|30| Just a second [1/2]

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Erneut dachte sie über das Gespräch zwischen ihr und Jacky nach. Sie hatte doch eigentlich nichts falsch gemacht oder?
Ein Hupen riss sie aus den Gedanken. Die Ampel, an der sie stand, zeigte wohl schon etwas länger Grün. Sie trat auf das Gaspedal und fuhr zu ihrer Wohnung. In Gedanken war sie noch immer bei Jacky. Sie hasste Streit, vorallem wenn er nicht geklärt war. Sie fragte sich, ob Jacky auch darüber nachdachte. Besser nicht. Sie hatte gerade Schicht und es wäre nicht gut, wenn die junge Sanitäterin in einem Einsatz über solche Streiterein nachdachte.

Sie übersah das Auto, dass von links auf sie zu raste, währenddessen sie die Kreuzung überquerte. Eine Sekunden lang hatte sie nicht aufgepasst. Wie in Zeitlupe sah sie den weißen BMW auf ihr Auto zurasen. Sie war unfähig zu reagieren, krallte sich nur mit ihren Händen an das Lenkrad. Die Milisekunden, in denen das Auto immer näher auf sie zu raste, schienen unendlich lang zu sein.

Es ertönte ein ohrenbetäubend lauter Knall. Mit voller Wucht fuhr das Auto in ihres. Sie schrie laut auf, warum wusste sie nicht. Vielleicht vor Schreck oder auch vor Schmerzen. Der Airbag löste aus und hielt ihren Kopf davon ab mit voller Wucht auf das Lenkrad zu schlagen. Schmerzhaft schnitt ihr der Sicherheitsgurt mit einem enormen Druck in ihren Oberkörper. Sofort merkte sie wie es schwerer war Luft zu bekommen.

Als das Auto endlich stand, atmete sie hektisch ein und aus, währenddessen sie sich umblickte. So ganz hatte sie nicht realisiert was gerade passiert war. Eine junge Frau mit braunen Haaren, die zu einem Zopf geflochtenen waren, kam auf sie zu gelaufen.
"Hallo, ich bin Josy, ich bin Rettungssanitäterin. Bleiben sie bitte ruhig sitzen und nicht bewegen. Sie können sich an der Wirbelsäule verletzten. Wie heißen Sie denn?"
"Amelia."

Sie seufzte nur auf, bevor sie sich zurücklehnte. Schmerz breitete sich in ihrem Brustkorb aus und auch in ihren Kopf aus, doch sie versuchte es zu ignorieren. Sie hoffte, dass es dem anderen Unfallfahrer gut geht.

"Gut, Amelia, ich habe einen RTW gerufen, geht es Ihnen gut?", fragte Josy, welche noch immer am Auto der jungen Ärztin stand.
"Passt", murmelte sie nur. Sie merkte wie sie begann zwischendurch immer mal wieder leicht abdriftete.
"Was ist denn passiert?"
"Keine Ahnung."

Sie hatte weder die Lust, noch die Kraft ihr alles zu erklären. Ihr Kopf pochte heftig und ihr Brustkorb begann stärker zu schmerzen. Wäre sie erst morgen zu Jacky gefahren, hätte sie keinen Unfall gehabt.

"Sie sehen blass aus, ist wirklich alles gut?"
Amelia nickte nur, was den Schmerz in ihrem Kopf allerdings nur verschlimmerte. Die Welt um sie herum wurde verschwommener.
"Hey, Amelia! Bleibst du bitte bei mir", wurde sie von Josy aufgefordert, welche ihr energisch die Wange tätschelte.
"Bin da", nuschelte sie. Sie wollte doch einfach nur diese grässlichen Kopfschmerzen wegkriegen.

"Wie kam es denn zu dem Unfall? Rede mal ein bisschen mit mir."
"Ich hab das Auto nicht gesehen und dann hat es gekracht", erklärte sie kurz, bevor sie ihren Kopf in Richtung des anderen Autos drehen wollte. Allerdings wurde dies von Josy unterbunden.
"Wie geht es dem anderen Autofahrer?"
"Tatsächlich ganz gut, wenn ich Sie hier so sehe."
"Sag du, okay?"
"Okay und bist du dir immernoch sicher, dass dir nichts fehlt?"
"Mein Kopf", gab die junge Ärztin dann letzendlich zu.

"Du hast eine ordentlichen Platzwunde, kein Wunder. Ah, ich sehe, da kommt schon der RTW", rief sie, bevor sie sich entfernte. Amelia merkte, wie sich plötzlich eine bleiernde Müdigkeit über ihren Körper legen. Aber sie musste wachbleiben. Am liebsten hätte sie ihre Augen geschlossen. Immer schwerer wurde ist die Augen nach jedem Blinzeln zu öffnen.
"Lia!"
Sie kannte diese Stimme. Es war Jacky. Sie war zwar bei Bewusstsein, aber sie schaffte es nicht mehr ihre Augen auf zu machen. Egal wie stark sie es versuchte. Jemand tätschelte ihre Wange, forderte sie dazu auf ihre Augen auf zu machen.
"Ich bin wach", murmelte sie nur benommen, kurz davor endgültig das Bewusstsein zu verlieren.
"Lia, bleib wach!", rief Jacky nun verzweifelt. Sah sie wirklich so schlimm aus?

Sie spürte wie jemand ein Stifneck um ihren Hals legte. Es war das letzte, was sie spürte, bevor sie letzendlich den Kampf verlor und bewusstlos wurde.

If we don't safe them, who will?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt