Treppe hinter mir gelassen hatte, atmete ich erleichtert aus. Zumindest soweit das mit dem Korsett ging. Ich knickste kurz, bevor ich mich zur Seite wand und in das grinsende Gesicht meines Bruders blickte, der mir seinen Arm hinhielt. Ich ergriff ihn dankbar und wir gingen gemeinsam zu unseren Plätzen, denn zu erst wurde an kleinen runden Tischen an den Wänden des Raumes gegessen, bevor später die Tanzfläche in der Mitte eröffnet wurde. Ich krallte mich regelrecht an Ry's Arm, um nicht hinzufallen und er schien das zu bemerken, denn er lehnte sich leicht zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr:

„Du siehst wunderschön aus, Dee. Wie Mutter."

Es erwärmte mir das Herz, dass er mich mit meinem richtigen Namen ansprach und ich wurde auf die Sekunde genau ein wenig lockerer. Doch dann sah ich in die grimmige Miene des Königs, aber ich ließ mich nicht weiter davon stören, setzte mich rechts neben ihm, während Ryan links von ihm Platz nahm. Daneben saß Atalije, die sich sichtlich unwohl fühlte, was vermutlich einerseits daran lag, dass eine so miese Stimmung an unserem Tisch herrschte, aber andererseits auch, dass sie mittlerweile schon im 7., vielleicht sogar im 8. Monat war. Das heißt der kleine Junge würde nicht mehr lang auf sich warten lassen. In diesem Moment hörte ich Vater mit einem kleinen Löffel gegen sein Glas stoßen, sodass ein klirrendes Geräusch entstand und alle im Saal verstummten.

„Guten Abend. Ich danke Ihnen recht herzlich für Ihr kommen und ich hoffe sie werden einen schönen Abend haben. Das Mahl ist nun eröffnet."

Und schon strömten einige Diener aus den kleinen Türen unter Treppe, bepackt mit Tabletts voller Teller, die sie ordentlich vor die jeweiligen Gäste stellten. Insgesamt verlief das Essen dann relativ ruhig, wenn auch langweilig. Ich warf immer unauffällig Blicke zu Louise, die dann irgendwelche Grimassen schnitt, die mich beinahe zum Lachen brachten. Als das Essen dann beendet wurde, hielt ich eine kurze Rede darüber, wie froh ich war wieder hier zu sein und so weiter. Dann wurde die Tanzfläche eröffnet und die ersten Paare strömten darauf und begannen mit einem Walzer. Auch Ryan und Atalije versuchten ihr Glück, doch dieser ging es nicht sonderlich gut, sodass sie sich bald verabschiedete und Ryan ihn folgte. Der König hatte sich ebenfalls kurz verabschiedet, meinte aber das er bald wieder kommen würde und kurz nachdem er den Raum verlassen hatte, ließ sich eine Person neben mir auf den Stuhl fallen.

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt