- Sicht Jacky -
"So, hier steht das Sie eine gute Polizistin abgeben würden."
"Oh", entwich es mir leise.
"Ich finde das auch etwas naja, unpassend. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sind einfach Berufe für Männer. Als Frau macht man sich doch nur schmutzig und die Geräte sind viel zu schwer. Außerdem haben Polizistinnen garkeine Kraft"
"Ach, echt? Kennen Sie eine?", bemerkte ich provokativ.
"Nein, aber ich weiß das."
"Dann wurden Sie noch nie von einer auf den Boden geworfen", sagte ich und schaute zufrieden wie die Gesichtszüge der Frau entgleisten.
"Wie auch immer, als was haben Sie denn vorher gearbeitet? Lassen Sie mich kurz raten. Ich könnte Sie mir im Kosmetikstudio vorstellen und in ihrer Freiheit gehen Sie feiern und treffen sich mit Freunden."
Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen, sodass ich laut anfing zu lachen. Die Vorstellungen der Frau war einfach zu komisch. Wenn wirklich alle Berufsberater so sein sollten, sollte ich mir überlegen eine zu werden.
"Sie liegen ein klein wenig daneben", meinte ich, immernoch lachend.
"Ja, dann sagen Sie mal", forderte mich die Frau auf.
"Ich war Rettungssanitäterin und in meiner Freizeit gehe ich jagen, reiten, schauspielern und ich fahre Motorrad."
Sie schaute mich erst erstaunt an, bevor sie anfing.
"Ja, sehen Sie, der Rettungsdienst, das war zuviel körperliche Arbeit, weswegen Sie ja jetzt wechseln. Was halten Sie von... vielleicht Immobilienmarklerin?"
"Ich glaube, ich gehe wieder", meinte ich und stand auf.
"Aber sie werden jetzt keine Polizistin oder?"
"Überlassen Sie das mal hier", antwortete ich, bevor ich auch schon weg war.Draußen atmete ich erstmal tief durch. Das war das erste und letzte mal das ich Bei der Berufsberatung war, wobei mir die Vorstellung als Polizistin zu arbeiten gefiel. Wenn ich richtig überlege hat die Prügelei ein wenig Spaß gemacht und auch den Mann anzuschreien war mir nicht unangenehm. Ich setzte mich auf eine Bank um die Vorraussetzungen zu überprüfen. Eigentlich erfüllte ich alles Vorraussetzungen, aber mir fehlte es an Geld. Seufzend machte ich mein Handy aus, bis mir meine Eltern einfielen. Sie lebten in Dortmund und kümmerte sich um meine Pferde. Es fiel mir unglaublich schwer sie nach Geld zu fragen, obwohl sie bereit wären mir etwas zu geben. Beinahe hätten sie mir meinen Umzug bezahlt, aber mit der Versicherung das man als Rettungssanitäterin ja genug verdient konnte ich sie abwimmeln. Vielleicht hatte ich den Betrag den ich verdiente vor meinen Eltern etwas erhöht, aber ein paar hundert Euro mehr oder weniger, was macht das schon? Im Endeffekt kam ich ja über die Runden.
Wieder zog ich meine Handy raus und wählte die Nummer meiner Mutter."Wendt? Hallo?"
"Hey, Mama."
"Oh, Jacky, hey und wie geht's dir so? Ist es schön in Köln?"
"Ja, mir geht's gut. Köln ist wirklich riesig, aber schön."
"Ich sollte auch mal vorbei kommen Liebes. Weshalb haat du denn abgerufen?"
"Ich bräuchte ein wenig Geld für eine Weiterbildung als Notfallsanitäterin."
"Klar, du fragst ja sonst nicht nach Geld, wieviel brauchst du?"Erleichtert atmete ich auf, dass sie meine Lüge nicht bemerkt hat. Ich liebe meine Eltern, aber sie sind leider etwas zu konservativ was Frauen und Männerberufe angeht, weshalb ich nicht zu viel abverlangen wollte.
"So 2000?"
"Geht klar, ich überweis dir das okay?"
"Danke Mama, du bist die Beste, wie geht es Cascada und Co?"
"Denen geht es super, kannst ja mal wieder vorbeikommen, du bist schon viel zu lange weg."
"Mensch, ich bin doch erst seit drei Tagen in Köln."
"Aber in Dortmund konnte ich dich immer besuchen Maus. Du bist so groß geworden."
"Mama", meinte ich lachend.
"Ich muss auflegen, Jacky. Dein Vater wollte kochen und ich muss aufpassen sonst steht gleich das Haus in Flammen."
"Okay, tschüss und lasst den Stall stehen", verabschiedete ich mich.Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ging ich wieder nach Hause.
Zwei Jahre später
Mit stolz geschwellter Brust nahm ich meine Urkunde, in der typisch blauen Polizeiuniform, entgegen. Ich war unglaublich stolz darauf, dass ich mich gewagt hatte diesen Schritt zu gehen. Die Ausbildung war nicht ohne, aber es hatte sich ausgezahlt.
Von Paula und den anderen hatte ich mich distanziert. Auch wenn sie mir das Gefühl gaben willkommen zu sein, wollte ich nicht zu aufdringlich sein. Am Anfang wurde ich öfters über WhatsApp gefragt wie es mir ging, doch es ließ nach, da ich kaum antwortete. Es war besser so, dachte ich.
Letzte Woche hatte ich mich bei einer Polizeiwache bei mir in der Nähe beworben und tatsächlich wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Meine Hände zitternden leicht als ich vor die Wache trat. Inspektion 5 stand groß obendrüber. Noch einmal atmete ich tief durch, bevor ich die Klingel betätigte. Ein Surren erklang und die Tür öffnete sich. Als ich im Eingangsberreich stand traf ich direkt auf ein mir bekanntes Gesicht.
"Jacky?", rief Hannah entgeistert.
"Hey?", meinte ich schüchtern.
"Was machst du hier? Wie geht es dir? Ist irgendwas passiert? Gott, ich habe solange nichts mehr von dir gehört."
"Alles gut, ich müsste mal mit dem Chef sprechen."
"Äh klar, ich zeig es dir."
Man hörte die Verwunderung aus ihrer Stimme raus, doch sie führte mich bereitwillig vor ein Büro. Klaus Wiebel stand an der Tür. Zaghaft klopfte ich an die Tür.
"Herrein?", ertönte es von Innen.
Ich ging herrein.
"Ah, Sie müssen Frau Wendt sein oder?" empfing er mich.
"Genau, ich bin hier wegen des Vorstellungsgespräch."Es ging ziemlich schnell, da der erste Eindruck von mir wohl ziemlich gut war. Der DGL fackelte nicht lange und ich wurde angenommen. In zwei Tagen durfte ich bereits meinen ersten Dienst antreten.
Mit einem Lächeln verließ ich das Büro wieder, in meinen Händen bereits die Dienstkleidung, die ich schon in meinen Spind reinlegen wollte. Gerade hatte ich den Spind abgeschlossen, als Hannah hinter mich trat.
"Was machst du denn hier?"
"Nur meine Arbeitskleidung weg tun", erklärte ich ihr mit einem breiten Grinsen.
"Warte, stop, klär mich mal bitte auf", meinte sie und lehnte sich an einen Spind, die Arme verschränkt.
"Ich wollte nicht mehr im Rettungsdienst arbeiten und-"
"Dann hast du eine Ausbildung zur Polizistin gemacht?", vollendete Hannah meinen Satz. Auch auf ihrem Lippen bildete sich nun ein Grinsen.
Ich nickte.
"Willkommen Kollegin! Das muss gefeiert werden. Komm um 16 Uhr zu uns in die WG, okay?"
"Nur wenn ihr nicht soviel macht, so krass ist das jetzt auch nicht."
"Doch und ob, kommst du?"
"Ja, okay", gab ich schlussendlich nach.
Wie ein Kind, dem grade ein Eis versprochen wurde, grinste Hannah und lief wieder in Richtung ihres Büros. Ich ging wieder nach Hause, um noch etwas aufzuräumen.
Die Zeit verging ziemlich schnell, sodass ich ich mich doch ziemlich beeilen musste um rechtzeitig bei Paula und den Anderen zu sein.Leicht nervös klingelte ich an der großen Tür. Paula öffnete die Tür, schaute mich an und umarmte mich erstmal.
"Schön, dass wir uns wieder sehen. Tut mir Leid, dass ich so aufdringlich war am Anfang."
"Alles gut, du hast mir super geholfen."
"Echt?"
Erstaunt blickte mich die Notärztin an.
"Hat dir Hannah noch nichts erzählt?"
"Nein, sie meinte nur das du heute vorbeikommst."
"Oh, okay", meinte ich.Wir gingen beide ins Wohnzimmer, wo bereits die ganze WG saß. Hannah stand auf.
"So meine Lieben, Jacky hat euch was mittzuteilen."
"Was?!" erschrocken schaute ich die Polizistin an.
"Sag schon, wo arbeitest du denn jetzt?"
"Bei der Polizei", gab ich leicht verwirrt von mir
"Echt jetzt?", schrie Paula nun entgeistert.
"Ja", antwortete ich, bevor ich lächelte.
"Ich bin unglaublich stolz auf dich", meinte Paula und grinste.
Ich hatte das Gefühl etwas erreicht zu haben. Es war das beste Gefühl seit langem. Der blinde Anfang war die beste Entscheidung die ich je treffen konnte...————————
Uhm, das wars mit diesem Short, ich hoffe es hat euch gefallen. Es ist mit über 7000 Wörtern insgesamt doch etwas länger geworden, aber ich wollte auch das es ordentlich beschrieben wird. Soll ich lieber mehrteilige Shorts machen oder doch lieber bei den "kurzen" bleiben, sprich 1000 - 3000 Wörter?Außerdem wollte ich mich noch einmal für die 1k Reads und die über 100 Votes bedanken. Ich freue mich darüber das meine Geschichten scheinbar ganz gut ankommen. Falls ihr dennoch Kritik etc. habt, immer raus damit:)
LG asdsforlife
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If we don't safe them, who will?
FanfictionASDS - Shorts, die manchmal einfach so in meinem Kopf herrum fliegen. Ich werde hier nicht so aktiv sein, da ich ja meine Hauptstory noch weiterschreibe:)