[6] Blinder Anfang (1/5)

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Insidious is blind inception
What's reality with all these questions?
Feels like I missed my alarm and slept in.


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Sicht Jacky -


Die letzten braunen Kartons, gefüllt mit Klamotten und Geschirr landeten im großen weißen Transporter, welchen ich gestern noch gemietet hatte. Nach diesem einen Vorfall musste ich weg aus Dortmund. Vielleicht war es leichtsinnig einfach alles zu packen und weggzuziehen. Aber ich konnte nicht mehr hier wohnen, es ging nicht mehr.

Ich stieg in den Transporter und startete ihn. Der Wagen mit den Möbeln sollte erst später, aber es kann mir egal sein. So schnell wie möglich wollte ich hier weg. Das Tempolimit überschreitend fuhr ich durch Dortmunds Innenstadt, um endlich hierraus zu kommen. Der altbekannte Supermarkt, der Stadtpark und auch der große Springbrunnen zogen an meinem Fenster vorbei, wie in einem Film. Ich würdigte meine nun alte Heimat jedoch keines Blickes. Mein Fokus lag auf dem, was jetzt kommen wird.


Nach mehren Minuten erreichte ich den Stadtrand. Bevor ich die Stadt verließ, vernahm ich einen grellen Blitz aus dem Augenwinkel. Ein Abschiedsfoto hatte ich mir anders vorgestellt. Ich seufzte unzufrieden auf und drückte erneut auf das Gas. Die Autobahn erstreckte sich vor mir, sie war noch leicht nass vom Regen und kaum befahren. An einem Sonntagmorgen zieht man ja auch eigentlich nicht um. Ein letztes Mal fuhr ich an dem Straßenschild vorbei, auf dem in großer schwarzer Schrift Dortmund stand.
Tief atmete ich ein und aus. Ich redete mir ein, dass es richtig sei. Die Fahrt würde nicht allzu lang dauern. Eigentlich hätte ich einen Ort wählen sollen mitten im nirgendwo, aber ich hatte kein Geld und ich hatte Angst. Angst vor dem was passieren wird. Ob ich es schaffen werde alleine einen Neuanfang zu starten?

Eine knappe Stunde später stand ich vor dem großen Anwesen in Köln. Meine Oma hatte es mir veerbt. Fast hätte ich es abgelehnt, weil Dortmund, vor einem Monat noch die Stadt war, in der ich alt werden wollte. Wie schnell sich Dinge doch ändern können.
Ich kramte den silbernen Schlüssel aus meiner Handtasche und steckte ihn in die markellose weiße Tür, die als Eingang zu identifizieren war. Vorsichtig schloss ich sie aus, um in einen hell beleuchteten Flur mit hellbraunen Parkett und weißen Wänden. Es war unglaublich groß, sodass ich erst etwas herrumirrte bis ich dann die Küche fand. Es gab eine große Arbeitsplatte aus schwarz - weißen Marmor, der Boden war in einem dunkler Grauton gefließt. Alles sah so ordentlich aus, fast steril, aufgrund der weißen Wände. Bevor ich weiter durch die Villa laufen konnte hupte es draußen. Ich lief hinaus und erkannte schnell den Umzugswagen von dem Unternehmen, welches ich gebucht habe. Die zwei Männer winkten mir zu, währenddessen sie die Ladefläche öffneten.
"Wir tragen Ihnen das jetzt erstmal rein Frau Wendt, okay?"
Ich nickte.
"Stellen Sie es ins Wohnzimmer, genug Platz ist ja."
Nun nickten die zwei Arbeiter und machten sich daran die Möbel hinein zu tragen.

Die Zeit nutze ich, um meine Wasser- und Stromanbieter anzurufen. Ärgerlicherweise war dauernd ein Besetzzeichen zu hören, weshalb ich leicht genervt auflegte. Ich versuchte kurz darauf einen Supermarkt in der Nähe per Google Maps auszumachen, doch als ich die Meldung bekam, dass ich kein Internet hatte, sank meine Laune in den Keller. Ich bereute nicht weggezogen zu sein, aber ich hätte in eine andere Stadt ziehen sollen. Vielleicht war Köln doch nicht das Richtige für mich.
Meine Gedankengänge wurden durch das Zuschlagen der Hecktüren des Transporters unterbrochen. Die Männer kamen auf mich zu.
"So Frau Wendt, wir sind jetzt fertig, die Rechnungen schicken wir Ihnen per Post", meinte einer, bevor er mir seine Hand hinhielt.
"Ist okay, danke für Ihre Hilfe", antwortete ich und schüttelte die Händen von Beiden.
Als sie weg waren stand ich vor der Villa, komplett überfordert und wissend jetzt alleine zu sein. Alleine in einer fremden Stadt, in einem fremden Haus, ohne Job. Das war wieder eine tolle Idee, Hals über Kopf auszuziehen. An meiner jetztigen Lage konnte ich jedoch nicht viel ändern, sodass ich beschloss die Gegend zu erkunden. Ich nahm mein Hände, sowie mein Portmonnaie und verließ mein Grundstück. Nach einem kurzer Feldweg stieß ich auf mehrere Häuser, die langsam immer höher und dichter wurden. Vor einer Bushaltestelle blieb ich stehen, um den Fahrplan zu checken, bis mir einfiel, dass heute Sonntag war. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

If we don't safe them, who will?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt