- Sicht Jacky -
Die Notärztin kam direkt zu uns rüber und schaute Frau Dr. Martinson fragend an.
"Das ist Jacqueline Wendt, Zustand nach einer Schlägerrei, hat ein riesiges Hämatom auf Höhe der Rippen, welches auch ihre Atmung beeinflusst hat. Von uns hat sie jetzt nur einen Zugang und Sauerstoff bekommen", erklärte diese sofort.
Die Konzentration auf die gesagt Worte war zuviel. Ein heftiger Schwindel packte mich und die Welt begann sich zu drehen.
"Schwindelig", nuschelte ich noch leise in die Maske, bevor ich kraftlos zur Seite kippte. Glücklich darüber das ich mich bereits in der sitzenden Position befunden hatte.
"Frau Wendt, Altenmöller mein Name, schauen Sie mich an, schön die Augen auf okay?" hörte ich die Stimme der Notärztin gedämpft.
Ich bemühte mich ihrer Aufforderung nachzukommen, da ich keinen Bock auf einen Tubus im Hals hatte.
"Gut machen Sie das", wurde ich von der Ärztin direkt gelobt.
"Es pikst jetzt noch einmal kurz."
Ehe ich mich versah hatte ich auch den zweiten Zugang in meinem Arm, durch den ich direkt ein Schmerzmittel bekam. Die Schmerzen waren so aushaltbar, weshalb es mir leichter fiel die Augen aufzulassen."Geht es jetzt besser mit den Schmerzen", wurde ich gefragt, worauf ich nickte.
"Aufstehen wird schwierig oder?"
"Ich schaffe, das schon", meinte ich ziemlich selbstsicher, bevor ich mich aufrichtete. Vor Schmerzen verzog ich kurz mein Gesicht, aber ich stand, wackelig und schwankend, aber ich stand. Vorsichtig begab ich mich auf den Weg zum RTW. Die Notärztin hatte mich fest am Oberarm gepackt, da sie bestimmt fest damit rechnete, dass ich gleich hier auf dem Boden liege.
"Hannah, kommst du mal her?"Ich sah die junge Polizistin von der Seite ankommen mit einer leicht genervten Miene. Entweder hatte sie einen schlechten Tag oder sie hatte einfach keinen Bock auf ihren Job.
"Was ist denn los?", fragte diese an die Notärztin gewandt.
"Erzähl mir mal bitte genau was passiert ist, von Frau Wendt krieg ich aufgrund ihres Gesundheitszustand keine Informationen."
"Sie steht doch schon wieder, da kann sie es dir doch erzählen."
"Mensch Hannah, welche Laus ist dir denn bitte über die Leber gelaufen. Jetzt reiß dich zusammen, okay?"
"Ja", murmelte die Polizistin bevor sie der Notärztin letztendlich die ganze Geschichte erzählte. Ich wurde währenddessen von zwei Sanitätern in den RTW gebracht. Dort legte ich mich auf die Liege, rückte meine Sauerstoffmaske wieder zurecht und ließ mir ein EKG angekleben.
"Au", fluchte ich leise, als der Sanitäter beim Bodycheck an meinem Bein kam.
"Haben Sie sich dort auch verletzt? Ich schneide Ihnen jetzt mal die Hose auf, okay?"
"Nein, bitte nicht."
"Soll ich eine weibliche Kollegin rein holen die das macht?"
Zögernd nickte ich, darauf hoffend, dass Frau Martinson kommen würde. Sie war mir von Anfang an sympathisch und ich konnte mir vorstellen mit ihr zu reden. Besser als mit den anderen Sanitätern und auch die Polizistin war mir komplett unsympathisch, der würde ich ganz bestimmt nichts sagen.
"Paaaaulaa?", hörte ich den Sanitäter rufen.
Kurz darauf stand sie im RTW, indem ich lag.
"Ihr habt mich gerufen, was ist den los jetzt?", fragte sie und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
"Keine Ahnung , sie hat bei der Berührung am Bein Schmerzen gehabt, aber ich durfte nicht nachschauen. Sie wollte eine weibliche Ärztin haben", erklärte er.
Paula nickte.
"Dann geht ihr bitte raus und schickt mir Michelle und Marion rüber."
Ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht , dass sie das sahen, was ich seit längerem verheimlichte.
"Frau Wendt, ich brauche aber jemanden falls es Ihnen schlechter geht."
"Nenn mich Jacky und sag du, okay? Außerdem geht es mir gut", meinte ich. Um das nochmal zu unterstreichem zog ich mir die Maske ab.
"Hey, die wird schön angelassen", wies mich Paula direkt zu recht.
"Nur wenn die anderen nicht reinkommen."
Die Notärztin verdrehte die Augen, bat aber die Sanitäter vor dem RTW zu warten."So und jetzt sag mir mal was los ist."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Dein Bein richtig? Links oder rechts?"
"Rechts", murmelte ich leise.
Paula taste vorsichtig mein Bein ab, bis sie an meinem Oberschenkel ankam. Ich konnte ein Zusammenzucken nicht unterdrücken.
"Ich schneide dir das jetzt auf, okay?"
Mit einer Kleiderschere schnitt sie meine Hose auf. Zum Vorschein kam eine nicht gerade kleine Schnittwunde.
"Frau...Ich meinte Jacky, was ist da passiert?"
Ihr braunen Augen durchstachen mich förmlich.
Ich senkte meinen Blick und musterte den Boden des RTWs. Er war weiß, vielleicht hellgrau. Es war ein schönes hellgrau, was würde ich geben um wieder auf ihm stehen zu können und Menschen zu retten.
"Schau mich bitte an."
Mit zwei Fingern drückte sie mein Kinn nach oben.
"Mach das nicht mehr okay?"
"Woher?", fragte ich die Notärztin erstaunt. Es war eine Schnittwunde, es hätte unendlich viele Ursache dafür geben können, woher weiß sie es?
"Ich habe eine Weiterbildung im Fachberreich Psychologie, die Narben an deinem Bein sind mir nicht entgangen, auch wenn sie schon verheilt sind."
"Tut mir Leid", murmelte ich.
"Bei mir brauchst du dich nicht entschuldigen, entschuldige dich lieber bei dir selbst. Ich verbinde dir das jetzt schnell und dann reden wir später noch einmal okay?"
"Mmh, machen Sie nur, mir kann es egal sein."Als sie fertig war deckte sie mich mit einer weißen Decke zu und rief die Kollegen wieder hinein.
"Es ist alles soweit gut, ich werde hier mit fahren, Johanna soll kurz herkommen damit ich ihr etwas zu meinem eigentlich Patienten erklären kann", teilte sie einem Sanitäter mit, welche nickte und sofort umdrehte.
"Alles wird gut, Jacky."
Sie strich mir sanft über den Oberarm.Es gab mir das Gefühl von Geborgenheit, aber ich hatte immer den Gedanken im Hinterkopf, dass ich nur eine Patientin sei. Wie tief war ich gesunken, dass ich mich selbst bei einer nahezu fremden Person, die mich einfach nur versuchte zu beruhigen, geborgen fühlte. Ich wusste, ich musste aufpassen. Jemand sagte nämlich, dass man unter keinen Umstände seine schlechten Gefühle zeigen darf, es macht einen schwach, verletzlich.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich garnicht mitbekam wie der RTW los gefahren war. Gelangweilt blickte ich mich um. Paula saß neben mir und auch Hannah hatte sich auf einen ausklappbaren Stuhl gesetzt. Als ob ich eine Schwerverbrecherin wäre. Weiter beobachten konnte ich nicht, das Fahren machte mich ziemlich schläfrig. Langsam aber sicher fielen mir die Augen zu. Die letzten Tage, Wochen waren kräftezehrend gewesen, physisch, aber vorallem psyschisch. Ich versuchte meine Augen offen zulassen, aber ich konnte nicht mehr. Kaum bemerkte ich wie ich in einen Sekundenschlaf fiel. Aufgeweckt wurde ich durch Paula's Stimme.
"Jacky, Jacky mach deine Augen auf", hörte ich ihre Stimme gedämpft. Mühsam versuchte ich ihre gesagten Worte zu ordnen, zu verstehen. Als sie mir einige Male auf die Wange schlug, verstand ich endlich.
Langsam öffnete ich meine Augen. Ich fühlte mich müder als zu vor und mir wäre nichts lieber gewesen als einfach nur zu schlafen.
"Bist du wieder da?"
"Schlafen", nuschelte ich müde.
"Tut mir Leid, aber das geht nicht, ich weiß dann nicht ob du bewusstlos bist oder nicht. Wir sind aber gleich da."
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If we don't safe them, who will?
أدب الهواةASDS - Shorts, die manchmal einfach so in meinem Kopf herrum fliegen. Ich werde hier nicht so aktiv sein, da ich ja meine Hauptstory noch weiterschreibe:)