Ich wusste nicht genau, wie lange wir so dastanden, doch irgendwann löste sich Farin von mir.
„Lass uns schlafen gehen... morgen wird ein langer Tag."
Ich nickte und setzte einen gelassenen Gesichtsausdruck auf, doch innerlich nagte ein schlechtes Gewissen an mir. Ich würde ihn verlassen. Aber es war schließlich nicht umsonst. Ich machte mich schnell im Badezimmer fertig, bevor ich zu Far ins Schlafzimmer ging. Er lag bereits da und hatte die Augen geschlossen. Ich legte mich zu ihm und erlaubte mir ihn ein letztes Mal richtig anzusehen. Er sah schlafend so friedlich aus und es zerriss mir das Herz ihn verlassen zu müssen. Plötzlich öffnete er die Augen.
„Was ist los?"
Während er mich vorsichtig ansah, strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und diese kleine Berührung führte fast schon dazu, dass mir die Tränen in die Augen stiegen und ich drehte ihm blitzschnell meinen Rücken zu.
„Nichts, es...es ist alles gut"
Natürlich war nicht wirklich alles gut und das hörte er auch an meiner Stimme. Doch ich war ihm so unendlich dankbar, dass er keinen Kommentar von sich gab oder mich zum Reden brachte. Er zog mich einfach in seine Arme und streichelte vorsichtig meinen Rücken. Ich versuchte krampfhaft wach zu bleiben, obwohl mir schon so oft beinahe meine Augen zu gefallen wären. Irgendwann hörte Farin auf meinen Rücken zu streicheln und ich wartete noch einige Minuten, bis ich endgültig nur noch seinen gleichmäßigen Atem hörte. Ein letztes mal sog ich seinen Duft ein, bevor ich vorsichtig seinen Arm von mir löste und aus dem Bett stieg. Leise suchte ich die Sachen raus, die ich im Lager getragen hatte. Einen schwarzen eng anliegenden Trainingsanzug, der unter anderem ein Kapuze hatte, die einen kleinen Teil meines Gesichts verstecken konnte. Dann suchte ich noch eine kleine Tasche, in die ich das Smaragdgrüne Kleid packte, welches ich an meinem aller ersten Tag hier getragen hatte und noch einige andere Dinge, die mir noch nützlich sein würden. Es wäre schließlich ziemlich auffällig, wenn ich plötzlich mit einer Art Uniform im Palast auftauchen würde. Auf Zehenspitzen ging ich ins Badezimmer, zog mich an und band mir einen Zopf den ich geschickt unter der Kapuze versteckte. Und dann blickte ich in den Spiegel. Die die mir im Spiegel entgegen schaute, war eine andere als die Kronprinzessin oder die Freundin von Farin...und von Cassy und von Aed. Jemand anderes als die Schülerin von Merlin oder die von Ava. Ich war eine Spionin... und für einen kleinen Moment erschreckte mich dieser Gedanke. Doch schnell fasste ich mich und schlich weiter in die Küche. Die Uhr an der Wand verriet mir, dass etwa 1 Uhr morgens war. Noch fünf Stunden, bis die Sonne aufging. 3 Stunden Zeitraum für mich noch einen Brief an die anderen zu schreiben... und dann nur noch zwei um mich darauf vorzubereiten in die Höhle des Feindes zu gehen. Auf dem Beistelltisch beim Sofa lag ein Block und ein Stift und ich fing an zu schreiben. Es erwies sich als unglaublich schwer die richtigen Worte zu finden und als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute war es halb drei. Es wurde Zeit zu gehen. Ich wagte noch einen letzten Blick ins Schlafzimmer, doch als ich auf das Bett schaute war es leer und plötzlich zog mich zwei Arme von hinten in einen festen Griff.
„Ich weiß was du vorhast."
Fünf kleine Worte, die meinen ganzen Plan zunichtemachten.
„Farin, du kannst nicht mitkommen."
„Und ob ich das kann. Wozu sollte meine Gabe denn sonst gut sein, wenn nicht zum Spionieren."
Ich hörte eine leise Belustigung in seiner Stimme, doch vielmehr noch hörte ich die Enttäuschung. Aber er hatte Recht. Ich konnte ihn gebrauchen, obwohl der Gedanke ihn in meiner Nähe zu haben Vorrang hatte.
„Okay...dann gehen wir zusammen, aber du musst mir erst zeigen wie ich die Ohren wieder weg bekommen."
Denn erst gerade eben war mir aufgefallen, dass ich ja nicht mit spitzen Ohren in den Palast spazieren konnte.
„Du musst einfach daran denken. Es dir wünschen und es vor deinen Augen sehen."
Angestrengt kniff ich die Augen zusammen, konnte aber spüren, wie Far mich angrinste. Dann spürte ich das Kribbeln und als ich meine Hand an die Ohren hob, waren die Spitzen verschwunden und ich fühlte mich wieder so normal so... menschlich. Ich hielt ihm meine Hand hin.
„Können wir?"
Nickend ergriff er sie und wir verschwanden in dem bekannten gleißenden Licht.
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The Elimenti
FantasyAls Prinzessin von Irland hat die 18 jährige Abigail schon ziemlich viele Probleme. Zum Beispiel ihr sturer Vater, oder ihr Verlobter, der ziemlich alt ist. Doch als sie dann von einem unbekannten Jungen lea Aós sí in eine andere Welt gebracht wird...