|14| Die Hoffnung stirbt zuletzt (2/2)

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- Sicht Franco -

Schweren Herzens sah ich zu, wie die Polizisten die junge Frau, ich schätzte sie kaum älter als 25, auf den Boden warfen. Ich bewunderte, welche Kräfte sie aufbrachte, trotzdessen das sie so geschwächt war. Besorgt sah ich zu, wie die Polizei die Frau nach draußen transportierte. Sie hatte ängstlich ihre Augen zusammen gekniffen, bevor sie plötzlich aufzuckte und bewusstlos in sich zusammensackte.

"Alle weg", brüllte ich, währenddessen ich mich neben sie kniete. Ich taste nach ihrem Puls.
"Phil? Komm mal schnell!"
Der Notarzt kam angelaufen und schaute mich schockiert an.
"Hol mal das komplette Programm", forderte er mich auf, bevor auch er sich neben sie kniete.
"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte er die Polizisten, die einfach nur mit den Schultern zuckten.
"Bring den Defi mit, sie hat ziemlich viele Extrasystolen, kann sein, dass sie gleich ins Kammerflimmern rutscht."
Mit dem ganzen Equipment bepackt, kam ich wieder.
"Geht jetzt mal da weg, ihr macht mich ganz nervös", meinte ich leicht genervt zu den Polizisten, die wie irgendwelche Gaffer, hinter mir standen.
"Franco, Kammerflimmern", rief Phil plötzlich, weshalb ich ihm die Paddles gab. Der Notarzt zog ihren Pullover hoch und zum Vorschein kamen viele Hämatome in den verschiedensten Farben. Scharf sog ich die Luft ein. Phil ignorierte es jedoch fürs erste, da es gerade deutlich wichtigers gab.

"Alle weg vom Patienten!"
Ihr Körper bäumte sich kurz auf.
"Fang an zu drücken."
Bevor Phil mich dazu aufforderte, hatte ich bereits begonnen. Sie durfte nicht sterben, sie war noch viel zu jung.
"Analyse."
Gebannt starrten wir auf den Monitor.
"Asystolie."
Ich begann wieder zu drücken.
"Mädel du bist noch viel zu jung, du kannst mir jetzt nicht unter den Händen weg sterben", murmelte ich.
"Franco, ich habe Puls, hör mal kurz auf zu drücken."
Wieder starrte wir auf den Monitor und tatsächlich hatten wir wieder einen Sinusrythmus. Ich nahm sie kurzer Hand im Brautstyle hoch, um sie auf die Trage zu legen.
"Bevor wir fahren, schneid die Klamotten auf, ich möchte wissen, wieso sie so reagiert hat", meinte Phil, bevor er mir eine Kleiderschere zuwarf.
Ich begann die Hose auf zu schneiden und entdeckte ein schwarzes Gerät welches um ihr Fußgelenk gebunden war. Leichtsinnig fasste ich es an, um es abzumachen, aber ich bekam direkt einen Stromschlag. Erschrocken sprang ich zurück und hielt mich dann zitternd am RTW fest. Mein Herz fing an vor sich hin zu stolpern.
"Franco? Was ist los? Rede mit mir."
"Wir müssen ihr das Teil abmachen, ich hab grad voll eine gewischt bekommen."
"Scheiße, setz dich hin, ich frag die Polizei."
Immernoch wortwörtlich leicht geschockt, ließ ich mich auf einen Stuhl im RTW fallen. Mit meiner Hand maß ich meinen Puls, der ziemlich schnell und begleitet von ein paar Extrasystolen war.
"Franco?", hörte ich Phil rufen.
"Ja?"
"Komm mal kurz raus."

Ich stieg etwas unsicher aus dem RTW.
"Was ist los Phil?"
"Wir haben ein Problem. Das, was sie um das Fußgelenk hat, ist eine Fußfessel, die bei jeder Berührung Stromschläge auslöst."
"Warte, kriegt sie jetzt dauerhaft Stromschläge?"
"Das dachte ich auch, aber nur wenn so ein bestimmter Berreich überschritten wird oder jemand versucht diese Fußfessel zu lösen, wird ein Stromschlag gelöst."
"Heftig, wer macht sowas?"
"Keine Ahnung, aber wie kriegen wir das Teil denn jetzt ab, ohne einen gewischt zu bekommen?"
"Feuerwehr?"
"Aber das dauert so lange, sie ist nicht wirklich stabil", übelerlegte Phil, ich frage jetzt noch mal die Polizisten, ob die eine Zange oder so haben."
"Eine Zange ist aber auch Metall, gleich Strom leitend", bemerkte ich leise, bevor der Notarzt den RTW verlassen hat.
Währenddessen Phil weg war, setzte ich der jungen Frau einen Schmerzreiz, damit sie wieder zu sich kam. Tatsächlich flackerten ihre Augen leicht.
"Hallo? Können Sie mich hören?"
Ich konnte ein leichtes Nicken wahrnehmen.
"Jacqueline oder?"
Wieder ein leichtes Nicken.
"Wissen Sie, wie man ihre Fußfessel am Fuß wegmachen kann?", fragte ich sie vorsichtig. Panik flackerte in ihren Augen auf, bevor sie unkontrolliert anfing zu Atmen.
"Hey, alles gut, Sie sind in Sicherheit, wir helfen Ihnen", versuchte ich sie zu beruhigen, was leider semi gut klappte. Wo blieb eigentlich Phil?
Ich versuchte ihr weiter gut zu zureden, woraufhin sie sich dann endlich langsam beruhigte.
"So ist gut", lobte ich sie. Völlig entkräftet lag sie dort, darum kämpfend nicht die Augen zu schließen.
"In seiner Tasche, ein Schlüssel", murmelte sie leise, bevor sie den Kampf verlor und wieder die Augen schloss.
"Jacqueline? Mach die Augen auf, schön wach bleiben, okay?"
Müde blickte sie mich an.
"Ich habe Angst um dich, lass die Augen auf", meinte ich, bevor ich Phil rief. Der Notarzt kam ziemlich schnell angerannt und lief letztendlich dann ich mich rein.
"Man, pass doch auf", schnauzte ich ihn an.
"Alles gut, warum hast du gerufen?", lenkte er schnell vom Thema ab.
"Sie meinte, ihr Freund hat einen Schlüssel, für die Fessel. Gehst du mal bitte gucken?"
"Die Polizisten sind eh schon komplett genervt von mir, kannst du das nicht machen?"
"Nein, ich bleibe bei ihr", stellte ich klar und der Notarzt verließ leicht genervt den RTW wieder. Wenig später kam er mit einem Schlüssel wieder.
"Und wie kriegen wir das Teil jetzt ab ohne eine gewischt zu bekommen?"
"Lass mich mal probieren", meinte ich, bevor ich vorsichtig das Schloss öffnete. Es ertönte ein leises Klicken und die Fessel fiel ab.

Zwei Jahre später

Nichtsahnend betrat ich den Aufenthaltsraum und setzte mich auf das Sofa.
"Phiiiil, bring mir mal bitte einen Kaffee!", forderte ich den Notarzt auf, der bereits in der Küche rumwerkelte.
"Mach ich, hast du von der neuen Rettungssanitäterin gehört die heute kommen soll?", ertönte es aus der Küche.
"Nein?"
Phil streckte den Kopf in den Aufenthaltsraum.
"Warum bekommst du sowas nie mit?"
"Keine Ahnung, ist sie wenigstens nett?"
"Sie kommt, ich betone das Futur hier nocheinmal, heute erst. Wie zur Halle soll ich sie kennengelernt haben. Mensch Franco, ich glaube du brauchst eine Runde Schlaf oder einfach ein paar Bier."
Beleidigt streckte ich Phil die Zunge raus. Kurz nach unseren Gesprächen, hörten wir Stimmen von außerhalb. Der Notarzt kam mit dem Kaffee zu mir und setzte sich auf die Couch. Wir schauten beide gebannt auf die Tür. Paula kam herrein, gefolgt von einer jungen Frau, die ihre dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Nervös stellte sie sich vor uns.
"Hallo, ähm ich bin Jacqueline und ich arbeite seit einem halben Jahr im Rettungsdienst."
Es dauerte bis ich realisierte wer da vor mir stand.
"Hallo, Franco mein Name, erinnerst du dich noch an mich?"
Sie schien zu überlegen, bevor sie nickte.
"Danke, das Sie mir geholfen haben."
"Du kannst ruhig du sagen und doch nicht dafür. Weißt du eigentlich, dass du unglaublich stark bist?"
"Nein, ich habe nur einen Willen und wie gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt." Sie lächelte mich an, glücklich und ihre Augen strahlen vor Freude.
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Das hat lange gedauert, aber ich habe momentan so wenig Motivation, auch beim anderen Buch. Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr soviel uploade und ich bin ehrlich, am liebsten würde ich die andere Story einfach nur abbrechen, aber ich kann das nichts übers Herz bringen. Trotzallem wird die andere Story ganz bald ein Ende finden, da mir die Ideen ausgehen. Ich hoffe ich enttäusche euch nicht allzu sehr🥺👉🏻👈🏻

If we don't safe them, who will?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt