|25| You broke me first

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Fortserzung von "Eifersucht sucht was Leiden schafft"

In schwarzer Jogginghose und lila
Oversize T-Shirt stand sie an der Kasse des Supermarktes. Es waren nicht ihre Klamotten. Es waren die letzten von ihrer Freundin die sie noch behalten hatte. Heute war wieder so ein Tag, an dem sie am liebsten garnicht rausgegangen wäre oder aufgestanden wäre. Amelia wusste nicht, ob Jacky wusste was sie gemacht hatte. Sie fühlte sich komplett allein gelassen von allen.
Ohne das sie es verhindern konnte rollten ihr wieder Tränen aus den eh schon roten und verquollenen Augen. Sie versuchte mit ihren blonden, leicht welligen Haaren ihr verweintes Gesicht zu verdecken. Ihre Haare hatte sie schon seit mehreren Tagen nicht gewaschen, geschweige den gebürstet.

Normalerweise würde sie so nicht einkaufen gehen, geschweige den raus gehen und normalerweise würde sie auch nicht so viel ungesundes Zeug kaufen weil, was würden dann die Leute denken? Doch gerade war ihr alles egal. Ihr war kalt, eine leichte Gänsehaut hatte sich auf ihrer hellen Haut gebildet. Sie wollte sich eigentlich eine Jacke mitnehmen, aber sie hatte keine gefunden auf die Schnelle.

Sie schmiss die Süßigkeiten und den Wein, den sie sich aus dem Regal vor der Kasse noch geholt hatte, auf das Kassenband, bevor sie den Warentrenner davor stellte. Beinahe wäre die eine Chipstüte links wieder vom Kassenband geflogen.

"Guten Tag", meinte die Kassiererin mit einem freundlichen Lächeln. Amelia nickte nur, die Haare immernoch halb in ihrem Gesicht, damit man nicht sah wie fertig sie aussah.
Sie drückte der Kassiererin einen zehn Euro Schein in die Hand, bevor sie mit ihren Sachen beinahe flüchtig den Laden verließ.
Ein Kälteschwall kam ihr entgegen. Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrem Auto, ein sündhaft teurer dunkelblauer Mercedes. Sie öffnete die Fahrertür, schmiss die Sachen außer den Wein auf den Beifahrersitz. Den Wein legte sie vorsichtig auf den Boden, sodass sie nicht zerbrach. Als sie die Türe zugeknallt hatte brachen bei Amelia alle Dämme und sie fing an bitterlich zu weinen.

Klar alle sagten Liebe tut weh. Aber so weh? Am liebsten hätte sie jetzt den Wein aufgemacht. Es war der Wein den sie mit Jacky immer getrunken hatte. Er schmeckte nicht sonderlich gut. Eigentlich mochte sie garkein Wein, sie trank ihn nur weil Jacky diesen mochte und mit ihr schmeckte sogar der Wein ein wenig.

Sie startete den Motor. In Gedanken versunken fuhr sie zu ihrer Wohnung.

Mit dem Wein und dem Eis legte sie sich in ihr Bett. Fest schlang sie die lila Wolldecke um ihren Körper und schaltete den Fernseher an.

Währenddessen Amelia Grey's Anatomy schaute aß sie das Eis, die Chips und trank dazu den Wein. Die Kombination war zwar gewöhnungsbedürftig, aber es ging. Der Wein war schnell leer, weshalb sie sich eine zweite Flasche holte, die sie noch gefunden hatte.
Ohne irgendeinen ersichtlichen Grund fing sie wieder an zu weinen. Wie gerne würde sie jetzt in Jackys Armen liegen. Sie hatte es geliebt wenn die junge Sanitäterin immer sanft ihren Kopf gestreichelt hatte.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Am liebsten wäre Amelia liegen geblieben doch der oder diejenige die vor der Tür stand klingelte immer wieder, weshalb sie sich aufrichtete. Sie merkte nun die mindestens eineinhalb Flaschen Wein die sie intus hatte. Schwankend begab sie sich zu dem Schalter um die Haustür des Gebäudes zu öffnen. Das sie eigentlich noch die Wohnungstür öffnen musste fiel ihr durch den ganzen Wein garnicht mehr ein, doch es war auch garnicht mehr notwendig. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und die Tür wurde geöffnet.

Dort im Türrahmen stand sie. Jacky. Sie sah scheiße aus. Ihre Augenringe waren nicht zu übersehen und die graue Jogginghose und der schwarze Pullover, den sie an hatte, waren schon leicht schnutzig
"Amelia, es-es tut mir so Leid", rief sie.
Die junge Ärztin schaute sie nur mit leerem Blick an. Sie hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten, weshalb sie sich an der Wand festhielt.
"Hast du getrunken?"
Jackys Augen füllten sich mit Tränen.
"Lass uns bitte, bitte reden und ehrlich, Alkohol ist doch keine Lösung."
Amelia schüttelte den Kopf. Sie wollte etwas erwidern, wusste jedoch das sie jetzt kein Wort rausbringen konnte.
"Es tut mir Leid, Amelia!"
"Ich weiß", murmelte diese leise. Sie wollte Jacky doch vergeben, nichts lieber als das, aber wie sollte sie das tun mit dem wissen, das sie, ihre Freundin jemand anderen geküsst hat.

"Er hat mich überrumpelt, okay? Franco hat mich an die Wand gedrückt, um mich zu küssen. Ich konnte erst garnicht reagieren", versuchte sich Jacky zu rechtfertigen.
"Kannst du gehen", nuschelte Amelia, bemüht darum einen ordentlichen Satz rauszubekommen.
"Damit du dich weiter hier besaufst? Komm zu mir, ich erklären dir alles."
Wieder schüttelte sie den Kopf, was bei ihr eine Schwindelwelle auslöste. Sie ließ sich an der Wand auf den Boden gleiten.
"Amelia?"
Die junge Ärztin fing an zu schluchzen.
"Du hast alles kaputt gemacht", schrie sie die junge Sanitäterin an. Sie wusste nicht, dass es stimmte, was Jacky ihr erzählt hatte. Zu oft wurde sie schon verletzt.
"Denk was du willst, aber es war verdammt nochmal nicht meine Schuld", entgegnete Jacky laut, bevor sie davon rauschte.

Amelia's Schluchzen wurde lauter und sie hätte am liebsten geschrien. Die ganze Wut auf ihre Freundin, die sich angesammelt hatte, hätte sie am liebsten rausgeschrien, doch sie wusste, es würde nichts bringen.
Es war vorbei.

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Ein kleines Experiment, weil ich aus der dritten Person Singular geschrieben habe. Findet ihr es prinzipiell aus der Ich-Perspektive besser oder lieber er/sie?

If we don't safe them, who will?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt