Kapitel 16

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Ich war im Büro des Königs. Ich wusste nicht, wie ich dort hingekommen war, aber alles sah noch genau so aus wie vorher. Der überaus ordentliche Tisch und die kühle, nicht unbedingt einladende Atmosphäre. Plötzlich öffnete sich die Tür hinter mir und der König trat ein. Er blickte sich suchend in Raum um und ich wunderte mich, warum er mich nicht sehen konnte. Auf einmal lief er geradewegs durch mich durch zu einer der Öllampen an den Wänden. Er zog sie mit einem Ruck runter und eine geheime Tür in der Wand öffnete sich. Ich schnappte erschrocken nach Luft und schlug mir die Hand auf den Mund, in der Hoffnung, dass er mich nicht gehört hatte. Doch der König ging ungestört in den Raum rein und ich folgte ihm leise. Ich musste einfach wissen, was sich in diesem Raum befand. Auf den ersten Blick schienen es nur Bücher zu sein und ich hätte beinahe gelacht. Doch dann las ich die Titel. Es waren sämtliche Beschwörungsformel versammelt. Für zum Bann brechen, für Menschen aus Versteinerung zu holen. Alles, was man als normaler Mensch nicht brauchte, sondern nur jemand, der die Grenze zwischen crea Mythical und Mensch überschreiten wollte... Und plötzlich drehte er sich zu mir um. Seine giftgrünen Augen starrten mich direkt an und er hob die Hand, als würde er mich anfassen wollen, doch dann...doch dann wurde es schwarz um mich herum.

-

„Aideen, wach auf!! Bitte!"

Ich holte tief Luft. Im ersten Moment war alles um mich verschwommen, doch dann sah ich ihn. Mein Seelengefährte. Er beugte sich über mich und schüttelte mich. Meine Lippen schmeckten salzig und im Zimmer war es noch dunkel, sodass ich kaum etwas erkennen konnte.

„Ich-Ich muss zu Merlin."

Meine Stimme klang extrem kratzig und Farin sah mich ungläubig an.

„Du wärst gerade beinahe gestorben! Du- Du hast nicht mehr geatmet! Außerdem ist es mitten in der Nacht."

„Ich-Ich bin Traumgewandelt."

Seine Augen weiteten sich.

„Was!?"

„Ich bin in die Zukunft gewandelt. Zum König... und ich habe Dinge gesehen, die Merlin sofort erfahren MUSS."

„Okay, Okay, aber geh dich vorher erst einmal anziehen."

Er gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich schnell im Bad verschwand und mich in Rekordzeit fertig machte.

Als ich rauskam, hielt Farin mir seine Hand hin und gemeinsam wanderten wir zu Merlins Haus. Es war tatsächlich noch dunkel draußen, aber trotzdem hämmerte ich wie verrückt an seine Haustür. Ein verschlafener Merlin öffnete uns die Tür. Seine Haare waren total zerzaust und er trug einen dunklen Morgenmantel.

„Aideen, was ist den so wichtig, dass du mitten in der Nacht an meine Tür klopfst und mich aus dem Schlaf reißt!?"

Er klang sehr genervt doch ich quetschte mich einfach an ihm vorbei und ging in die Küche.

Far und Merlin folgte mir und Merlin warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Ich bin die Zukunft gewandelt und habe dort den König gesehen...Er- Er hat einen geheimen Raum in seinem Büro, in dem sämtliche Bücher mit aller möglichen Beschwörungsformel sind. Hauptsächlich zum Bannbrechen und Versteinerungen auflösen."

Merlin sah mich erschrocken an.

„Bist du dir ganz sicher, dass es nicht nur ein Traum war?"

„Nein, es-es hat sich alles so real angefühlt und als Farin mich geweckt hat, sagte er ich habe nicht mehr geatmet. So wie in den ersten Tagen, als ich versuch habe in die Gegenwart zu wandeln."

Jetzt sah er eher fragen von Farin zu mir.

„Warum weiß er, dass du nicht mehr geatmet hast?"

Oh Mist. Far schaute verlegen auf den Boden, also blieb die Erklärung wohl wieder an mir hängen, aber um ehrlich zu sein, war es mir eine Ehre. Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemanden kennenlerne, den ich mit ganzem Herzen liebe. Ich atmete noch mal kurz ein.

„Farin und ich sind Seelengefährten... wir haben es gestern richtig realisiert und sind jetzt offiziell zusammen."

Merlin sah aus, als würden ihm jeden Moment die Augen ausfallen, doch dann lächelte er liebevoll.

„Ich hab es tatsächlich schon von Anfang an bemerkt... aber nie gedacht, dass ihr beide es selbst auch irgendwann so stark realisiert. Ich werde euch ein anderes Mal erzählen, wie genau so ein Seelenbund eigentlich funktioniert, aber jetzt geht noch mal ein wenig schlafen, wir werden heute ein wichtiges Treffen auch mit den anderen ansetzten, indem wir alles weitere besprechen."

Wir nickten und verließen gemeinsam wieder Merlins Haus, nur um zurück in Farins Wohnung zu wandern. Wir standen mitten im Wohnzimmer, als er mich an sich zog.

„Ich habe gehört, was du gedacht hast, bevor du Merlin von uns erzählt hast."

Er lächelte mich an und bevor ich überhaupt antworten konnte, zog er mich noch näher an sich und küsste mich. Es war längst nicht mehr so zögerlich, wie gestern noch, aber trotzdem genauso perfekt. Er löste sich kurz von mir und sah mich an. Seine goldenen Sprenkel in den Augen sahen aus als würden sie tanzen.

„Ich liebe dich, Aideen. Mehr als alles in dieser Welt. Du bist mein zu Hause und noch so viel mehr. Ich habe sogar das Gefühl, dass selbst Liebe zu wenig ist für das was ich für dich empfinde."

Mir standen die Tränen in den Augen und in Gedanken sagte ich das, wozu mein Mund nicht fähig war.

Ich liebe dich auch, Far und ich hätte mir nie auch nur erträumen lassen, einmal jemanden zu finden mit dem ich die Ewigkeit verbringen möchte. Jemanden, den ich sofort aus Liebe und so viel mehr heiraten würde und nicht aus Zwang wegen meines Königreiches. Ich liebe dich.

Jetzt war er genauso wie ich. Ihm lief eine einzelne Träne über die Wange und ich wischte sie weg, bevor ich ihn noch einmal küsste und ihn dann in den Arm nahm. Denn diese Umarmung fühlte sich tatsächlich, wie das schönste zu Hause von allen an...

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt