[5] Die Sonne des Lebens

965 29 15
                                    

- Sicht Hannah -

Es war Samstag, ein normaler Arbeitstag. Der Regen prasselte auf die Straßen und meine Motivation heute Dienst zu schieben hielt sich in Grenzen. Selbst Paul war ziemlich deprimiert durch das ekelige Wetter.
"Was ist das für ein Wetter und dann auch nur Fußstreife", fluchte er vor sich hin, bevor er die Wache verlies. Ich setzte mich an meinen Monitor um die verhassten Berichte zu schreiben.
"Na Hannah, was machst du schönes?", fragte Moritz. Er setzte sich gegenüber von mir hin und musterte mich. Eine blonde Haarsträhne löste sich und fiel ihm ins Gesicht.
"Ich schreibe noch einige Berichte, ich habe das immer aufgeschoben."
Er lächelte mich belustigt an.
"Das mach ich leider auch immer. Eigentlich bin ich hier, um dir mitzuteilen, dass wir heute Dienst zusammen haben."
"Oh okay, sag Bescheid wenn was ist", meinte ich und wandte mich wieder meinen Berichten zu. Ein Rentner hatte hier ordentlich Arbeit geleistet. Eigentlich hätte er beim Ordnungsamt anfangen können, soviel wie der dokumentiert hat.
Geräuschvoll atmete ich aus. Warum musste die Polizei denn Falschparker von vor ein paar Tagen dokumentieren. Wahrscheinlich standen die einige Minuten da und waren direkt wieder weg.

Ich stand auf um mir einen Kaffee zu holen. Dort traf ich auf Isabell und Stephan.
"Guten Morgen", rief ich den Beiden zu, bevor ich mich der Kaffeemaschine zuwandte. Es dauerte unendlich lang, bis nur noch ein Surren erklang. Heißes Wasser lief dampfend aus der Maschine, aber nicht daraus wie es sollte. Ich verdrehte die Augen.
"Ist hier jemand handwerklich begabt? Die Kaffeemaschine ist wieder kaputt und ich brauche dringend Koffein, sonst kommt bei den Berichten nichts gutes mehr raus."
"Keine Ahnung wie das geht, ich denke es ist Zeit für eine Neue", meinte Stephan schulterzuckend.
"Ja, sei unbesorgt, du hast deinen Kaffee ja schon."
Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust.
"Aber gut, du kannst die Berichte von unserem fleißigen Herr Camper schreiben, kein Problem."
"Nein, alles gut, ich muss glaub ich dringend in einen Einsatz."
Und weg war er.

Leicht sauer ging ich zu Moritz ins Büro und klopfte an der Tür.
"Herrein", ertönte es von drinnen. Ich trat ein und überfiel den Polizisten quasi mit den Worten:
"Moritz, steig in den Streifenwagen, wir haben einen Einsatz in der Bäckerrei. Unser Kaffeeautomat ist wieder kaputt und eine gewisse Kollegin braucht unbedingt ihren Kaffee, bevor sie geschwächt zusammen bricht."
Grinsend schaute ich zu, wie sein Gesichtsausdruck von alamiert zu entspannt wechselte.
"Ich hatte heute auch noch keinen, also auf geht's."
Motiviert nahm er seine Jacke und zusammen liefen wir zum Streifenwagen, um zur besagten Bäckerrei zu fahren.
Angekommen holte ich mir meinen Kaffee und etwas zu essen. Gemütlich frühstückten wir im Auto.
"Und, macht dir der Job Spaß?", versuchte Moritz ein Gespräch anzufangen.
"Aufjedenfall, es war eigentlich schon immer mein Traum Polizistin zu werden. Und du?"
"Naja, ich bin nur zur Polizei gegangen, weil ich bei der Bundeswehr nicht genommen wurde. Aber so im nachhinein war es eine gute Entscheidung."
"Komm die Bundeswehr ist doch viel zu gefährlich", meinte ich aufmunternd.
"Aber es wäre schon ziemlich cool gewesen."
"Polizei ist toll", meinte ich und knuffte ihn in die Seite.
"Ey", beschwerte er sich, doch bevor er sich rächen konnte knackte mein Funkgerät.

"Arnold für 14/31-2"
"14/31-2 hört"
"Fahrt mal auf den Weimarerplatz, es ist eine Schlägerrei gemeldet, vermutlich auch bewaffnet, Unterstützung sowie ein RTW rollt bereits."
"Verstanden."

"Ich habe keine Lust auf eine Schlägerei, die sind komplett unnötig", beschwerte sich Moritz.
"Stimmt, Gewalt ist keine Lösung, Alkohol ist eine Lösung!", rief ich und lachte.
"Hannah, nein!"
"Hast du in Chemie nicht aufgepasst?"
Ernst schaute ich den Polizist an.
"Oh", entwich es ihm.
"Oh", meinte ich nun auch, da wir an dem Platz angekommen war. Man erkannte eigentlich nur ein Knäuel aus Menschen. Außenrum standen jede Menge Schaulustige. Ich parkte den Streifenwagen und stieg aus.

If we don't safe them, who will?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt