Kapitel 14

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Da waren wieder diese grünen Augen. Sie blitzten dort auf, wo es am dunkelsten war, bevor sie wieder verschwanden. Und die Hände. Sie griffen nach mir, wenn ich versuchte wegzulaufen und wenn ich mich wehrte drückte ein Seil um meinen Hals fester zu. Ich musste hier raus, dringend. Aber sie hielten mich und mir fuhr ein Schauer durch den ganzen Körper. Ein lautes Geräusch ließ mich umfahren. Es kam immer wieder. Immer, immer wieder...

Ich wachte schweißgebadet auf. Das Laken unter mir war kaum mehr als ein verkohlter kleiner Fetzen und ich schmeckte Asche auf meiner Zunge. Kalte Panik überfuhr mich und ich stürzte ins Badezimmer, wo ich mir meine Seele aus dem Leib spuckte. Irgendjemand hämmerte von außen gegen meine Tür und ich hörte gerade noch ein Klicken, was mir zeigte, dass er oder sie jetzt endlich reinkommen konnten. Um mich herum war alle dunkel und ich konnte nicht sehen wer es war, sonder spürte nur eine kühle Hand auf meinem Rücken, die mich streichelte. Meine glühenden Fingerspitzen umfassten die Porzellanschale und ich beugte mich schwer atmend darüber. Ein angenehmer Windstoß fuhr durch das Zimmer und wehte den Geruch von verbranntem nach Außen und brachte kühle Luft herein. Ich hörte, wie mir jemand Worte zuflüsterte, die ich nicht verstand, aber ich kannte diese ruhige Stimme. Irgendwer zündete eine Öllampe an und ich sah mich um. Neben mir auf dem kalten Fliesenboden kniete Far mit hellwachen Blick und streichelte mir den Rücken. Der schon etwas mehr verschlafene Aed lehnte am Türrahmen, beobachtete aber trotzdem alles mit einem prüfenden Blick. Nur Cassy konnte ich nicht sehen, aber ich spürte sie, durch die kühle Brise, die dauerhaft durchs Zimmer wehte. Das war aber das einzige, was ich bemerkte, bis mir schon wieder die Galle hochkam und ich mich über den Toilettenrand beugte.

„Es ist alles gut. Es war nur ein Traum. Nur ein Alptraum. Wir sind hier bei dir."

Langsam beruhigte sich mein Herzschlag und auch diese unglaubliche Hitze ließ nach.

Ich nickte Far kurz zu, bevor ich mich langsam versuchte aufzustellen. Sein Arm war immer an meiner linken Seite und Aed stellte sich auf die andere. Mit kleinen Schritten lief ich zurück zu meinem Bett. Irgendwer hatte die Laken ausgewechselt und ich setzte mich auf die Kante. Links von mir Far, rechts Aed und vor mir auf einem Stuhl saß Cassy, die mir ein Glas Wasser hinhielt. Ich trank es gierig aus, bevor ich sie alle ansah. Ich versuchte ein Wort zu bilden, aber meine Stimme war so rau, dass ich mich erst räusperte.

„D-Danke."

Niemand antwortete, aber ihre Blicke sagten mehr als tausend Worte.

Kein Problem. Du hättest dasselbe für uns getan.

Es war irgendwie schön so hier mit ihnen zu sitzen, auch wenn es ein schlechter Grund war, weshalb sie hier waren. Aed war der erste, der sich verabschiedete.

„So entspannend das hier auch ist, ich muss wieder schlafen. Merlin bringt uns morgen allesamt um, wenn wir total übermüdet sind. Melde dich, falls noch etwas sein sollte."

Ich nickte und er ging wieder zurück in sein eigenes Zimmer. Dann ging Farin und als beide weg waren, erwartete ich, dass auch Cassy gehen würde, aber sie blieb sitzen.

„Ist alles gut, Cas?"

Sie fing an zu nicken, doch dann schüttelte sie den Kopf.

„Können wir morgen reden? Nur wir beide."

Ich hatte sie noch nie so ernst reden hören und es machte mir irgendwie Angst.

„Natürlich. Sag einfach Bescheid, wenn du soweit bist."

Sie nickte mir abwesend zu und verschwand dann ebenfalls. Ich hoffte noch ein paar letzte Stunden Schlaf zu bekommen, denn Aed hatte Recht. Merlin würde uns wirklich umbringen, wenn wir aussähen wie lebende Leichen.

The ElimentiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt