Kapitel 15

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Schon von weitem konnte ich Aed und Far erkennen, da sie die einzigen waren, die mit Fähigkeiten trainierten und deswegen auch einen Schutzwall um sich erbaut hatten. Zielsicher lief ich auf die beiden zu, aber mit jedem Schritt, den ich machte, wurde ich etwas unsicherer. Was ist, wenn er mich gar nicht so mochte, wie ich ihn? Und was mache ich dann? Und wird es sich irgendwie auf uns auswirken oder so? Ich wurde immer langsamer, bis ich schließlich etwa 20 Meter vorher ruckartig stehenblieb. Cassy blieb ebenfalls stehen und als sie die Angst in meinen Augen sah, packte sie mich an den Oberarmen und zwang mich ihr ins Gesicht zu sehen.

„Hey... hör mir zu... Far ist genauso in dich verschossen wie du auch, Okay? Ich kenn ihn jetzt schon sein ganzes Leben und ich habe ihn noch nie so lachen sehen, wie wenn du dabei bist. Er hat schon am Abend des Maskenballs kaum die Augen von dir lassen können. Du schaffst das schon... und im schlimmstenfalls hau ich Farin eine rein, wenn er dich verletzt, klar?"

Meine Augen brannte und ich spielte mit der Kette um meinen Hals. Ich brachte noch ein Nicken zustanden, bevor ich sie in meinen Arm nahm. Sie würde immer für mich da sein und das bedeutete mir unglaublich viel... In den letzten Monaten war sie mir eine besser Freundin geworden, als ich es anfangs noch gedacht hätte. Schließlich ließ sie mich los und ich wischte mir noch einmal über das Gesicht, bevor ich mit wackeligen Beinen auf Aed und Far zu ging. Sie hätten uns gar nicht gemerkt, wäre Cas nicht zwischen die beiden gewandert und hätte uns allen einen riesigen Schreck eingejagt. Für jeden anderen hätte das tödlich enden können, denn beinahe wäre sie von den beiden Schwertern der Jungs in drei Teile geteilt worden. Doch zum Glück war nichts passiert da sie einen Schutzwall aus fester Luft um sich gezogen hatte und nun strahlend in die geschockten Gesichter der beiden blickte.

„Hallöchen ihr beiden."

Sie sagte das so locker und ruhig, dass man denken könnte sie wäre gerade über eine Blumenwiese gelaufen und nicht in einen laufenden Kampf geplatzt. Der erste, der sich wieder aus seiner Starre löse, war Aed, indem er sich mit einem sehr unmenschlichen Knurren auf Cassy stürzte.

„Bist du eigentlich total Plem Plem in deiner Birne Cas!"

Beide rollten sich über den Boden und Aed versuchte immer wieder ihr ins Gesicht zu schlagen, doch dementsprechend wich Cas auch immer wieder aus. Ich konnte mir ein Lachen kaum verkneifen, da ich ja wusste, dass keiner der beiden wirklich in Gefahr war.

So vertieft auf die beiden anderen, hatte ich gar nicht bemerkt, wie sich Far zu mir gestellte hatte. Er räusperte sich und zuckte zusammen.

„Oh, tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken."

„Oh nein, nein alles gut. Wollen wir einen Übungskampf machen? Ich muss mich irgendwie mal ein bisschen ablenken."

Verlegen zuckte ich mit den Schultern, aber wie Cas es vorausgesagt hatte, nahm er dieses Angebot an und wir liefen zu einem anderen Platz, als es anfing zu donnern. Wir nahmen die Waffen, die vorher Aed und Farin benutzt hatten und fingen an. Er war besser geworden... viel besser. Man merkt sofort, dass wir beide in einem der Lager gewesen waren und mit den besten Kriegern gekämpft hatten. Um mich herum verschwamm alles ineinander und das lag nicht nur daran, dass ich mich total auf den Kampf konzentrierte, sondern dass wir beide in einer Geschwindigkeit kämpften, die ein Mensch niemals erreichen konnte. Ich spürte nur nebenbei, wie es anfing zu tröpfeln und es wieder donnert. Und dann war ich kurz abgelenkt von den Leuten um uns herum, die allesamt an einen warmen und geschützten Ort wanderten, sodass Farin mich entwaffnen konnte und mit dem Druck, der dabei entstand nach hinten warf. Ich landete etwas schmerzhaft auf dem Boden und es würde bestimmt einen blauen Fleck geben, aber das war es wert. Farin streckte mir mit einem entschuldigenden Grinsen die Hand hin und bevor ich sie ergriff schaute ich mich um. Der Regen war stärker geworden und niemand war mehr hier, nicht einmal Cassy und Aed. Wir waren ganz allein. Ich stand mit seiner Hilfe auf und dann sahen wir uns an. Er hielt immer noch meine Hand, doch plötzlich zog er mich an sich und legte seine Hände an meine Hüften. Ich versuchte etwas zu sagen, aber mein Mund war wie zugeklebt.. Wir sahen uns an... Es waren vielleicht zwei Zentimeter, die sein Gesicht von meinem trennte und ich konnte seinen unregelmäßigen Atem auf meiner Haut spüren. Ich konnte seinen Geruch riechen, der mich auch bei unseren Treffen und jeder Begrüßung empfing und mein Herz höherschlagen ließ. Ich nahm nichts mehr um mich herum wahr, nicht einmal den Regen, der mittlerweile in Strömen herabregnete und mich fast vollständig durchnässte. Das Einzige, was ich hörte, war das laute Knistern, der Flammen und ich wusste das es richtig war und wie, als hätte Far meine Gedanken gehört, beugte er sich vor und berührte meine Lippen. Er war unglaublich unsicher und vorsichtig, aber das war ich auch. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und in diesem Moment gab es nur uns beide auf der Welt. Und beide und dieses Gefühl, was von Tag zu Tag immer stärker wurde. Und plötzlich fiel es mir ein. Seelenverwandte. Er war mein Seelenverwandte und egal, wie alt wir beide waren, ich wollte die Ewigkeit mit ihm verbringen. Es war überwältigend. Alles, was ich ignoriert hatte in den letzten Monaten, all das stürzte auf mich ein und für einen kurzen Augenblick löste ich mich von ihm und sah ihm in die Augen. Es war, als hätte sich eine Band zwischen uns beiden verfestigt, was aber schon die ganze Zeit da gewesen war und ich konnte fühlen, was er fühlte...er war ängstlich, verwirrt, verträumt, überrascht und nicht zu vergessen glücklich...und mir ging es ganz genauso. Und dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn noch einmal und nun legte er gänzlich seine Arme um mich und kein Blatt hätte mehr zwischen uns beide gepasst. Ich sah nur nebenbei, wie es um uns herum hell wurde und wir plötzlich in Farins Wohnung landeten. Erst dann löste ich mich kurz von ihm. Ich war vollkommen außer Atem und Farin schien es ganz genauso zu gehen. Seine Wangen waren gerötet und seine wunderschönen blauen Augen schönen dunkler als vorher. Ich musste mich zusammenreißen ihn nicht schon wieder zu küssen, aber wir mussten reden. Über...Na Ja über alles. Farin ließ mich los und sofort vermisste ich das Gewicht seiner Hände auf meinen Hüften. Er kratzte sich an seinem Kopf.

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt