Kapitel 23

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An dem Abend ging ich früher in die Hütte als sonst. Mein Abendessen hatte ich mitgenommen, damit ich möglichst allein sein konnte. Ich gähnte und setzte mich an den Tisch. Ich breitete vor mir eine Karte aus - eine von mir nachgezeichnete Abbildung vom Labyrinth. Ich nahm einen Bissen vom Brot und legte es angewidert zurück auf den Teller als ich merkte, dass ich aus Versehen Minho's Brot mit eingelegten Gurken und Frischkäse mitgenommen hatte. Ich stöhnte. Egal, mach ich halt hier weiter, dachte ich, und überflog die Karte. Erst heute Vormittag hatten Minho und ich eine Art Gang in Abteil 7 geöffnet, bevor wir schreiend und keuchend um unser Leben gerannt, und fast gestorben sind, während die anderen auf der Lichtung Karten gespielt haben. Ich markierte Abteil 7 und legte den Stift zur Seite. Irgendwie müssen wir hier ja raus finden. Oder nicht? Plötzlich riss mich Minho aus meinen Gedanken, der an der Tür stand. Vor Schreck vergrub ich eilig die Karte, doch als ich sah dass es nur Minho war, atmete ich beruhigt aus. „Du kannst Ja sagen wenn du meine Kombinationen lecker findest, aber du musst sie nicht gleich klauen und alleine essen.", sagte er, zog die Augenbraue hoch, nickte zu meinem Teller und lehnte sich an den Türrahmen. Bevor ich zu Wort kam unterbrach er mich. „Willst du mit Karten spielen oder so?", fragte er. „Nein, ich... werde.... zu Bett gehen. Ist spät.", antwortete ich und ging auf ihn zu. „Es ist gleich halb 8", sagte er vorwurfsvoll. „Ist schon klar, ich bin einfach nur müde.", ich stemmte die Arme in die Seiten und wippte auf meinen Zehen. „Du willst dich nicht zufällig umziehen?", fragte er und grinste. Ich stieß ihn in die Hüfte. Dann bemerkte er die Kette um meinen Hals. „Ist das die komische Kette aus deinem Traum?" „Ja, wieso?" „Du trägst sie immer noch mit dir rum? Was stand da noch gleich drin? „Sie gehört hier nicht her, sie muss sterben" oder so ähnlich?", fragte er. „Naja der Punkt ist ja- ich weiß nicht...warum zum Teufel trage ich eine Kette, die mir sagt ich werde sterben? Ist das nicht irgendwie krank?", fragte ich und nahm die Kette ab. „Also-", begann er, doch er wurde durch Chuck unterbrochen, der ganz außer Atem auf uns zu gerannt kam. „Leute- ich- Alby ruft euch", hechelte er. Wir guckten uns an und schnappten uns eine Fackel. Dann folgten wir Chuck über die Wiese.

Mindestens die halbe Lichtung kam mit Fackeln in der Hand zu den Toren gerannt. „Was ist los?", fragte ich Newt. „Die Tore müssten längst geschlossen sein", antwortete er hektisch. Teresa, Thomas und Frypan kamen angerannt. Alby kam auf uns zu. „Hat das was mit heute im Labyrinth zu tun?", fragte er angespannt. „Ich weiß es nicht", sagte ich. „Alby, egal was jetzt passiert, wir müssen vorbereitet sein", sagte Minho. Alby nickte. „Übernimm das. Ich, Thomas, Teresa und Chuck holen mehr Fackeln", sagte er und rannte mit den dreien zur großen Hütte.
Plötzlich ertönte ein extrem lautes Geräusch und ich hielt mir die Ohren zu. Jeder hielt inne, keiner bewegte sich. Alle guckten in Richtung West-Tor, das sich gerade öffnete. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als mit einem weiteren lauten Geräusch sich das Süd- und Ost-Tor der Reihe nach auch öffneten. „Was passiert hier?", fragte ich. Doch darauf wusste niemand eine Antwort, alle standen nur wie angewurzelt da.
Auf einmal hörte man Schreie vom West-Tor. Da rannten ein paar Jungen aus den Feldern zur Wiese und hinter ihnen - ein Griever. Einer nach dem anderen fiel dem Griever zum Opfer und wir standen da und konnten nichts dagegen unternehmen. „SCHNAPPT EUCH DIE SPEERE UND FACKELN!", schrie Alby. Jeder rannte panisch umher und suchte nach irgendwas greifbarem mit dem man sich verteidigen kann. Plötzlich hörte ich ein mir bekanntes Geräusch. Als ich begriff was es war, hatte Newt schon meine Hand gepackt und er, Minho, Teresa, Thomas, Zart und ich rannten zum Maisfeld um uns dort zu verstecken. Zwei Griever hinter uns her. Überall hörte man Geschrei - wie in einem Horrorfilm.

Wir erreichten das Feld rechtzeitig und duckten uns. Teresa trat auf einen Maiskolben der durch knackte und hielt inne. Minho hielt seinen Zeigefinger vor den Mund. Ich umklammerte Newts Arm. Gerade als ich dachte wir hätten die Griever abgehängt, tauchte aus dem Nichts genau dieser auf, und zog Zart mit sich. „ZART!", schrie Thomas. Ich klammerte Newt fester und er hielt mich fest, doch für eine Umarmung war keine Zeit. Wir rannten los und trafen auf Alby mit Fackeln in der Hand. Plötzlich rannte mich jemand um und ich krachte hart auf den Boden. „Chuck?", fragte ich und rieb mir den Arm. „Oh shit! Tut mir ja so leid!", er zog mich hoch. Doch hinter uns trampelte ein Griever die Maiskolben, auf direktem Weg zu uns, nieder. „In die Hütte! Schnell", rief Alby und wir folgten ihm. Da durchbrach der Griever uns den Weg. Teresa reagierte schnell, zog Alby die Fackel aus der Hand und warf sie auf den Griever, der daraufhin in Flammen aufging und krächzte. „Los, weiter!"

Angekommen in der großen Hütte gaben wir alle keinen Mucks von uns und warteten angespannt. Plötzlich sprang einer der Griever aufs Dach der Hütte und ein paar Äste fielen zu Boden, als er sich bewegte. Dann durchbrach die Decke samt Hütte. Ich schrie auf und nahm die Hände vors Gesicht. Die halbe Hütte war eingebrochen. Thomas und ich halfen Teresa und Alby aus den Trümmern, als Chuck plötzlich aufschrie. Der Griever hatte ihn gepackt und er konnte sich geradeso noch halten. „Chuck!", schrie ich und rannte sofort zu ihm. Alby schlug mit einem Stock auf den Schwanz des Grievers und Teresa, Thomas, Newt und ich hielten Chuck fest. „Lass bloß nicht los!", keuchte ich. „Ich geb mein bestes.", rief Chuck.
Wir fielen nach hinten. Alby hatte es geschafft. Er ließ außer Atem den Stock fallen. Ich nahm Chuck fest in den Arm. Minho zog mich hoch. „Alby!", rief Thomas und eilte zu ihm. Der Griever hatte Alby gepackt und zog fester als davor. Ich zog so fest ich nur konnte, doch der Griever ließ nicht locker. „Pass auf sie für mich auf", er guckte zu Newt. Plötzlich ließ er los. Der Griever machte Kehrt. „ALBY!", schrie Thomas. Newt war totenbleich geworden. Ich wischte mir eine Träne aus dem Auge und griff Chucks Hand. „Was passiert hier?", fragte ich erneut. „Leute, passt auf!", rief Minho, da noch zwei Griever angerannt kamen. Chuck stellte sich hinter mich. Minho griff einen Speer und warf ihn mit einem Ruck in den Griever. Ich griff eine Fackel und setzte den anderen Griever in Brand. Auf einmal rannten sie zurück - und zwar ins Labyrinth.
Wir atmeten aus. Gally kam mit ein paar anderen Jungs angelaufen. „Ist das eure Schuld? Minho? Grace?", fragte er aufgebracht. „Gally-", Newt trat vor mich. Ich guckte zu Boden. „Du weißt es doch selbst", sagte Gally zu Newt. „Alby hat sich geopfert.", sagte ich. Gally starrte mich an. Dann setzte er sich auf den Boden. „Wir konnten nichts tun", sagte Minho. „Und was jetzt?", fragte Gally vorwurfsvoll. „Ich meine, guckt euch die Lichtung an.", er drehte sich um. Und er hatte recht. Geradeso ging die Sonne über der Mauer auf und beleuchtete das Chaos. Die Lichtung war verwüstet. Überall brannte es. Bäume waren umgefallen, Felder niedergetrampelt. Alles schien verloren und niemand traute sich was zu sagen.
„Wir können hier nicht mehr länger bleiben.", murmelte Minho mir zu. Ich seufzte nickend.

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